Juan Pablo Montoya hat die dramatische Niederlage im Titelkampf 2015 offenbar gut verarbeitet. Der Kolumbianer gewann in beeindruckender Manier den IndyCar-Saisonauftakt in St.Petersburg/Florida. Nach einem verhaltenen Rennauftakt zündete er im zweiten Stint den Turbo und ließ den in der Folge chancenlosen Simon Pagenaud hinter sich. Ryan Hunter-Reay schnappte sich zwei Runden vor Schluss den dritten Platz von Helio Castroneves. Stark auch die Leistung von Takuma Sato, der nach einem Fahrfehler zu Beginn ans Ende des Feldes durchgereicht wurde, schlussendlich jedoch Rang sechs belegte. Alexander Rossi belegte bei seinem Debüt Rang 12, Max Chilton wurde 17.

Die Startaufstellung: Das Qualifying war geprägt von einer erdrückenden Penske-Dominanz. Alle vier Boliden belegten die ersten vier Plätze, Polesetter war Will Power. Doch wenige Stunden vor dem Rennstart kam die ernüchternde Nachricht: Power kann aus Krankheitsgründen nicht antreten. Für ihn übernahm Oriol Servia das Auto mit der Nummer 12, jedoch musste er - da er nicht am Qualifying teilgenommen hatte - von ganz hinten starten. Somit erbte Simon Pagenaud die Pole vor Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya. Scott Dixon startete als Vierter, gefolgt von Ryan Hunter-Reay und Graham Rahal.

Der Start: Der Start verlief ruhig und kontrolliert, Zwischenfälle oder gar Kollisionen blieben aus. Die Top 6 blieben allesamt auf ihren Positionen. Im hinteren Teil des Feldes verbremste sich Takuma Sato nach ein paar Kurven und fuhr geradeaus in die Auslaufzone. Er konnte zwar weiterfahren, rutschte jedoch ans Ende des Feldes. Auch bei James Hinchliffe lief es wenig erbaulich, ein Schaden am rechten Hinterreifen warf ihn früh zurück. Dritter Pechvogel der ersten Runden war Josef Newgarden. Ein Problem an der Elektrik seines Boliden zwang ihn nach wenigen Runden zur Aufgabe.

Der Rennverlauf: Der erste Rennabschnitt wurde komplett von Simon Pagenaud dominiert. Schnell setzte sich der Franzose vom Rest des Feldes ab und baute seinen Vorsprung auf bis zu fünf Sekunden aus. Dahinter kämpfte Helio Castroneves frühzeitig mit abbauenden Reifen. Die zunehmende Instabilität nutzte als erster Pilot Juan Pablo Montoya aus. Der ehemalige Formel-1-Pilot setzte sich an Castroneves vorbei auf Rang zwei. Einen Umlauf später folgte Scott Dixon. Während sich Montoya und Dixon schnell von Castroneves absetzen konnten, kamen dahinter Marco Andretti, Graham Rahal, Sebastien Bourdais und Charlie Kimball nicht vorbei.

In Runde 21 begann die erste Riege der Boxenstopps, die Top-Fahrer wechselten ausnahmslos von den weichen, roten Reifen auf die härtere Mischung. Bereits unmittelbar nach den Stopps war Montoya auf 2,3 Sekunden an Pagenaud herangekommen. Diesen Abstand verringerte er in der Folge kontinuierlich auf weniger als eine Sekunde in Runde 40. Im hinteren Teil des Feldes kam es zu einer kleinen Kollision zwischen Luca Filippi und Ryan Hunter-Reay, die bis auf ein paar Schäden an Filippis Frontflügel folgenlos blieb.

Marco Andretti erlebte einen furchtbaren GeburtstagFoto: IndyCar

Erste Gelbphase nach 46 Runden - Montoya übernimmt Führung

Im bis dato diszipliniert ausgetragenen Rennen kam es in Runde 46 zur ersten Gelbphase. Hunter-Reay ging Ende Start/Ziel wieder an Filippi vorbei, was Marco Andretti auf den Plan lief. Das Geburtstagskind - Andretti wurde am Renntag 29 - wollte mitziehen und berührte Filippi. Dadurch drehte sich Andretti selbst und würgte beim Anfahren den Motor ab. Zwar kam er schnell wieder in Gang, doch die Rennleitung ließ die Strecke komplett säubern, wodurch sich die Neutralisation bis Runde 53 hinzog. Die Spitze nutzte die Gelbphase zu den nächsten Stopps, nur Tony Kanaan und Conor Daly blieben draußen.

