Am kommenden Wochenende startet die WEC mit dem 'Super Sebring'-Event in die mit großer Spannung erwartete Saison 2023. Am Freitag, 17. März kämpfen LMH-Hypercars von Ferrari, Toyota, Peugeot, Glickenhaus und Vanwall gegen LMDh-Boliden von Porsche und Cadillac auf der Buckelpiste im US-Bundestaat Florida um den Gesamtsieg.

Vor dem 'Super Sebring', bei dem die WEC mit einem 1.000-Meilen-Rennen (Freitag) und die US-Sportwagenmeisterschaft IMSA mit ihrem 12h-Rennen (Samstag) ein gemeinsames Rennwochenende austragen, verschafft Motorsport-Magazin.com einen Überblick zu allen Hypercar-Herstellern in der WEC.

Cadillac

Bewerber: Cadillac Racing (USA)

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #2 Earl Bamber/Alex Lynn/Richard Westbrook Chip Ganassi
Le Mans #3 Sebastien Bourdais/Renger van der Zande/tba Chip Ganassi
IMSA #1 Sebastien Bourdais/Renger van der Zande Chip Ganassi
IMSA #31 Pipo Derani/Alexander Sims Action Express

Auto-Name: Cadillac V-Series.R

Motor: 5,5-Liter V8-Saug-Motor mit LMDh-Bosch-Einheitshybrid

Chassis: Dallara

Cadillac ist neben Porsche einer von zwei Herstellern, die mit ihrem LMDh-Auto sowohl in der US-amerikanischen IMSA als auch der WEC antreten. Cadillac kehrt 21 Jahre nach dem letzten Einsatz in Le Mans (2002 mit dem Cadillac Northstar LMP) in die Top-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück. Sein Debüt in Le Mans gab der US-Autobauer schon 1950. US-Traditionsteam Chip Ganassi Racing führt die Werkseinsätze in der WEC durch, in der IMSA teilen sich CGR und Action Express Racing mehrere Autos.

Der Cadillac V-Series.RFoto: Cadillac

Vanwall

Bewerber: Floyd Vanwall Racing Team

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #4 Earl Bamber/Alex Lynn/Richard Westbrook ByKolles

Auto-Name: Vanwall Vanderwell 680

Motor: 4,5-Liter V8-Saug-Motor ohne Hybridantrieb

Unter dem Namen Vanwall kehrt das Team des früheren Formel-1- und DTM-Teamchefs Colin Kolles nach zwei Jahren Auszeit zurück auf die Langstrecke. Die Einsätze werden im bayerischen Greding vorbereitet, während das Team mit einer österreichischen Lizenz antritt. Hinter 'Vanwall' verbirgt sich der ehemalige Rennstall, der 1958 die erste Konstrukteurswertung der Formel 1 gewann. 'Vanderwell' führt auf Gründer Tony Vanderwell zurück, die '680' im Auto-Namen steht für die PS-Zahl. Vanwall/ByKolles verzichtet beim selbstentwickelten Chassis auf einen Hybridantrieb und setzt stattdessen auf einen robusten V8-Motor aus dem Hause Gibson. Auch Jacques Villeneuve gibt seine Rückkehr auf der Langstrecke, nachdem der frühere Formel-1-Weltmeister in Le Mans 2008 den zweiten Platz mit Peugeot erzielte.

Der Vanwall Vanderwell 680Foto: LAT Images

Porsche

Bewerber: Porsche Penske Motorsport

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #5 Dane Cameron/Fred Makowiecki/Michael Christensen Penske
WEC #6 Andre Lotterer/Laurens Vanthoor/Kevin Estre Penske
WEC #38 Yifei Ye/Antonio Felix da Costa/Will Stevens JOTA
WEC/IMSA #99 Gianmaria Bruni/tba/tba Proton Competition
IMSA #6 Nick Tandy/Mathieu Jaminet Penske
IMSA/Le Mans #7 Felipe Nasr/Matt Campbell Penske

