Es war die wohl größte Neuigkeit der bisherigen MotoGP-Saison 2024: Formel-1-Eigentümer Liberty Media will MotoGP-Promoter Dorna Sports übernehmen. Diese Nachricht machte bereits Ende Februar die Runde, seit dem 1. April herrscht Klarheit. Noch ist der Deal zwar nicht fix, bis Ende dieses Jahres soll er es aber sein. Einzig ein Verstoß gegen das EU-Wettbewersrecht könnte den Machtwechsel in der Königsklasse noch verhindern, Sorgen gibt es diesbezüglich von Seiten Liberty Medias aber nicht.

Die MotoGP-Piloten können sich daher seelisch und moralisch schon einmal auf einen neuen Eigentümer ihrer geliebten Rennserie einstellen. Während der bevorstehende Machtwechsel bei vielen Fans eher für Bauchschmerzen sorgte und auch Motorsport-Magazin.com zu einer Warnung veranlasste, wird Liberty Media von den MotoGP-Fahrern mit offenen Armen empfangen. Diese freuten sich am Rande des Amerika Grand Prix in Austin ausschließlich über ihre neuen Eigentümer, negative Stimmen waren keine zu hören. Stattdessen überwiegt die Hoffnung auf einen ähnlichen Popularitätsanstieg wie in der Formel 1.

Liberty Media will die MotoGP! Verhindert die EU den Deal?: (05:55 Min.)

MotoGP-Piloten hoffen: Dank Liberty Media mehr Bekanntheit?

"Das ist wirklich sehr cool", strahlte etwa KTM-Pilot Brad Binder und erklärte: "Wenn du dir ansiehst, welches Level die Formel 1 mittlerweile erreicht hat, dann ist das immens. Selbst alle Leute, die nur sporadisch bei den Rennen zusehen, kennen alle Fahrer und andere Beteiligte. Sie [Liberty Media, Anm.] haben in diesem Bereich großartige Arbeit geleistet. Ich bin mir sicher, dass sie auch der MotoGP sehr gut tun werden."

WM-Leader Jorge Martin stimmt seinem Kontrahenten zu. "Das ist eine wirklich gute Neuigkeit für die MotoGP. Ich habe mit Carlos Ezpeleta darüber gesprochen und er war sehr glücklich", berichtet er. Der Sohn von Carmelo Ezpeleta ist bei der Dorna als Chief Sporting Officer für die sportlichen Belange der MotoGP verantwortlich. Zwischen den Zeilen ließ dieser bereits durchklingen, dass sich auch unter Liberty Media nichts am Sport verändert wird. "Er ist ein cleverer Boss. Wenn er glücklich ist, bedeutet das, dass dies ein guter Moment für die MotoGP ist", interpretiert Martin und hofft: "Es wäre großartig für uns Fahrer, wenn wir den Sport größer und bekannter machen könnten."

Die MotoGP will unter Liberty Media noch bekannter werdenFoto: gp-photo/Ronny Lekl

Aleix Espargaro: MotoGP nicht so bekannt, wie sie sollte

Auch Aleix Espargaro, mit 34 Jahren der Routinier im MotoGP-Feld, griff nach Bekanntwerden der News gleich zum Telefon und sprach mit Carlos Ezpeleta über den bevorstehenden Matchwechsel. "Er hat mir gesagt, dass wir geduldig bleiben sollen, weil sie erst verstehen müssen, in welche Richtung sie gehen wollen. Du kannst nicht einfach alles aus der Formel 1 auf uns kopieren, weil es unterschiedliche Sportarten sind, die unterschiedlich funktionieren", berichtet er. "Aber ganz ehrlich: Es sieht sehr vielversprechend aus!"

Als die MotoGP im Spätsommer 2022 mit den Sprints die letzte große Veränderung in der Königklasse ankündigte, zählte Espargaro noch zu den größten Kritikern. Diesmal blickt er dem Umbruch gespannt entgegen - vielleicht auch, weil seine eigene Zukunft ohnehin noch nicht fixiert ist und somit auch nicht klar, ob der Aprilia-Pilot die Liberty-Ära überhaupt noch aktiv miterleben wird. "Ich versuche immer, neue Dinge auszuprobieren und neue Herausforderungen Willkommen zu heißen. Ich weiß, dass wir mehr Leute erreichen müssen, weil wir am Ende des Tages eine Show sind - eine der besten auf der Welt, die aber nicht so bekannt ist, wie sie es sollte."

Das hat auch Dorna Sports längst erkannt und sich mit dem Verkauf an Liberty Media echte Experten in Sachen Reichweitengewinnung ins Boot geholt. In der Formel 1 gelang den Amerikanern vor allem durch moderne Social-Media-Strategien und die Netflix-Serie 'Drive to Survive' ein enormer Interessenboom. Ob das in der MotoGP auch klappen wird? "Liberty kann eine großartige Wahl sein. Wir haben gesehen, was sie in der Formel 1 erreicht haben. Ich denke, dass das auch mit der MotoGP passieren kann", meint Enea Bastianini.

Valentino Rossi war auch weit über die MotoGP hinaus bekanntFoto: Yamaha

MotoGP braucht wieder große Namen - Liberty wird helfen

Ducati-Teamkollege Francesco Bagnaia findet ähnliche Worte: "Wir haben schon eine großartige Show, aber wir müssen bekannter werden. Ich denke, dass Liberty einige gute Ideen hat, um unsere Situation, die ohnehin schon gut ist, noch weiter zu verbessern. Und das werden sie auch schaffen, weil sie wissen, was zu tun ist. Die Formel 1 hat ihren höchsten Punkt aller Zeiten erreicht, daher kann das auch für die MotoGP eine tolle Gelegenheit sein." Marc Marquez ergänzt: "Wir müssen die junge Generation erreichen und wieder Namen wie Valentino Rossi, Pedrosa, Lorenzo oder Stoner schaffen. Große Namen, die auch über den Sport hinaus bekannt waren. All das wird [mit Liberty Media] gelingen."