Aus dem geplanten Neustart wurde dann jedoch nichts - und wieder war Andretti beteiligt! Sein Auto wurde langsam und blieb erneut stehen, zudem verlor Spencer Pigot einen Teil seines Frontflügels. Drei Runden später gab es endlich einen echten Neustart, in dessen Folge sich Montoya an Pagenaud vorbeisetzte. Doch in Kurve vier gab es den nächsten Zwischenfall. Carlos Munoz kollidierte mit Graham Rahal, der sich drehte und einen Stau samt einiger Folgekollisionen verursachte. Gleich mehrere Fahrer waren daran beteiligt, unter anderem Power-Ersatzmann Oriol Servia.

Nachdem die Autos aus ihrer misslichen Lage befreit werden konnten, wurde das Rennen wieder freigegeben. Und Montoya setzte sich gleich an Daly vorbei in Führung, da Kanaan inzwischen an der Box war. So lautete die Reihenfolge nun nach 63 Runden Juan Pablo Montoya vor Conor Daly und Simon Pagenaud. Dahinter folgten Scott Dixon, Helio Castroneves und Ryan Hunter-Reay. Für Dixon war der Kampf um den Sieg jedoch in Runde 71 vorbei: sein Boxenstopp missriet völlig und ließ ihn zwischenzeitlich aus den Top 10 fallen.

Ryan Hunter-Reay schnappte sich kurz vor Rennende noch den dritten PlatzFoto: IndyCar

Montoya fährt den Sieg nach Hause

Die nächste Boxenstopp-Runde der Spitzengruppe stand in Runde 81 auf dem Programm. Montoya und Pagenaud kamen gleichzeitig und wechselten beide auf die roten Alternativreifen. Im Mittelfeld kämpfte sich Dixon wieder nach vorne und schnappte sich in einer Runde erst Kanaan und dann Munoz. An der Spitze hielt Montoya seinen Vorsprung von zwei Sekunden auf Pagenaud. Mit sieben Sekunden Rückstand auf Pagenaud folgten Castroneves und Hunter-Reay. Dank einer tollen Leistung meldete sich auch Takuma Sato plötzlich in der Spitzengruppe zurück.

Im letzten Rennabschnitt nutzte Montoya seine gesamte Erfahrung, um den Vorsprung auf Pagenaud nicht nur zu verwalten, sondern auch kontinuierlich noch auszubauen. Der totale Penske-Triumph in Form eines Dreifachsieges platzte zwei Runden vor Schluss, als Ryan Hunter-Reay noch an Helio Castroneves vorbeiging.

Die Top 10: Juan Pablo Montoya feierte seinen fünften IndyCar-Laufsieg und gewann vor seinem Penske-Teamkollegen Simon Pagenaud und Ryan Hunter-Reay. Auf Rang vier landete Helio Castroneves vor Mikhail Aleshin und Takuma Sato. Die Top zehn komplettierten Scott Dixon, Charlie Kimball, Carlos Munoz sowie Tony Kanaan.

Rennergebnis in St. Petersburg/Florida: Top 10

Pos.FahrerTeamZeit/Rückstand
1Juan Pablo MontoyaTeam Penske
2Simon PagenaudTeam Penske+2,331
3Ryan Hunter-ReayAndretti Autosport+8,876
4Helio CastronevesTeam Penske+9,324
5Mikhail AleshinSchmidt Peterson Motorsports+9,718
6Takuma SatoA.J. Foyt Enterprises+26,037
7Scott DixonChip Ganassi Racing+40,706
8Carlos MunozAndretti Autosport+55,946
9Tony KanaanChip Ganassi Racing+59,120
10Charlie KimballChip Ganassi Racing+1 Runde