Auto-Name: Porsche 963

Motor: 4,6-Liter V8-Biturbo-Motor mit LMDh-Bosch-Einheitshybrid

Chassis: Multimatic

Porsche setzt seinen nach dem LMDh-Reglement entwickelten Porsche 963 wie Cadillac 2023 in der WEC sowie der IMSA ein - und liefert als einziger Hersteller schon im Debütjahr dieser Kategorie mehrere Autos an Kunden aus (Liefertermin Ende April). Für die Werkseinsätze in beiden Serien ist der US-Traditionsrennstall Penske Motorsport zuständig, hinzukommen später die Kundenteams JOTA, Proton und JDC-Miller Motorsports. In der WEC will Porsche mit zwei 963 (in Le Mans sogar drei Werks-Autos) an die Erfolge des LMP1-Vorgängers 919 Hybrid anknüpfen und peilt den 20. Gesamtsieg in Le Mans an - pünktlich zum 75. Geburtstag der Zuffenhausener. Der V8-Biturbo-Motor des Porsche 963 basiert auf einem älteren Triebwerk aus dem 918 Spyder und dreht nach einer Komplettüberarbeitung mit bis zu 10.000 Umdrehungen/Minute.

Der Porsche 963Foto: Porsche AG

Toyota

Bewerber: Toyota Gazoo Racing

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #7 Mike Conway/Kamui Kobayashi/Jose Maria Lopez Toyota-Werksteam
WEC #8 Sebastien Buemi/Brendon Hartley/Ryo Hirakawa Toyota-Werksteam

Auto-Name: Toyota GR010 - Hybrid

Motor: 3,5-Liter V6-Twinturbo-Motor mit Eigen-Hybrid

Die fünfmaligen Le-Mans-Sieger und vierfachen WEC-Weltmeister von Toyota haben den GR010 Hybrid für die Saison 2023 überabeitet und mit neuem Bodywork sowie einem kleineren Heckflügel nachgeschärft. Auch am Gewicht wurde unter der Leitung von Toyota Gazoo Racing mit Sitz in Köln eingespart, um das vorgeschriebene Mindestgewicht von 1.400 Kilogramm zu erreichen. Seit dem WEC-Debüt 2021 wurde der Hypercar-Nachfolger des LMP1-Boliden kontinuierlich im Rahmen des Reglements überarbeitet - nicht zuletzt, weil sich die Vorgaben mehrfach geändert haben und Toyota als erster Hersteller überhaupt ein LHM-Rennauto entwickelte. Während der frühere F1-Pilot Kamui Kobayashi als Teamchef und Fahrer in Personalunion genannt ist, ziehen im Hintergrund die höchst erfahrenen Rob Leupen (Teamchef) und Pascal Vasselon (Technischer Direktor) die Fäden.

Der Toyota GR010 HybridFoto: Toyota Gazoo Racing

Ferrari

Bewerber: Ferrari AF Corse

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #50 Antonio Fuoco/Miguel Molina/Nicklas Nielsen AF Corse
WEC #51 Alessandro Pier Guidi/James Calado/Antonio Giovinazzi AF Corse

Auto-Name: Ferrari 499P

Motor: 3,0-Liter V6-Twinturbo-Motor mit Eigen-Hybrid

Ferrari kehrt mit dem neuentwickelten 499P-Hybrid-Hypercar nach genau 50 Jahren werksseitig auf die Langstrecke zurück - pünktlich zum 100. Geburtstag von Le Mans. Den letzten von neun Siegen beim berühmten 24-Stunden-Rennen errangen die Italiener 1965 in Folge einer ab 1960 beginnenden Siegesserie. Beim Fahrzeugnamen setzt Ferrari die Tradition fort, den Hubraum pro Zylinder in Kubikzentimetern anzugeben: 499 Kubikzentimeter pro Zylinder ergeben beim Sechszylinder einen Gesamthubraum von 2.994 Kubikzentimeter. Die Motorendaten basieren auf dem aktuellen Hybrid-Straßen-Ferrari 296 GTB. Das langjährige Werksteam AF Corse setzt beim Lineup mit Ausnahme von Ex-F1-Pilot Antonio Giovinazzi ausschließlich auf Fahrer aus dem GT-Werkskader.

