Marc Marquez steht beim MotoGP-Rennen am Sachsenring zum neunten Mal in Folge auf Pole Position. Ist somit der neunte Sieg in Serie auf der Kultstrecke am Sonntag nur noch Formsache? Keineswegs, wenn man den Aussagen der MotoGP-Piloten nach dem Qualifying Glauben schenkt.

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"Das wird morgen ein großer Kampf. Ich erwarte mindestens zehn Fahrer an der Spitze", meinte etwa Cal Crutchlow. Folgt auf den Leckerbissen in Assen am Sachsenring die nächste Gala? Marc Marquez selbst ist noch skeptisch: "In Assen ist der Windschatten viel wichtiger als hier, wo man seinen eigenen Rhythmus finden muss."

Werden die Rundenzeiten absacken?

Vor allem der Reifenfaktor könnte für ein spannendes Rennen sorgen. Denn die heißen Temperaturen samt starkem Verschleiß sind für MotoGP-Rennen am Sachsenring ungewöhnlich, was einige Fahrer in den Anfangsrunden zu verhaltener Fahrweise anhalten könnte. "Jeder wird die Reifen mehr verschleißen als sonst hier üblich. Damit rechne ich fix und das wird den Rennverlauf auf jeden Fall prägen", ist sich Andrea Dovizioso sicher.

MotoGP-Weltmeister Marc Marquez pflichtet seinem Vize in dieser Frage bei: "In den ersten zehn Runden auf neuen Reifen werden alle schnell sein. Danach könnte es aber kompliziert werden." Genau deshalb erwartet Dovizioso eine taktische erste Rennhälfte: "Gegen Mitte des Rennens wird es bei den Reifen den ersten großen Abbauschritt geben. Für den zweiten Teil der Distanz kann man daher nur erahnen, was sich wirklich abspielen wird."

Cal Crutchlow erklärt warum: "Keiner von uns hat heute oder gestern die vollen 30 Runden auf einem Reifensatz absolviert. Ich hatte maximal 20 und somit fehlen die entscheidenden zehn. Somit haben wir keine Ahnung, wie lange der Michelin tatsächlich durchhält. Der weiche Hinterreifen ist sicher schneller, aber auf die Distanz ist sicherlich der Medium besser."

Wagt jemand eine Flucht?

Somit könnte es bei unterschiedlichen Reifenstrategien zu Ausreiß-Versuchen kommen. "Einige versuchen das ja immer, aber ich glaube nicht, dass so etwas am Sonntag den Sieg bringen kann", analysiert Dovizioso. Ein Fahrer, der für seine Solofluchten bekannt ist und damit schon mehrfach Erfolg hatte, steht am Sonntag sogar in der ersten Reihe: Jorge Lorenzo.

Der zweifache Saisonsieger lässt sich aber noch nicht in die Karten schauen: "Normalerweise starte ich auf der Ducati gut, daher will ich das auch am Sonntag machen. Es ist aber nicht so wichtig, die Führung zu übernehmen. Es geht eher darum, Reifen und Energie für die letzten 15 Runden zu sparen."

Crutchlow übte sich am Samstag sogar im Tiefstapeln und versuchte Ducati den Favoriten-Joker zuzuspielen: "Ducati dürfte hier den besten Grip haben und falls einer von denen den weichen Reifen einsetzt, könnten sie ihn über die Distanz bringen."

Marc Marquez bleibt Favorit

Gemäß der nackten Zahlen bleibt aber Marc Marquez der Topfavorit am Sonntag: Er ist seit acht Jahren auf dem Sachsenring ungeschlagen und holte seine Pole Position am Samstag in neuer Rekordzeit. Allerdings muss er nicht um jeden Preis letztes Risiko gehen, denn in der WM-Wertung hat er bereits 41 Punkte Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger.

Eine Null zu verhindern ist somit oberstes Gebot, das für Marquez sogar höher steht als ein neunter Sieg auf dem Sachsenring. "Am Ende des Jahres erinnert sich niemand daran, wer das Rennen hier gewonnen hat. Aber jeder wird sich daran erinnern, wer den WM-Titel gewonnen hat. Eines Tages wird mich sowieso jemand hier schlagen, daher ist mit die Weltmeisterschaft wichtiger."

Und vielleicht ist genau das die große Chance für seine Gegner.