Die ersten Tests zur MotoGP 2014 in Valencia wurden erwartungsgemäß zu 'Marc-Marquez-Festspielen'. Der frischgebackene Weltmeister erzielte nicht nur an seinen beiden Trainingstagen die überlegene Bestzeit, sondern mit einer Zeit von 1:30.287 Minuten auch die schnellste Runde überhaupt. Direkt hinter Marquez deutete Bradley Smith das Potential seiner Kunden-Yamaha an und belegte mit rund drei Zehntelsekunden Rückstand etwas überraschend Rang zwei. Stefan Bradl, der an allen drei Testtagen konstant schnell in der Spitze fuhr, reihte sich wie schon am Vortag auf Platz drei ein.

Hinter Bradl lagen noch die beiden Honda-Piloten Dani Pedrosa und Alvaro Bautista innerhalb einer Sekunde zum Spitzenreiter. MotoGP-Rookie Paul Espargaro zeigte bereits an seinem dritten Tag sein riesiges Potential und platzierte sich lediglich 1,2 Sekunden hinter Marquez auf Platz sechs. Andrea Iannone, Aleix Espargaro, Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow komplettierten die ersten Zehn. Bei bewölktem Himmel aber angenehmen zwanzig Grad testeten wie bereits am Montag auch lediglich vierzehn Fahrer, obwohl der angekündigte Regen ausblieb. Michele Pirro, Nicky Hayden, Hiroshi Aoyama und Michael Laverty komplettierten das Aufgebot, platzierten sich jedoch außerhalb der Top-10.

Nachdem Weltmeister Marquez am Vortrag drei verschiedenen Prototypen der neuen Honda-Werksmaschine für 2014 getestet hatte, drehte er sämtliche seiner 56 Runden am Mittwoch lediglich auf einem Motorrad. "Heute habe ich mich grundsätzlich auf ein Bike konzentriert - den besten Prototyp von gestern", verrät Marquez. "Wir haben uns die meiste Zeit auf die Elektronik konzentriert und versucht, einen Kompromiss mit dem Spritverbrauch und der Power zu finden. Wir haben dennoch einiges verbessert und verschiedene Dinge mit dem Setup ausprobiert, um herauszufinden, wie das mit diesem Bike funktioniert. Ich denke, wir konnten für Honda gute Informationen sammeln, mit denen das Team unsere Maschine über den Winter noch etwas verbessern kann. Ich hoffe, wir können uns dann beim Malaysia-Test nochmals steigern."

Auch in welchen Bereichen sich seine neue Maschine im Vergleich zum Weltmeister-Motorrad von 2013 verbessert hat, verriet Marquez: "Der Grip am Hinterrad etwas besser, auch der Kurvenausgang ist etwas stabiler. Den Grip müssen wir trotzdem etwas verbessern und hinten und vorne am Kurvenausgang noch etwas mehr Stabilität reinbekommen, dann bin ich auch mit der neuen Maschine sehr zufrieden".

Honda-Teamkollege Dani Pedrosa sieht noch starken Entwicklungsbedarf an seiner Maschine, geht jedoch davon aus, dass er wohl erst zum Saisonauftakt 2014 eine perfekt abgestimmte Werkshonda fahren kann: "Das Gefühl auf der neuen Maschine war zwar positiv, aber definitiv anders als auf der RC213V von 2013. Wir waren nicht schneller oder besser mit dem neuen Bike, denn es gibt zwar viele positive Entwicklungen, jedoch liegen wir in Sachen Bremsstabilität und dem seitlichen Grip gegenüber der alten Maschine zurück. Zudem wissen wir noch nicht, welche Setup-Einstellungen wir wählen müssen, um auf allen Strecken konstant schnell zu sein."

Wie auch Marquez testete Pedrosa am Mittwoch lediglich auf seinem besten Motorrad, nachdem er am Tag davor noch zwischen mehreren Prototypen hin und her gewechselt hatte. "Ich habe nach gestern einen klaren Favoriten und habe die Testfahrt heute dazu genutzt, mich an die Maschine zu gewöhnen und einige Neuerungen zu testen." Angesichts der vielen noch bestehenden Probleme will Pedrosa noch keine Zukunftsprognosen abgeben, verrät jedoch, dass auch Marquez ähnliche Schwierigkeiten hatte wie er: "Ich habe mich mit Marc kurz unterhalten, und obwohl wir verschiedene Situationen und Einstellungen anders gefühlt haben während der Fahrt, liegen unsere Probleme dennoch in den selben Bereich, nämlich dem Grip auf dem Hinterrad und dem seitlichen Grip. Wir müssen die drei weiteren Tests vor dem Saisonauftakt nun dazu nutzen, ein perfektes Setup hinzubekommen, mit dem wir auf allen Strecken eine gute Ausgangsposition haben."

Auch Pramac Ducati-Pilot Andrea Iannone, der vor beiden Werksmaschinen und Testfahrer Pirro lag, zeigte sich von seinem Resultat äußerst angetan: "Alles in allem liefen diese drei Tage sehr gut", resümierte Iannone. "Ich war auf den abgefahrenen Reifen viel konstanter als an einem normalen Rennwochenende. Ich bin meine beste Runde sogar auf einem gefahren, der schon zwölf Runden runter hatte und das ist gut." Der Italiener testete am Mittwoch einen neuen Rahmen, den Dovizioso schon während der Saison fuhr. "Er ist ein bisschen besser. Ich habe mehr Gefühl im Kurveneingang, konnte auf den Bremsen härter sein und als Ergebnis dessen war ich in der Kurve etwas schneller. Mal sehen, was wir nun in Sepang testen, aber momentan bin ich glücklich, dass Gigi da ist. Obwohl er erst angekommen ist, scheint er eine sehr positive Person zu sein."

Andre Dovizioso, der mit seiner Betzeit von 1:31.716 Minuten den neunten Rang belegte, ist mit seinem Tagesergebnis und dem Entwicklungsfortschritt des Teams im Gegensatz zu Marquez und Iannone keinesfalls zufrieden: "Heute haben wir nur ein paar Kleinigkeiten getestet – Kupplung, Gas, Hinterbremse. Unsere Rundenzeit war ganz gut, die Verhältnisse sind aber auch besser als am Wochenende. Leider haben wir keine großen Neuigkeiten hier die wir testen können. Ich würde sagen, dass die Probleme beim Einlenken zu 50 Prozent daran schuld sind, dass wir so weit zurück liegen. Es ist aber sicher nicht der einzige Grund. Unsere Gegner sind so stark, sowohl was die Motorräder als auch die Fahrer betrifft, dass wir auch ohne dieses Problem nicht mithalten könnten."

Dass sein Team den Entwicklungs-Rückstand bis zu den nächsten Tests im Februar in Sepang aufholt, glaubt der Italiener nicht. "Wir haben nicht genug Zeit, um in Sepang mit einem völlig neuen Projekt aufzutauchen. Ich will nicht sagen, dass wir gar nichts tun können, aber die Zeit ist knapp, weil wir uns während der Saison kaum verbessern konnten. Das Wichtigste ist jetzt, zu verstehen wo das Problem liegt und den Hebel an der richtigen Stelle anzusetzen. Das brauchen wir, nur so können wir aufholen."