Brad Binder hat in der MotoGP bereits viel erreicht. In jeder seiner beiden Saisons in der Königsklasse konnte er ein Rennen gewinnen. 2021 war er als Sechster der Gesamtwertung auch bester KTM-Pilot. Eine Bilanz, die sich definitiv sehen lassen kann. Und doch: Binder hätte in den letzten zwei Jahr noch viel größere Erfolge feiern können.

Die Rennpace des Südafrikaners ist oft erstaunlich, Bindersche Aufholjagden am Sonntag sind beinahe normal geworden. Diese sind aber auch nötig, denn am Freitag und Samstag macht er sich regelmäßig selbst das Leben schwer. Nach schwachen Trainings geht es für ihn oft in Q1 und dort misslingt dann immer wieder auch der Aufstieg in das so wichtige Q2.

Binders Statistik ist faszinierend oder erschreckend, je nach Blickwinkel. Seine durchschnittliche Startposition im Vorjahr betrug 14,22, bei Zielankunft im Grand Prix lag er im Schnitt auf Platz 7,82. Keines der Rennen der Saison 2021 beendete er schlechter als er es gestartet war. In Jerez fiel Binder aus, in den verbleibenden 17 GPs machte er 15-mal Boden gut. Besonders stark zeigte er sich in Spielberg I (zwölf Plätze nach vorne), Katar II, Portimao I (je zehn), Assen, Spielberg II, Misano II, Portimao II und am Sachsenring (je neun).

"Glücklicherweise funktioniert es am Sonntag immer ganz gut für mich, aber die schlechten Qualifyings haben mir schon viele schlaflose Nächte beschert", gestand Binder am Donnerstag im Rahmen der KTM-Teampräsentation. "2021 ist mir in der zweiten Saisonhälfte eine leichte Steigerung gelungen, aber ich brauche einen weiteren Schritt. Die Samstage sind schon etwas besser, aber der Freitag noch nicht gut genug."

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Diese Schwäche will Binder 2022 ablegen. "Wenn ich mit dem Motorrad besser eingespielt bin, sollte ich auch schneller auf Touren kommen. Ich hoffe, dass das in meiner dritten MotoGP-Saison eine natürliche Entwicklung ist", so der 26-Järhige. "Es geht um das Feeling auf dem Motorrad. Wenn ich mich gut fühle, ist alles total einfach. Wenn mir das Vertrauen in das Bike fehlt, kann ich aber nicht sofort voll pushen. 2021 haben wir viel am Motorrad herumgespielt und da war ich mir oft nicht sicher, wo jetzt das Limit ist. Mehr Stabilität von Rennwochenende zu Rennwochenende würde mir da sicher helfen."

Eine Forderung, die ihm KTM erfüllen will. Mit der Verpflichtung von Francesco Guidotti als Team-Manager und Fabiano Sterlacchini als neuem Technischen Direktor soll eine klarere Entwicklungsrichtung erzielt werden und die Einsatzfahrer somit am Rennwochenende mit weniger Testverpflichtungen belastet werden.