Die Formel E hat bei der Premiere im indischen Hyderabad mit einem Stotterstart begonnen. Das 1. Freie Training am Freitagnachmittag um 16:30 Uhr Ortszeit musste um geschlagene 45 Minuten nach hinten verlegt werden. Renndirektor Scot Elkins ließ die 30-minütige Session sogar mehrfach verschieben, nachdem die Fahrer bereits Platz in ihren Autos genommen hatten.

Laut Angaben der Formel E sei der Trainingsbeginn wegen "höherer Gewalt" verlegt worden, ohne näher ins Detail zu gehen. "Es wäre schön gewesen, wenn wir ein paar mehr Infos erhalten hätten", meinte auch NIO-Fahrer Dan Ticktum achselzuckend während der Zwangspause. Der Grund könnte an Straßenfahrzeugen gelegen haben, die sich auf oder neben der Strecke befanden.

Es könnte sich aber auch um weitere Streckenarbeiten auf dem 2,835 km langen Stadtkurs gehandelt haben. Im vorangegangenen Shakedown, der von den üblichen 15 auf 30 Minuten verlängert worden war, um die LED-Technik an den Autos zu testen, soll es zu Reifenschäden durch herumliegende Nägel auf der Strecke gekommen sein.

Laut Angaben des Nissan-Teams war die Verschiebung des Trainings auf herumliegende Teile in der letzten Kurve 18 auf der Strecke zurückzuführen. Was für ein Kommunikations-Chaos! Bilder vom Track-Walk am Freitagmorgen ließen bereits darauf schließen, dass die Strecke inmitten der Sieben-Millionen-Einwohner-Metropole zum Beginn des dritten Rennwochenendes der Saison 2023 unter großem Zeitdruck fertiggestellt wurde.

Heftiger Unfall von Pascal Wehrlein

Nur zwei Minuten nach dem Beginn der Session schlug der Meisterschaftsführende Pascal Wehrlein mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung ein und löste einen Abbruch mit roten Flaggen aus. Der Porsche-Werksfahrer verlor die Kontrolle ausgangs der Kurve 18, drehte sich mehrfach über die Strecke und schlug mit der Frontpartie seines Autos ein. "Das Gaspedal steckte fest", meldete er via Teamfunk in einer ersten Reaktion.

Wehrlein konnte den stark lädierten Boliden selbstständig verlassen, wurde vorsichthalber aber einem Medical Check im Krankenhaus unterzogen.

Porsche nimmt alle Autos aus dem Training

Nach einer achtminütigen Unterbrechung konnten die verbliebenen Autos die Fahrt fortsetzen. Nach Wehrleins Crash entschied sich Porsche jedoch aus Sicherheitsgründen, das zweite Werksauto von Antonio Felix da Costa sowie die beiden Kundenautos von Andretti nicht mehr auf die Strecke zu schicken. Der Portugiese beendete die Session ebenso ohne eine erzielte Rundenzeit wie die beiden Andretti-Fahrer Jake Dennis und Andre Lotterer.

Ähnlich handhabte es Jaguar während der Vorsaison-Testfahrten in Valencia: Nach einem ungewöhnlichen Unfall von Sebastien Buemi im Jaguar-Kundenauto von Envision, mussten Teamkollege Nick Cassidy und die beiden Werks-Jaguar eine ganze Weile in der Box stehen bleiben, bis Sicherheit über die Zuverlässigkeit herrschte. In Hyderabad steht am Samstag nur noch ein weiteres Training an, bevor es wenig später im Qualifying und dem Rennen um Zählbares geht.

Foto: LAT Images

Vorläufige Bestzeit für Buemi im 1. Training

Die vorläufige Bestzeit im 1. Training sicherte sich Sebastien Buemi im von einem Jaguar-Motor angetriebenen Envision. Der vierfache Le-Mans-Sieger benötigte 1:15.088 Minuten für seine beste Runde auf dem staubigen Kurs, der im weiteren Verlauf deutlich bessere Rundenzeiten zulassen sollte. Der amtierende Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske) folgte mit 0,181 Sekunden auf dem zweiten Platz, mit rund drei Zehntelsekunden Abstand folgte Sergio Sette Camara (NIO) auf P3.

Sam Bird (Jaguar), Mitch Evans im zweiten Jaguar und Mortara (Maserati) folgten auf den Positionen vier, fünf und sechs. Vergne und Maximilian Günther (Maserati) komplettierten die Top-8. Rene Rast (McLaren) schloss das Training mit 1,6 Sekunden Rückstand auf dem 15. Platz ab.

Direkt nach dem Ende des Trainings stand noch kein vollständiges Ergebnis zur Verfügung. Vermutlich musste sich die Rennleitung zunächst mit zahlreichen Überschreitungen von Track-Limits auseinandersetzen. Was auf den Stadtkursen der Formel E normalerweise keine Rolle spielt, weil die Mauern natürliche Streckenlimits bilden, sieht in Hyderabad anders aus. Vor allem in der schnellen Schikane in den Kurven 1 und 2 mit auffällig flachen Kerbs überschritten mehrere Piloten die erlaubte Linie.

Formel E 2023 in Hyderabad: Der weitere Zeitplan (Deutsche Uhrzeit)

Samstag, 11. Februar 2023
03:40-04:10 Uhr - 2. Freies Training
06:10-07:25 Uhr - Qualifying
10:30-11:30 Uhr - Rennen (32 Runden)

Formel E Hyderabad: Offizielles Ergebnis 1. Freies Training

Pos. Fahrer Team Rückstand
1 Sebastien Buemi Envision 1:15.088
2 Stoffel Vandoorne DS Penske +0.181
3 Sergio Sette Camara NIO 333 +0.443
4 Sam Bird Jaguar +0.524
5 Mitch Evans Jaguar +0.631
6 Edoardo Mortara Maserati +0.646
7 Jean-Eric Vergne DS Penske +0.722
8 Dan Ticktum NIO 333 +0.956
9 Norman Nato Nissan +1.054
10 Nick Cassidy Envision +1.359
11 Jake Hughes McLaren +1.434
12 Sacha Fenestraz Nissan +1.568
13 Rene Rast McLaren +1.609
14 Kelvin van der Linde Abt-Cupra +1.660
15 Lucas di Grassi Mahindra +1.779
16 Maximilian Günther Maserati +2.256
17 Oliver Rowland Mahindra +2.388
18 Nico Müller Abt-Cupra +2.502
19 Antonio Felix da Costa Porsche -
20 Jake Dennis Andretti -
21 Andre Lotterer Andretti -
22 Pascal Wehrlein Porsche -