Das Formel-1-Rennen in Monaco findet zwar erst heute statt, das wahre Highlight im Fürstentum ist aber die Qualifikation. Nirgends ist der Startplatz so wichtig wie in den engen Häuserschluchten des Zwergenstaats, die Qualifikation ist die halbe Miete. Beim Spektakel ist die eine schnelle Runde aber mehr, es sind die aufregendsten Minuten der gesamten Formel-1-Saison. Normalerweise gibt es bei Motorsport-Magazin.com eine Rennanalyse, heute gibt es auch eine Qualifying-Analyse.

Max Verstappen riskiert, und gewinnt

Die Zeitenjagd 2023 war ein absoluter Krimi. Zwischenzeitlich durfte sich sogar Esteban Ocon über die provisorische Pole Position freuen. Dann sah es lange so aus, als würde Fernando Alonso zum ersten Mal seit Hockenheim 2012 wieder ein Rennen von ganz vorne starten. Und dann kam Max Verstappen. Es war aber nicht nur ein überlegener RB19, der den Weltmeister zu seiner ersten Monaco-Pole katapultierte.

Nach Miami und Baku war Verstappen eigentlich ein gebranntes Kind: Wer am Ende auf Pole-Jagd geht, muss hoffen, dass vor ihm niemand abfliegt. Doch erneut war es Verstappen, der erst ganz am Ende die Alonso-Aston-Party crashte. Diesmal allerdings gab es andere Gründe für den späten Run.

Denn Verstappen war der einzige Fahrer, der im Q3 drei schnelle Zeiten fuhr. Auf dem ersten Reifensatz fuhr Verstappen nach der Outlap eine schnelle Runde, legte anschließend zwei langsame Runden ein und ging schließlich noch einmal auf Zeitenjagd. Alle anderen Piloten beließen es auf dem ersten Reifensatz bei einem Versuch.

Fernando Alonso pusht wie ein Tier, Ferrari im Blindflug

Dadurch war Verstappen im finalen Umlauf erneut später dran als seine Kollegen. Nachdem Fernando Alonso den ersten Schlagabtausch gewonnen hatte, legte der Spanier im zweiten noch einmal nach. Mit zunehmenden Vertrauen und mehr Grip auf der Strecke fand der Asturier zweieinhalb Zehntel.

"Ich habe gepusht wie ein Tier", funkte Alonso schon nach seinem ersten Versuch. "Ich bin in den beiden Q3-Runden ein Risiko eingegangen, mit dem ich mich nicht mehr wohlgefühlt habe", sagte der Altmeister nach dem Qualifying.

Das Risiko brachte ihn immerhin 22 Tausendstel vor Charles Leclerc. Der Lokalmatador hatte mit seinem Ferrari das ganze Wochenende über zu kämpfen. Kein Auto schlägt in den Straßenschluchten so heftig auf den Asphalt wie der Ferrari. "Man braucht sich nur die Onboards anzusehen, um zu erkennen, wie unsere Köpfe im Vergleich zu den anderen herumfliegen. Dadurch habe ich Schwierigkeiten mit der Sicht", verriet Leclerc. Im Vorjahr standen noch zwei Ferrari in der ersten Startreihe.

Monaco: Dritter Sektor als Verstappen-Sektor

Doch zurück zum Kampf um die Pole Position. Im letzten Versuch hatte Verstappen nur noch eine schnelle Runde. Dadurch musste er die Reifen in der Outlap sofort auf Temperatur bringen. "Meine Outlap war aber nicht ideal, ich musste etwas langsamer fahren als ich wollte, weil ich Verkehr hatte", klagte er. Tatsächlich fuhr er im Mittelsektor fast zehn Sekunden langsamer als in der vorherigen Outlap.

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"Das war kein idealer Start für meine Runde. Deshalb war mein erster Sektor wohl etwas langsamer und anschließend kam die Performance", so Verstappen. Nach den ersten beiden Sektoren lag der WM-Leader fast drei Zehntelsekunden hinter Alonso, der die Bestzeiten in den ersten beiden Sektoren fuhr.

