In den ersten vier MotoGP-Rennwochenenden des Jahres 2024 schaffte Marc Marquez jedes Mal den direkten Einzug in Q2, mit Ausnahme des Saisonauftakts in Katar gelang ihm das sogar stets souverän. Ganz anders verlief der Trainingsfreitag in Le Mans für den wieder erstarkten MotoGP-Superstar: Er kam im für die Aufteilung in die beiden Qualifying-Segmente Q1 und Q2 entscheidenden Training am Nachmittag nicht über Rang 13 hinaus. 0,679 Sekunden fehlten ihm auf Spitzenreiter Jorge Martin, 0,279 Sekunden auf den rettenden zehnten Platz.

Die Session begann für Marquez bereits denkbar schlecht. Nach nicht einmal acht Minuten landete er mit seiner Ducati im Kies von Kurve zwölf und musste sich von den Marshals an die Box zurückschieben lassen. "Der Sturz heute war der erste, bei dem ich es übertrieben haben", analysierte Marquez am Freitagabend. Für ihn war es der siebte Crash in der laufenden Saison, seine bisherigen Stürze waren aber allesamt auf andere Faktoren zurückzuführen. Mehrfach leistete sich Marquez Schnitzer bei der Bedienung des Ride-Height-Device, im Amerika-GP stürzte er nach Bremsproblemen und im Jerez-Sprint übersah er eine feuchte Stelle auf der Strecke.

Am Freitag in Le Mans gestand Marquez aber einen klaren Eigenfehler ein: "Man sieht auf den TV-Bildern deutlich, wie ich mit dem Motorrad kämpfe. Ich war nicht geschmeidig genug, meine Linie war nicht sauber und ich hatte in diesem Moment zu viel Schräglage." Dem vierfachen Le-Mans-Sieger wäre anschließend noch ausreichend Zeit für eine Verbesserung geblieben, doch Marquez gelang keine fehlerfreie Runde.

"Das war der erste schwierige Freitag für mich", analysierte der Ducati-Neuzugang. "An den bisherigen Rennwochenenden ist alles ziemlich einfach gewesen, meine Pace war gut und ich konnte locker in Q2 einziehen. Hier haben wir aber größere Probleme. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das in Le Mans der Fall ist. Das kann passieren, jedoch müssen wir jetzt verstehen was schiefgelaufen ist und dementsprechend reagieren."

Marc Marquez beim Jerez-Test: Der Ursprung der Probleme?Foto: Tobias Linke

Marquez hat für sich auch schon eine klare Schwachstelle identifiziert: "Mein Problem ist, dass ich das Vorderrad zu sehr belaste, weil ich am Heck kein Gefühl habe. Das muss sich ändern, denn mit diesem Motorrad musst du am Hinterrad das volle Potenzial abrufen. Schaffst du das nicht, wirst du Probleme haben - so wie ich heute." Er und seine Gresini-Crew hatten zuvor bei der Abstimmung der Ducati Desmosedici GP23 eine neue Richtung eingeschlagen. Das veränderte Setup kam erstmals beim Montagstest in Jerez zum Einsatz, war dann auch im FP1 von Le Mans zu sehen und wurde schließlich am Freitagnachmittag an beiden Motorrädern von Marc Marquez angewandt.

Marc Marquez und Gresini: Hektischer Le-Mans-Samstag steht bevor

Möglicherweise ist man auf der Suche nach mehr Performance also in eine Sackgasse eingebogen. "Es gibt jetzt einige Fragezeichen für uns. Vielleicht müssen wir einen Schritt zurück machen", überlegte auch Marquez selbst am Freitag. Er und sein Team haben nun 30 Minuten im 2. Freien Training am Samstagmorgen zur Verfügung, um wieder auf den rechten Weg zurückzufinden. Dann geht es für Marquez direkt in ein stark besetztes Q1 (10:50 Uhr), in dem er sich unter anderem mit Enea Bastianini, Brad Binder und Bruder Alex um die verbleibenden beiden Plätze für Q2 streiten muss.