Porsche konnte sich beim zwölften Saisonrennen der Formel E in Portland über den siebten Podestplatz freuen. Der Erfolg auf dem US-amerikanischen IndyCar-Kurs hatte allerdings einen Beigeschmack: Nicht Titelanwärter Pascal Wehrlein fuhr aufs Treppchen, sondern Teamkollege Antonio Felix da Costa. Der Portugiese überquerte hinter Sieger Nick Cassidy (Envision-Jaguar) und Jake Dennis' Andretti-Porsche die Ziellinie als Dritter.

Wehrlein profitierte von einer nachträglichen Zeitstrafe für Sam Bird (Jaguar) und rückte vom neunten auf den achten Platz nach vorne. Die knappe Gesamtführung in der Meisterschaft hatte der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer bereits im Qualifying an Pole-Setter Dennis (3 Extra-Punkte) eingebüßt. Nach dem Rennen ist Wehrlein auf den dritten Platz in der WM-Tabelle zurückgefallen.

Wehrlein: 16 Punkte Rückstand in Formel-E-Tabelle

Wehrlein, der mit seinem dritten Saisonsieg zuletzt in Jakarta die Meisterschaftsspitze zurückerobert hatte, hat nun 138 Punkte auf dem Konto. Der Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Dennis (154 Punkte) beträgt 16 Zähler, zum Portland-Rennsieger und Gesamtzweiten Cassidy (153) fehlen 15 Punkte. 116 WM-Zähler inklusive der Zusatzpunkte für die Pole Position und die schnellste Rennrunde werden bei den verbleibenden Doppel-Rennen in Rom und London noch vergeben.

Wehrlein, der im Qualifying mit Balanceproblemen kämpfte und nicht über den 18. Startplatz hinauskam, hatte sich bei der Energiespar-Schlacht in den USA ein besseres Ergebnis ausgerechnet. "Die Pace war okay, ein Platz in den Top-5 möglich", sagte der 28-Jährige zu Motorsport-Magazin.com. "Aber das Qualifying war einfach nicht gut genug, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Allgemein waren wir am ganzen Wochenende nicht so stark wie zuletzt."

Pascal Wehrlein verliert die WM-Führung in der Formel EFoto: LAT Images

Wehrleins Achterbahnfahrt in Portland

Wehrleins Rennverlauf glich einer wahren Rollercoaster-Fahrt auf der einzigen permanenten Rennstrecke im Kalender. Bis zur ersten Safety-Car-Phase (Runde 5-7) hatte der Porsche-Werksfahrer nur zwei Plätze bis auf P16 gutgemacht, sich in der kurzen Zeit bis zum zweiten Safety-Car (Runde 11-16) aber deutlich verbessert und auf P11 vorgearbeitet. Teamkollege Felix da Costa belegte zu diesem Zeitpunkt den zweiten Rang nach Start von P7.

Zwei Kollisionen nach dem Re-Start warfen Wehrlein innerhalb kurzer Zeit jedoch auf den 19. Platz zurück: "Einmal ist jemand in Turn 1 in mich reingefahren, dadurch habe ich sechs Plätze verloren. Und dann hatte ich einen Zusammenstoß mit Maxi (Günther) in Turn 3, das hat auch noch mal drei Plätze gekostet."

Holt Wehrlein seinen nächsten Titel nach der DTM-Meisterschaft 2015?Foto: Porsche AG

Abreißvisier im Kühler bremst Aufholjagd aus

Vom zwischenzeitlich vorletzten Platz gelang Wehrlein ab Runde 20 inklusive eines 6-minütigen Attack-Mode (Runde 21-24) eine wahre Aufholjagd, die ihn bis auf die achte Position nach vorne führte. Trotz eines weiteren Attack-Mode (Runde 28) gelang es jedoch nicht mehr, weiter oben in den Punkterängen zu landen. Warum Wehrlein im entscheidenden Schlussdrittel die Pace der Spitze nicht mitgehen konnte und abreißen lassen musste, hatte einen bestimmten Grund.

