Der Auftakt der Formel-E-Testfahrten in Valencia ist deutlich glimpflicher verlaufen als im Vorfeld befürchtet. Nachdem es während privater Testfahrten in den vergangenen Wochen und Monaten zu zahlreichen Technikproblemen vor allem mit Einheitsbauteilen wie der Batterie gekommen war, konnten die elf Teams auf dem Circuit Ricardo Tormo ab Dienstagmorgen zahlreiche Runden abspulen.

Rundenzeiten standen bei der Arbeit mit den neuen Gen3-Autos noch absolut im Hintergrund. Trotzdem dürfte sich Maximilian Günther über gleich zwei Bestzeiten zum Auftakt der offiziellen Testfahrten gefreut haben. Der Allgäuer platzierte seinen Boliden von Formel-E-Neueinsteiger Maserati am Vor- wie am Nachmittag auf den ersten Platz in der Zeitenliste.

In der dreistündigen Session am Morgen bei windigen Bedingungen und zwischenzeitlichem Nieselregen benötigte Günther 1:26.096 Minuten für seine beste Runde auf dem 3,376 Kilometer langen Kurs. Am Nachmittag legte der ehemalige Nissan-Fahrer mit einer 1:26.221 nach.

Interessant: Nachmittags fuhr Günther mit seinem von einem DS-Antriebsstrang befeuerten Maserati nur im 300-kW-Modus. Die Gen3-Autos können bis zu 350 kW (476 PS) leisten. Zum Vergleich, wie wenig die Teams auf Performance bedacht waren: An gleicher Stelle fuhr Edo Mortara bei den Testfahrten im Jahr 2021 mit dem Gen2-Venturi rund sieben Zehntelsekunden schneller als sein heutiger Teamkollege Günther.

In der kombinierten Zeitenliste am Dienstag belegte Jake Hughes von Neueinsteiger McLaren den zweiten Platz. Der Brite, der ebenso wie sein Team das Debüt in der Formel E bestreitet, legte seine schnellste Runde in 1:26.178 Minuten zurück. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen Pascal Wehrlein (Porsche), Oliver Rowland (Mahindra) und Edoardo Mortara (Maserati). Formel-E-Rückkehrer Rene Rast ließ es mit seinem McLaren unterdessen ruhig angehen und ordnete sich auf den Positionen 20 und 19 ein.

Der Dienstag musste viermal mit roten Flaggen unterbrochen werden. Am Morgen blieb der Neuseeländer Nick Cassidy zunächst mit seinem Envision-Boliden in Turn 6 auf der Strecke liegen, bevor er die Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen konnte. Wenig später verlor Vize-Weltmeister Mitch Evans (Jaguar) in Kurve 5 den Vortrieb und musste abgeschleppt werden. Parallel dazu nahmen die Strecken-Marshalls Reparaturarbeiten an der temporären Schikane vor der Start/Ziel-Geraden vor.

Am Nachmittag sorgte Sergio Sette Camara für eine weitere Unterbrechung, weil er mit seinem NIO in Turn 5 stehengeblieben war. Diese Ecke auf dem Circuit Ricardo Tormo erwies sich als 'beliebter' Ort für Zwangspausen: Eine Stunde vor dem Sessionende strandete in diesem Bereich auch McLaren-Rookie Hughes. Der Nachmittag war von stärkerem Regen durchzogen - eine gute Gelegenheit für die Teams, sich mit den Allwetterreifen des neuen Lieferanten Hankook vertraut zu machen.

Am Mittwoch wartet der zweite Tag der einzigen Kollektiv-Testfahrten vor dem Saisonauftakt in Mexiko-City am 14. Januar 2023. Am Nachmittag plant die Formel E eine komplette Rennsimulation inklusive Qualifying-Ablauf. Das gab es schon in den vergangenen Jahren auf dem Circuit Ricardo Tormo, um sich mit dem Format vertraut zu machen. Neu etwa in der kommenden Saison: Die Rennen laufen auf eine festgeschriebene Rundenanzahl, nicht mehr auf Zeit.

Trotz des hoffnungsvollen Auftakts gibt es hinter den Kulissen einige Sorgenfalten. Angeblich steht nur eine sehr begrenzte Anzahl an Ersatzteilen quer durchs Fahrerlager zur Verfügung, wie Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen gehört hat. Ob die Sorgen begründet sind oder nicht, wird sich spätestens an den Rundenanzahlen am Freitag zum Testabschluss zeigen. Der Donnerstag ist als Medientag deklariert, auf der Strecke werden nur PR-Fahrten abgehalten.

Dienstag - Ergebnis Session 1 (09:00-12:00)

Pos. Fahrer Team Zeit
1 Günther Maserati 1:26.096
2 Hughes McLaren 1:26.178
3 Rowland Mahindra 1:26.351
4 Mortara Maserati 1:26.505
5 Vandoorne DS-Penske 1:26.531
6 Felix da Costa Porsche 1:26.625
7 Di Grassi Mahindra 1:26.755
8 Wehrlein Porsche 1:26.862
9 Frijns Abt 1:26.925
10 Cassidy Envision 1:27.146
11 Vergne DS-Penske 1:27.207
12 Sette Camara NIO 333 1:27.228
13 Bird Jaguar 1:27.355
14 Ticktum NIO 333 1:27.356
15 Evans Jaguar 1:27.373
16 Buemi Envision 1:27.471
17 Dennis Andretti 1:27.613
18 Nato Nissan 1:27.801
19 Lotterer Andretti 1:27.810
20 Rast McLaren 1:28.009
21 Fenestraz Nissan 1:28.031
22 Müller Abt 1:28.184

Dienstag - Ergebnis Session 2 (14:00-17:00)

Pos. Fahrer Team Zeit
1 Günther Maserati 1:26.221
2 Wehrlein Porsche 1:26.262
3 Felix da Costa Porsche 1:26.683
4 Mortara Maserati 1:26.781
5 Vandoorne DS Penske 1:26.836
6 Vergne DS Penske 1:26.851
7 Lotterer Andretti 1:26.949
8 Rowland Mahindra 1:27.007
9 Ticktum NIO 333 1:27.055
10 Dennis Andretti 1:27.084
11 Evans Jaguar 1:27.135
12 Cassidy Envision 1:27.143
13 Müller Abt Sportsline 1:27.336
14 Bird Jaguar 1:27.377
15 Sette Camara NIO 333 1:27.584
16 Di Grassi Mahindra 1:27.631
17 Fenestraz Nissan 1:27.725
18 Hughes McLaren 1:27.798
19 Rast McLaren 1:28.215
20 Frijns Abt Sportsline 1:29.660
21 Nato Nissan 1:42.186
22 Buemi Envision -