Der Ferrari 499PFoto: LAT Images

Peugeot

Bewerber: Peugeot TotalEnergies

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #93 Paul Di Resta/Mikkel Jensen/Jean-Eric Vergne Peugeot-Werksteam
WEC #94 Loic Duval/Gustavo Menezes/Nico Müller Peugeot-Werksteam

Auto-Name: Peugeot 9X8

Motor: 2,6-Liter V6-Twinturbo-Motor mit Eigen-Hybrid

Peugeot steht mit dem 9X8 vor seiner ersten vollen Saison in der WEC, nachdem die Franzosen 2022 nur drei Rennen als Testläufe unter realen Bedingungen bestritten haben. Dieses Jahr erfolgt damit die Rückkehr zum Heimspiel nach Le Mans, wo Peugeot nach 1992, 1993 und 2009 den vierten Gesamtsieg in Angriff nimmt. Anfang 2012 hatte die Marke mit dem Löwen im Wappen völlig überraschend den Stecker gezogen und sein WEC-Aus verkündet. Der Peugeot 9X8 bleibt durch den Verzicht auf einen Heckflügel der optische Hingucker in der Sportwagen-WM. Die Downforce generiert das Auto vor allem über einen verstellbaren Front-Splitter (in der WEC ist nur ein verstellbares Device erlaubt) und einen mächtigen Heck-Diffusor. An die Abtriebswerte der alten LMP1-Monster reichen die Hypercars reglementbedingt ohnehin nicht mehr heran.

Der Peugeot 9X8Foto: LAT Images

Glickenhaus

Bewerber: Glickenhaus Racing

Fahrer:

Serie Startnr. Fahrer Team
WEC #708 Romain Dumas/Ryan Briscoe/Olivier Pla Glickenhaus-Team
Le Mans #709 Franck Mailleux/tba/tba Glickenhaus-Team

Auto-Name:Glickenhaus 007

Motor: 3,5-Liter V8-Twinturbo-Motor ohne Hybrid

Glickenhaus ist neben Vanwall einer von zwei Privatiers im Starterfeld der WEC und fährt seit 2021 bei ausgewählten Rennen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Die auch vom Nürburgring bekannten Fan-Lieblinge unter der Leitung von James Glickenhaus haben für Le Mans 2023 einen zweiten Glickenhaus 007 gemeldet. Unter der Haube des von Podium Advanced Engineering aus Turin entwickelten Chassis werkelt ein reiner Verbrenner mit einem V8-Twinturbo. Der stammt von Pipo Moteurs aus Frankreich, einem Unternehmen, dass sich einen Namen vor allem in der Rallye-Szene gemacht hat. Glickenhaus nutzte den Windkanal von Sauber für die Entwicklung des Prototypen und wird bei den Einsätzen vom einstigen Audi-Erfolgsteam Joest Racing unterstützt.

Der Glickenhaus 007Foto: LAT Images

Hypercars: Was man sonst noch wissen muss

Es dürfte noch eine Weile dauern, bis Motorsport-Fans das globale und rennserienübergreifende Konzept der WEC-Hypercars und IMSA-LMDh vollumfänglich verstanden haben. Wer sich wundert, warum beim WEC-Saisonauftakt in Sebring nicht auch die LMDh-Autos von BMW und Daytona-Sieger Acura an den Start gehen: Beide Marken wollen sich im ersten Jahr des neuen Reglements voll auf die US-Sportwagen-Meisterschaft fokussieren. BMW hat bereits ein IMSA/WEC-Doppelprogramm für 2024 bestätigt.

Noch etwas verwirrender wird es beim 'Super Sebring', weil neben dem WEC-Auftakt auch das zweite Saisonrennen der IMSA auf der Buckelpiste in Florida steigt. In der IMSA fahren aktuell keine WEC-Hypercars, wobei die Konvergenz zwischen ACO (WEC/Le Mans) und IMSA langfristig darauf abzielen soll, beide Kategorien (LMH und LMDh) in beiden Serien starten zu lassen. 2024 stoßen mit Lamborghini und Alpine zwei weitere LMDh-Hersteller hinzu.