Sektor drei ist nicht einmal einen Kilometer lang. Weniger als 20 Sekunden Fahrzeit blieben Verstappen, die Qualifikation doch noch an sich zu reißen. Der Ausgang ist bekannt. "Wir sind im letzten Sektor das ganze Wochenende über schwach, wir sind dort nur das achtschnellste Team. Dort ist irgendwas, das wir analysieren müssen", so Alonso nach der Qualifikation.

POS Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
1 Alonso 18,496 Alonso 33,844 Verstappen 18,821
2 Verstappen 18,642 Sainz 33,856 Ocon 18,922
3 Leclerc 18,651 Leclerc 33,870 Sainz 18,935
4 Russell 18,665 Verstappen 33,902 Leclerc 18,950
5 Ocon 18,728 Ocon 33,903 Hamilton 19,039
6 Tsunoda 18,746 Hamilton 33,929 Norris 19,071
7 Hamilton 18,757 Gasly 34,003 Gasly 19,089
8 Sainz 18,774 Russell 34,101 Piastri 19,090
9 Norris 18,807 Stroll 34,172 Tsunoda 19,105
10 Piastri 18,839 Tsunoda 34,183 Alonso 19,109
11 Gasly 18,841 Norris 34,258 Russell 19,109
12 Stroll 18,853 Piastri 34,302 Albon 19,161
13 De Vries 18,900 De Vries 34,307 Bottas 19,178
14 Bottas 18,914 Albon 34,347 De Vries 19,221
15 Albon 18,989 Bottas 34,446 Sargeant 19,423
16 Zhou 19,070 Magnussen 34,574 Hülkenberg 19,464
17 Sargeant 19,073 Sargeant 34,617 Stroll 19,469
18 Hülkenberg 19,108 Hülkenberg 34,707 Zhou 19,497
19 Magnussen 19,140 Zhou 34,772 Magnussen 19,556
20 Perez 19,475 Perez 34,813 Perez 19,562

Nach P1 in den ersten beiden Sektoren rangiert der Aston-Martin-Pilot im Schlusssektor nur auf Rang 10. Bei Teamkollege Lance Stroll sieht es ähnlich aus, nur auf deutlich niedrigerem Niveau. Der Kanadier liegt in den ersten beiden Sektoren auf P12 und P9, im dritten Sektor belegt er nur Rang 17.

Aston Martins Schwäche ist Red Bulls Stärke. In der zweiten Schwimmbad-Schikane holte Verstappen fast die gesamte Zeit. Der Niederländer kommt nicht nur schneller an, sondern nimmt durch die Schikane deutlich mehr Speed mit. Als einziges Team kommt Red Bull im vierten Gang durch die neuralgische Stelle. Alle anderen müssen einen Gang runterschalten.

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Fast alle Piloten durchfahren denm zweiten Teil der zweiten Schikane mit einem kurzen Gasstoß, bevor das Gaspedal dann kurz darauf wieder langsam komplett durchgedrückt wird. Verstappen verzichtet darauf, er nimmt die Geschwindigkeit kontinuierlich durch die Kurve.

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Im finalen Versuch touchierte er dabei die Leitplanke ganz leicht. Auch auf der Start- und Zielgraden schrammte er noch mit dem rechten Vorderreifen leicht an der Leitplanke entlang. Nicht nur Alonso pushte sich wie ein Tier aus der Komfortzone heraus. "Weil ich wusste, dass ich hinten lag, habe ich im letzten Sektor einfach alles gegeben. Im Qualifying muss man alles riskieren", sagte Verstappen nach seiner Pole-Runde. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Monaco gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (119 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (105 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (75 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (56 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz Jr. (44 Punkte)
  • 6. George Russell (40 Punkte)
  • 7. Charles Leclerc (34 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (27 Punkte)
  • 9. Lando Norris (10 Punkte)
  • 10. Pierre Gasly (8 Punkte)
  • 11. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 12. Esteban Ocon (6 Punkte)
  • 13. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 14. Oscar Piastri (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (224 Punkte)
  • 2. Aston Martin (102 Punkte)
  • 3. Mercedes (96 Punkte)
  • 4. Ferrari (78 Punkte)
  • 5. McLaren (14 Punkte)
  • 6. Alpine (14 Punkte)
  • 7. Haas (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (2 Punkte)
  • 10. Williams (1 Punkt)