Repsol-Honda-Superstar Marc Marquez sendete zum Auftakt des Mugello-Wochenendes ein deutliches Lebenszeichen, fuhr mit persönlicher Bestzeit von 1:47.643 Minuten zu Tagesrang zwei hinter Andrea Dovizioso auf Ducati (+0,164). Knapp zwei Wochen nach dem Honda-Desaster in Le Mans zeigte sich vor allem der Weltmeister deutlich auf dem aufsteigenden Ast, ließ die beiden Yamaha-Rivalen Jorge Lorenzo (P3, +0,209) und Valentino Rossi (P9, +0,568) hinter sich.

Während sämtliche Honda-Piloten in Le Mans noch massiv unter dem zu aggressiven Motor und dessen schwieriger Fahrbarkeit litten, brachten das veränderte Streckenlayout, das deutlich wärmere Wetter sowie auch zielgerichtete Anpassungen der Elektronik der RC213V-Rennmaschinen sehnlichst erwünschte Fortschritte. Vor allem machte sich aber die längere Übersetzung der Gänge auf dem "Vollgas-Kurs" positiv bemerkbar.

Marquez' Teamkollege Dani Pedrosa drehte am Freitag zwar die zweitmeisten Runden (39), kam mit seiner schnellsten Runde von 1:48.43 (+0,956) dennoch nicht über Gesamtrang 14 hinaus. Nach seiner schwierigen Armpump-Operation und wochenlanger Pause befindet sich der kleine Katalane noch immer in der schwierigen Eingewöhnungsphase.

Mugello löst Hondas Motoren-Dilemma

Die deutlich gesteigerte Konkurrenzfähigkeit auf einem der technischsten Kurse des Kalenders hinterließ bei Marquez ein positives Gefühl. "Der Tag verlief für uns wirklich gut, denn wir waren konstant schnell unterwegs und haben uns schon früh am Wochenende in der Spitze etabliert. Viel positiver als die guten Zeiten ist jedoch die Tatsache, dass wir die äußerst hinderlichen Schwierigkeiten mit unseren Motoren nun besser in den Griff bekommen haben", resümierte der Weltmeister.

Dani Pedrosa lag am Freitag lediglich bei der Runden-Anzahl vor Marc MarquezFoto: Repsol Honda

Zur Erklärung: Der leistungsstarke Honda-Motor neigt vor allem bei kurz übersetzten Gängen dazu, viel zu viel Leistung zu entwickeln (ein Phänomen, das sich bei kühlem Wetter wie in Le Mans noch verstärkt). Vor allem am Kurvenausgang zeigten sich die Honda-Bikes beim Frankreich-GP auf der Front daher unfahrbar, da diese dort starken "Schlingerbewegungen" ausgesetzt waren. Auch in der späteren Beschleunigungsphase hatten die RC213V massiv mit Wheelies zu kämpfen. Während Pedrosa und die beiden Satellitenpiloten Scott Redding und Cal Crutchlow stürzten, rettet sich Marquez mit großem Rückstand immerhin noch als Vierter ins Ziel.

Wie der Weltmeister gegenüber Motorsport-Magazin.com verriet, braucht der Klassenprimus der vergangenen Jahre in Mugello keine Wiederholung zu befürchten: "Hier ist das Bike mehr auf Top-Speed abgestimmt, da das Layout mit der sehr langen Geraden und vielen Vollgaspassagen das eben so erfordert. Die Gänge sind länger übersetzt, weswegen der Motor seine Leistung gleichmäßiger und weicher freigibt, was für uns sehr gut ist. Wir haben aber auch mit der Elektronik einen großen Schritt nach vorne gemacht und sollten hier viel besser aufgestellt sein als noch in Le Mans."

Pedrosas Puzzlespiel erfolgsversprechend?

Bei bereits 33 Punkten Rückstand auf Rossi und der aktuellen Topform Lorenzos ist Marquez in der Tat bereits gefordert, will er im Kampf um die Weltmeisterschaft nicht schon früh noch deutlicher ins Hintertreffen geraten: "Ich weiß, dass es für mich hier um viel geht, vor allem, weil meine direkten Konkurrenten allesamt stark sind. Wir brauchen ein gutes Ergebnis, aber heute war schon mal ein vielversprechender Start. Es ist noch nicht alles perfekt, aber wir haben noch genug Zeit an diesem Wochenende."

Dani Pedrosa fuhr den eigenen Ansprüchen weit hinterherFoto: Tobias Linke

Pedrosa hingegen war mit dem Ergebnis seiner Fleißarbeit am Freitag nicht wirklich zufrieden: "Die Position ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt haben, aber heute ist das kein Desaster. Natürlich müssen wir aber verstehen, was das Problem war. Ich habe heute viele Runden auf den Rennreifen gedreht, weswegen die Rundenzeiten da ohnehin irrelevant waren. Am Ende hatte ich aber auf der weicheren Mischung größere Probleme. Wir denken, dass es mit der Elektronik zusammenhängt, und müssen das natürlich bis morgen abstellen."

Zumindest körperlich zeigt Pedrosa immer mehr und mehr Fortschritte: "Meine Fitness ist bereits wieder viel besser, wie auch das Gefühl im Arm. Mir fehlt noch etwas der Rhythmus, aber wir kommen dichter ran." Sein Plan für das restliche Wochenende ist nach dem "Testfreitag" kein Geheimnis: "Wir haben heute auf vielen Baustellen gearbeitet - Reifen, Elektronik, aber auch einen neuen Schwungarm getestet. Wir versuchen verschiedene Dinge, aber momentan fehlt leider noch ein bisschen. Morgen wollen wir alle Puzzleteile zusammensetzen und eine schnelle Runde in Q2 zusammenbekommen."