Wehrlein klärte auf: "In meinem Kühler hat sich ein Abreißvisier verfangen. Dadurch überhitzte das Auto und ich konnte nicht mehr so viel Energie rekuperieren wie eigentlich möglich. Das begann relativ früh, so in den letzten zehn Runden." An seine persönliche Bestzeit von 1:11.774 Minuten (Runde 24 mit Attack Mode) reichte er bis zum Zieleinlauf nach der 32. Runde nicht mehr ansatzweise heran. Die Entscheidung, vergleichsweise spät die insgesamt 8 Minuten Attack Mode (6+2) zu nutzen, habe laut Wehrlein keine entscheidende Rolle beim Rennausgang gespielt.

Formel E 2023 Portland: Highlights und Zusammenfassung: (04:54 Min.)

Dank Felix da Costa: Porsche bleibt Spitzenreiter

Und so war es an Felix da Costa, dafür zu sorgen, dass Porsche zumindest in der Team-Meisterschaft vorne bleibt. Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen führt die Tabelle mit 231 Punkten knapp vor dem Jaguar-Kundenteam Envision mit 225 Zählern sowie dem Jaguar-Werksteam (184 Punkte) an.

"Ich muss mir selbst kleine Ziele stecken", sagte der frühere BMW-Werksfahrer, der nach einem schwierigen Saisonstart früh seine Chancen auf den zweiten Titelgewinn nach 2020 begraben musste. "Wenn Porsche die WM gewinnt, wäre das eine riesige Leistung. Hoffentlich kann auch Pascal noch mal zurückschlagen. Es ist mein Job, ihm zu helfen, den Titel zu holen. Wenn er im Rennen aber nicht vorne dabei ist, versuche ich selbst zu gewinnen. Wenn er hier nach vorne gekommen wäre, hätte ich ihm geholfen."

Felix da Costa führte das Rennen mehrfach und auch in der 29. bzw. viertletzten Runde an, bevor er gegen Cassidy und Dennis wegen eines leichten Energie-Nachteils kapitulieren musste. "Mit dem Podium bin ich happy, gleichzeitig aber auch ein bisschen enttäuscht. Ich dachte, dass ich den Plan fürs Rennen sehr gut ausgeführt hätte. Aber insgesamt war es nicht der richtige Plan. Wir hatten viel Zeit investiert, um zu verstehen, wie man solche Rennen gewinnt. Aber diese Jungs (Cassidy und Dennis) waren schlauer und hatten einen noch besseren Plan. Ich habe den Luxus, ein bisschen aggressiver sein zu können und habe alles reingeworfen, was ich hatte."

Rumms! Antonio Felix da Costa feiert auf dem PodiumFoto: LAT Images

Formel E 2023: WM-Tabelle nach 12/16 Rennen

Pos. Fahrer Team Punkte
1 Jake Dennis Andretti-Porsche 154
2 Nick Cassidy Envision-Jaguar 153
3 Pascal Wehrlein Porsche 138
4 Mitch Evans Jaguar 122
5 Jean-Eric Vergne DS Penske 97
6 Antonio Felix da Costa Porsche 93
7 Maximilian Günther Maserati-DS 78
8 Sebastien Buemi Envision-Jaguar 72
9 Sam Bird Jaguar 62
10 Jake Hughes McLaren-Nissan 46
11 Stoffel Vandoorne DS Penske 42
12 Rene Rast McLaren-Nissan 40
13 Sacha Fenestraz Nissan 31
14 Lucas di Grassi Mahindra 24
15 Andre Lotterer Andretti-Porsche 23
16 Norman Nato Nissan 23
17 Dan Ticktum NIO 333 18
18 Edoardo Mortara Maserati-DS 17
19 Sergio Sette Camara NIO 333 10
20 Oliver Rowland Mahindra 9
21 Robin Frijns Abt-Mahindra 6
22 Nico Müller Abt-Mahindra 2
23 Kelvin van der Linde Abt-Mahindra 0
24 David Beckmann Andretti-Porsche 0
25 Roberto Merhi Mahindra 0