Mit einem neunstündigen Test für Reifen und Nachwuchsfahrer geht am Dienstag nach dem Finale die Formel-1-Saison 2022 offiziell zu Ende. Mit nicht weniger als einer Dreifach-Bestzeit für Ferrari. Carlos Sainz, Charles Leclerc, und Nachwuchspilot Robert Shwartzman führten am Abend die Zeitentabelle an.

Das größte Interesse galt am Dienstag nach dem Abu Dhabi GP aber nicht den Zeiten. Da der Test primär zum Evaluieren der finalen Pirelli-Reifen für die Saison 2023 diente, und die Autos ohnehin ausgedient haben, spielt das Ergebnis kaum eine Rolle. Alle Augen wanderten stattdessen auf eine Reihe an Fahrern, die ihre Debüts bei neuen Teams feierten.

Nico Hülkenberg kehrte mit Haas in die Formel 1 zurück, Fernando Alonso fuhr seine ersten 97 Runden für Aston Martin, Pierre Gasly seine ersten 130 für Alpine. Logan Sargeant absolvierte seinen ersten Auftritt seit der offiziellen Verpflichtung als Williams-Stammfahrer. Nyck de Vries debütierte im AlphaTauri. Und zu guter Letzt durfte Oscar Piastri zum ersten Mal im McLaren der aktuellen Saison sitzen.

Das Ergebnis: Ferrari mit Triple-Spitze beim letzten Test

An der Spitze des Feldes gaben die Etablierten von Ferrari klar den Ton an. Charles Leclerc übernahm schon in der ersten Stunde die Führung und besserte mehrmals leicht nach. Seine Bestmarke wurde erst am Nachmittag von Teamkollege Carlos Sainz geknackt, der nach den ersten vier Stunden den Ferrari von Leclerc übernommen hatte.

P. Fahrer Team Zeit Runden
1 Sainz Ferrari 1:25,245 65
2 Leclerc Ferrari 1:25,383 56
3 Shwartzman Ferrari 1:25,400 116
4 Gasly Alpine 1:25,689 130
5 Verstappen Red Bull 1:25,845 76
6 Albon Williams 1:25,959 118
7 Sargeant Williams 1:26,063 82
8 de Vries AlphaTauri 1:26,111 151
9 Stroll Aston Martin 1:26,263 70
10 Lawson Red Bull 1:26,281 111
11 Doohan Alpine 1:26,297 111
12 Alonso Aston Martin 1:26,312 97
13 Perez Red Bull 1:26,333 88
14 Piastri McLaren 1:26,340 123
15 Drugovich Aston Martin 1:26,595 106
16 Bottas Alfa Romeo 1:26,709 129
17 Hamilton Mercedes 1:26,750 67
18 Norris McLaren 1:26,890 115
19 Hülkenberg Haas 1:27,000 110
20 Tsunoda AlphaTauri 1:27,123 135
21 Fittipaldi Haas 1:27,172 99
22 Vesti Mercedes 1:27,216 124
23 Russell Mercedes 1:27,240 73
24 Pourchaire Alfa Romeo 1:27,591 106

Hinter den beiden Stammfahrern reihte sich dank einer guten Runde in der letzten Stunde noch Robert Shwartzman ein. Er war auch der schnellste Nachwuchspilot. Wie üblich musste jedes Team nämlich ein Auto für einen Nachwuchsfahrer einsetzen. Das zweite Auto durfte ein Stammfahrer pilotieren. Bei Ferrari, Mercedes, Red Bull und Aston Martun fuhren beide Stammfahrer, beim Rest fuhr einer den ganzen Test durch.

Eine Gruppe an Nachwuchs-Fahrern kam so zu einem umfangreichen Testprogramm mit über 100 Runden. Ran durften Liam Lawson bei Red Bull, Jack Doohan bei Alpine, Felipe Drugovich bei Aston Martin, Pietro Fittipaldi bei Haas, Frederik Vesti bei Mercedes und Theo Pourchaire bei Alfa. Williams, McLaren und AlphaTauri nutzten die Tatsache, dass ihre neuen Stammfahrer für 2023 - Logan Sargeant, Oscar Piastri und Nyck de Vries - ebenfalls als Rookies gelten. De Vries fuhr mit 151 Runden ein Mammutprogramm.

