Seit vielen Jahren ist Ducati der MotoGP-Klassenprimus, wenn es um Motoren geht. Kein Konkurrent kommt an die Power des V4-Triebwerks aus Borgo Panigale heran. Für 2022 wollte man nach zwei Saisons Entwicklungsverbot in der MotoGP bei Ducati noch einmal ein Schäufelchen nachlegen.

"Wir haben viel verändert. Es ist ein völlig neuer Motor", erklärte Technikchef Gigi Dall'Igna Anfang Februar. "Das Ziel war wie immer, mehr Leistung zu finden. Das war und ist unsere Philosophie. Gleichzeitig geht es aber natürlich darum, die Fahrbarkeit des bisherigen Motors zu erhalten. Das ist uns gut gelungen. Wir haben ganze Arbeit geleistet."

MotoGP-Fahrer beziehen Stellung zum Ride-Height-Verbot: (08:16 Min.)

Eine Einschätzung, die Ducati-Speerspitze Francesco Bagnaia anscheinend nicht teilte. Er klagte bei den Wintertests über die Fahrbarkeit des neuen Motors. Der setze die rund 300 Pferdestärken zu brutal frei. Eine Charakteristik, die dem geschmeidigen Bagnaia nicht gefiel. Ducati reagierte auf das Feedback des Vizeweltmeisters und kreierte eine Hybrid-Version, die zum Großteil aus dem 2022er-Motor besteht, aber mit Teilen des Vorjahrestriebwerks bestückt ist.

Diese Version wurde schließlich am Donnerstag in Katar vom Ducati-Werksteam homologiert. Das bedeutet, dass auch Jack Miller diesen Motor einsetzen wird, da pro Team nur eine Motorenspezifikation erlaubt ist. Die anderen Ducati-Fahrer auf einer 2022er-Maschine - Johann Zarco, Jorge Martin und Luca Marini - werden den von Bagnaia abgelehnten völlig neuen Motor einsetzen. Marco Bezzecchi, Enea Bastianini und Fabio Di Giannantonio auf den Vorjahresmaschinen müssen logischerweise mit dem 2021er-Motor an den Start gehen.

Jack Miller muss sich bei Ducati unterordnenFoto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die unterschiedlichen Motorenspezifikationen im Laufe des Jahres verhalten. Denn während der Saison herrscht ja ein generelles Motorenentwicklungsverbot in der MotoGP, das 2022 nur für Concession-Hersteller Aprilia nicht gilt.

Ducati: Bestes Motor für jeden Fahrer

Die Ducati-Führungsebene reagierte am Freitag verstimmt auf die Berichte zur Motorenauswahl. "Ich verstehe nicht, wieso die Leute ständig über Ducati reden. Honda hatte bei den Tests drei unterschiedliche Spezifikationen im Einsatz", echauffierte sich Teammanager Davide Tardozzi im Gespräch mit MotoGP-Pitlane-Reporter Simon Crafar.

"Pecco hat nicht gesagt, dass der 2022er-Motor schlecht ist und er die 2021er-Version will. Das ist Bullshit. Als Hersteller kann man jedem Fahrer den Motor geben, der am besten zu seinem Stil passt und das haben wir bei Pecco und Jack gemacht. Andere Fahrer wollten einen anderen Motor."

Francesco Bagnaia sprang seinem Teammanager in seinem Videocall nach dem 2. Training zur Seite: "In den MotoGP-Nachrichten geht es immer nur um Ducati! Über das, was die anderen Hersteller machen spricht wieder niemand", zeigte sich der Vizeweltmeister verstimmt und erklärte: "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, nachdem wir in Indonesien gesehen haben, dass diese Version das größte Potenzial hat."

Bagnaia und Miller glauben an Ducati

Denn bei dem nun homologierten Motor handelt es sich nicht etwa um ein Experiment, sondern um eine Variante, die bereits im Winter zu Vergleichstests herangezogen wurde. "Ich war damit auf mehr als einer Strecke schneller. Wir glauben daher, dass dieser Motor jener ist, mit dem wir gewinnen können."

Jack Miller ist auch von der Ducati-Entscheidung überzeugt: "Ducati tut seit Jahren alles, um uns das bestmögliche Material zur Verfügung zu stellen. Wieso sollten sie uns auch etwas geben, von dem sie glauben, dass es schlecht für uns wäre? Mir ist das egal. Ich setze mich auf jedes Motorrad, das ich bekomme."