Edoardo Mortara verspielte nach einem dominanten Qualifying den zweiten Rennsieg in Berlin Tempelhof. Gleich in kurve eins riskierte Nyck de Vries alles und ging innen am Schweizer vorbei. Mortara also auf Platz zwei. Dahinter sicherte sich Stoffel Vandoorne in letzter Minute den verbleibenden Podestplatz. Mit Lucas di Grassi auf Platz vier glänzte das Mercedes-Aggregat im letzten Formel-E-Heimrennen der Stuttgarter.

Gewinner de Vries sagte: "Es war ein perfektes Rennen. Ich bin ein bisschen emotional, sogar mehr als im letzten Jahr. Diese Saison hatte ich ein paar schlechte Wochenenden, es lief einfach nicht gut für uns. Dieser Sieg von P3 und die Führung vom Start… das ist einfach super. Ich habe die Gelegenheit am Start genutzt, geplant war das aber nicht."

Von Enttäuschung fehlte bei dem gestrigen Rennsieger jede Spur. "Ich bin zufrieden mit P2. Mercedes war eben einen Tick schneller als wir. Mit P2 haben wir ein weiteres Podium, es war ein fantastisches Wochenende für uns. Wir haben im Qualifying etwas Pace gefunden. Vorher hatten wir da einige Probleme, vor allem in Rom und Monaco", sagte Mortara. "Ich war heute super motiviert, vor allem nach dem Crash mit Lucas bin ich jetzt wieder im Titelkampf, alles ist gut."

"Unsere Autos flogen heute!", sagte Vandoorne nach dem Rennen. "Es war wichtig, nicht das Momentum zu verlieren und wieder Speed zu finden. Lucas ist ein harter Gegner, aber ich hatte am Ende ein bisschen mehr Pace."

Berlin ePrix: Enttäuschung für Porsche

Anders als Mercedes konnte die direkte Konkurrenz aus Stuttgart nicht glänzen. Porsche Pilot Andre Lotterer verlor mitten im Rennen plötzlich Pace und beendete den ePrix nur auf Platz acht. Besser lief es bei seinem Teamkollegen Pascal Wehrlein. Er konnte nach einem miserablen Qualifying-Ergebnis Schadensbegrenzung betreiben. Von Platz 19 ging es für den Deutschen auf Platz 12. Grund für die schlechte Porsche-Performance waren große Setup-Veränderungen.

Auch für Robin Frijns lief das Rennen nicht wie erhofft. Nach einem guten Ergebnis im Qualifying startete der Envision-Pilot von Platz zwei. Zu Anfang des ePrix' missglückte dem Niederländer der Versuch den Attack-Mode zu aktivieren, er verpasste eine Kontaktschleife. Kurz vor Rennende dann Patzer Nummer Zwei. Der Niederländer berührte auf der Gegengerade seinen Kontrahenten Antonio Felix da Costa im Kampf um Rang fünf. Glücklicherweise konnte Da Costa seinen rutschenden Boliden wieder fangen. Der Vorfall wurde von der Rennleitung notiert, eine Entscheidung gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Frijns äußerte sich zum ersten Fehler wie folgt: "Ich habe zwei Sekunden verloren und auch Energie, das hat natürlich nicht geholfen. Es war klar, dass es schwer wird gegen Mercedes, ich habe viel versucht Energie zu sparen", zur Berührung mit da Costa sagte er: "Es war nicht mein Plan ihn zu treffen. Er hatte nur noch wenig Energie, dann habe ich ihn getroffen. Ich habe mich gleich danach entschuldigt."

Die Punkteränge: Nyck de Vries (Mercedes) vor Edoardo Mortara (Venturi). Platz drei ging erneut an Stoffel Vandoorne (Mercedes), gefolgt von Venturi-Mann Lucas di Grassi auf vier. Auf fünf Robin Frijns (Envision), Antonio Felix da Costa (DS Techeetah) auf sechs. Dahinter Oliver Rowland (Mahindra) auf sieben, Andre Lotterer (Porsche) auf acht, Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) nur auf neun. Den letzten Punkt holte sich Mitch Evans (Jaguar).

Die Meisterschaft: Stoffel Vandoorne baut seine Führung auf 111 Punkte aus. Hinter dem Belgier nun aber Edoardo Mortara mit 99 Zählern. Jean-Eric Vergne fällt mit 95 Punkten zurück auf Platz drei in der Wertung. Dahinter Mitch Evans und Robin Frijns auf vier und fünf. Tagessieger Nyck de Vries überholt Andre Lotterer (P7) und Pascal Wehrlein (P8) und belegt nun Platz sechs. Maximilian Günter bleibt weiterhin abgeschlagen auf Rang 17.

Formel E in Berlin: So lief das Rennen

Die Startaufstellung: Eduardo Mortara reproduzierte die Spitzenleistung vom Samstag und stellte seinen Boliden auch am Sonntag auf Pole. Mit einer halben Sekunde Respektabstand qualifizierte sich der Niederländer Robin Frijns auf P2. Hinter dem Envision-Piloten, Mercedes-Mann Nyck de Vries auf Drei. Der schnellste Deutsche war Andre Lotterer, er startete von Platz vier. Eine positive Überraschung erlebte Maximilian Günther, er stellte seinen Boliden auf Platz 12. Der dritte Deutsche im Bunde war Pascal Wehrlein, nach einem misslungenen Setup-wechsel, nur Startplatz 19 im Qualifying.

Das Wetter: Mit 23 Grad Celsius Lufttemperatur herrschten auch am Sonntag ideale Bedingungen für schnelle Rundenzeiten. Von Regenwolken keine Spur.

Start:Anders als in Rennen eins konnte sich Edoardo Mortara nicht gegen den Konkurrenten behaupten. In Turn eins sicherte sich Nyck de Vries mit einem waghalsigen Überholmanöver die Führung. Maximilian Günther zog am Start den Kürzeren und verlor zwei Positionen an Alexander Sims und Oliver Turvey. Pascal Wehrlein profitierte von dem schlechten Start von Oliver Askew, P18. Der große Gewinner der Startphase hieß Jake Dennis. Der Andretti-Pilot zog an vier Fahrern vorbei. Nick Cassidy startete aus der Boxengasse.

Die erste Rennhälfte:Sergio Sette Camara war der erste Pilot, welcher durch die Attack-Mode-Activation-Zone fuhr, um sich 25 extra Kw abzuholen. Unmittelbar zog auch Nyck de Vries in Führung liegend nach und verlor dadurch zwei Postionen.

Andre Lotterer verbremste sich leicht, Profiteur: Lucas di Grassi. Außerdem patzte Robin Frijns. Der Niederländer verpasste wahrscheinlich eine Kontakt-Schleife in der Attack-Mode-Zone, verlor eine Position, ohne die Zusatz-Energie zu erhalten. Zwei Runden später gelang die Durchfahrt schließlich, doch Frijns nur noch auf P7.

Antonio Felix da Costa nutzte seine Zusatzleistung perfekt und kämpfte sich vor auf Position zwei. Während es an der Spitze geordnet zuging, gingen Sebastien Buemi und Oliver Askew auf Tuchfühlung und tauschten Carbon-Teile aus.

Die Fanboost-Gewinner:