Lamborghinis Motorsportabteilung hat sich mit einem höchst erfahrenen Mann aus dem Audi-Schwesterkonzern verstärkt: Stefan Gugger übernimmt zum 01. Mai 2024 fest den Posten des Technischen Einsatzleiters bei der Squadra Corse, nachdem er bereits auf 'Leihbasis' für den italienischen Sportwagenbauer tätig war.

Gugger war bis zuletzt als Projektleiter GT3 sowie Einsatzleiter Strategische Einsätze bei Audi Sport customer racing angestellt und blickt auf eine zehnjährige Laufbahn bei der Marke mit den vier Ringen zurück. 2014 wechselte Gugger nach gut einem Jahrzehnt beim früheren Mercedes-DTM-Team HWA (2003-2013) zu Audi Sport und zählte zu den wichtigsten Stützen im erfolgreichen DTM-Programm der Ingolstädter, unter anderem als Projektleiter.

Stefan Gugger wird Technischer Einsatzleiter bei LamborghiniFoto: Audi Communications Motorsport

Stefan Gugger wird Technischer Einsatzleiter bei Lamborghini

"Stefan Gugger wird uns zum 01. Mai offiziell unterstützen und unser Technik-Team leiten", bestätigte Lamborghini-CTO (Chief Technical Officer) und Interims-Motorsportchef Rouven Mohr vor einer Woche im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich bin froh, dass wir ihn in Absprache mit Audi verpflichten konnten. Er bringt große Erfahrung von Audi und seiner vorherigen Zeit mit."

Lamborghini hat sich mit seiner jungen Motorsportabteilung inzwischen zu einer Top-Adresse im Rennsport gemausert. In der DTM stellen die Italiener mit fünf von Kundenteams eingesetzten Lamborghini Huracan GT3 Evo2 sogar erstmals den Großteil des Starterfeldes.

Im hauseigenen Europa-Markenpokal, der Lamborghini Super Trofeo, gehen diese Saison mehr als 50 Cup-Rennwagen an den Start. Zudem gab das neue Prestige-Projekt, der Lamborghini SC63 auf Basis des LMDh-Reglements, sein Renndebüt in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sowie in der IMSA-Serie.

Der neue Lamborghini SC63Foto: LAT Images

Noch kein neuer Lamborghini-Motorsportchef gefunden

"Wir verfolgen bei der Squadra Corse einen klaren Wachstumsplan und setzen einen Schritt nach dem anderen um", sagte Mohr, der selbst auf eine Karriere bei Audi zurückblickt und seit 2022 die Technik der Serien-Lamborghinis verantwortet. "Dazu gehört auch, im Rahmen unseres erweiterten Motorsportprogramms unser technisches Team zu verstärken."

Guggers Verpflichtung stehe in keiner Verbindung zum offenen Motorsportchef-Posten, der nach dem überraschenden Abgang von Giorgio Sanna Mitte März noch nicht dauerhaft nachbesetzt worden ist. Mohr wollte bzw. konnte sich zu den weiterhin unbekannten Gründen für diese Personalentscheidung nicht äußern, machte aber deutlich, dass er den Job nur interimsweise ausführe, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist.

"Es wäre nicht sinnvoll, das dauerhaft zu machen", sagte der Deutsche. "Das war auch nicht von langer Hand geplant. Das (Sannas Abschied; d. Red.) hat uns selbst überrascht. Wir wollen den richtigen Kandidaten fürs Team, jemanden, der zum Team-Spirit und zur Marke passt. Wir treffen lieber eine saubere Auswahl, statt einen Schnellschuss zu landen."

Lamborghinis WEC-Fahrer: Mirko Bortolotti, Edoardo Mortara und Daniil KvyatFoto: LAT Images

WEC in Spa: Caldarelli ersetzt Mortara im Lamborghini SC63

Motorsport-Magazin.com traf den seit vielen Jahren Rennsport-begeisterten Mohr am 21. April am Rande des WEC-Rennens in Imola. Lamborghini belegte mit seinem Einsatzteam Iron Lynx sowie den Stammfahrern Mirko Bortolotti, Daniil Kvyat und Edoardo Mortara den zwölften Platz im Feld der 19 Hypercars.

"Wir sind den Umständen entsprechend zufrieden", sagte Mohr. "Wir hatten angesichts dieses Wettbewerbs-Niveaus nicht die Erwartungshaltung, einzusteigen und direkt vorne mitzufahren. Das wäre vermessen. Deshalb betrachten wir diese Saison als ein Lernjahr. Das Auto ist alles andere als trivial, es gibt viel zu lernen. Seit Katar (WEC-Saisonauftakt; d. Red.) ist uns ein deutlicher Fortschritt gelungen. Mit Blick auf die durchschnittlichen Rundenzeiten sind wir im Mittelfeld dabei."

Für Lamborghini steht der nächste WEC-Einsatz schon kommende Woche mit dem 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps (11. Mai) auf dem Programm. Beim Lauf in den belgischen Ardennen, der als wichtige Vorbereitung für die nachfolgenden 24 Stunden von Le Mans (15.-16. Juni) gilt, fehlt Einsatzfahrer Mortara. Der 37-Jährige ist wegen des zeitgleich stattfindenden Formel-E-Rennwochenendes in Berlin mit Maserati verhindert. Für Mortara springt Lambo-Werksfahrer Andrea Caldarelli ein, der den SC63 sonst in der IMSA steuert.