Gasly führt Wechsler an, Alonso schwärmt über Aston Martin

Pierre Gasly und Fernando Alonso erhielten von ihren ehemaligen Arbeitgebern die Freigabe, nur zwei Tage nach dem Finale schon bei ihren neuen Teams anzutreten. Gasly fuhr, in neutralem Rennanzug ohne Sponsoren, für Alpine gleich einmal auf den vierten Platz im Endergebnis und führte die Wechsler an. Er schaffte mit 130 auch die drittmeisten Runden.

Pierre Gaslys erste Ausfahrt im AlpineFoto: LAT Images

Fernando Alonso teilte sich das Auto mit Lance Stroll und kam daher "nur" auf 97 Runden. Er musste vertragsbedingt diesen ersten Auftritt nicht nur mit neutralem Rennanzug, sondern sogar mit komplett sponsorfreiem Auto absolvieren. Fahrerisch geriet Alonso nach dem Test gleich ins Schwärmen und sagte, er sei mehr als 100 Prozent glücklich.

Fernando Alonsos Aston Martin war völlig neutralFoto: LAT Images

Nico Hülkenberg belegte bei seinem ersten Auftritt in Vorbereitung auf das große Comeback bei Haas den 19. Platz, nachdem ihn technische Probleme zu Beginn ausgebremst hatten. Am Ende kam er trotzdem auf 110 Runden.

Piastri löst bei McLaren-Debüt ersten Abbruch aus

Die turbulenteste Phase des Tests war der frühe Vormittag. Alonso, der als erster gleich die Boxengasse verlassen hatte, rutschte schon in Kurve 13 kurz von der Strecke. In der ersten Stunde drehten sich dann in kurzer Abfolge Nyck de Vries in Kurve 5, Robert Shwartzman in Kurve 16, und schließlich Liam Lawson ebenfalls in Kurve 5.

Oscar Piastri rollte mit Sensorproblem ausFoto: LAT Images

Nach diesen harmlosen Zwischenfällen folgte nach zweieinhalb Test-Stunden dann die erste rote Flagge: Oscar Piastri stellte seinen McLaren aus Sicherheitsgründen nach einem Sensor-Problem ab. Nachdem das Auto zurück in die Box gebracht wurde, konnte er aber keine 30 Minuten später wieder weiterfahren.

Hülkenberg verliert viel Test-Zeit mit Defekt

Beinahe hätte auch Nico Hülkenberg davor schon für einen Abbruch gesorgt. Der Haas-Pilot musste zu Beginn der zweiten Stunde nach 23 Runden das Auto mit einem Defekt abstellen, konnte aber ohne rote Flagge geborgen werden. Haas brauchte zweieinhalb Stunden, um den VF-22 wieder flottzubekommen. Dann lief es für Hülkenberg ohne Probleme.

Danach wurde der Test nur ein weiteres Mal unterbrochen. Nämlich zu Beginn der fünften Stunde, aber nur für eine Minute, um Teile zwischen den Kurve 3 und 4 wegzuräumen. Lando Norris sorgte in der sechsten Stunde noch für einen kleinen Dreher ohne Folgen in Kurve 13.

Formel 1 testet in Abu Dhabi neue 2023-Reifen für Pirelli

Bei dem Abschlusstest in Abu Dhabi ging es 2023 erstmals wieder primär um das Testen der Reifen für das nächste Jahr. Pirelli brachte zu diesem Zweck die fertigen neuen Reifen in allen fünf Ausfertigungen an die Strecke. Neu ist für 2023 nicht die Gummimischung, dafür aber die Konstruktion. Wie schon zuletzt in Mexiko im Reifentest-FP2 wurde wieder erlaubt, die Reifen mit 70 Grad in den Heizdecken vorzuheizen. Die ursprünglich für 2023 angedachten 50 Grad sind voraussichtlich vom Tisch.

Reifen Stammfahrer Young Driver
C1 1 -
C2 1 -
C3 3 2
C4 3 4
C5 2 2

Die Stammfahrer erhielten für den Test eine andere Reifenauswahl als die Nachwuchsfahrer. Eine Mischung fehlte übrigens: 2023 wird die Palette um eine sechste Option erweitert. Der C1, der hier getestet wurde, wird zum "C0", einem besonders widerstandsfähigen Reifen für Strecken mit sehr hoher Belastung. Dafür wird es nächstes Jahr einen neuen C1 geben, der etwas mehr Grip bieten soll.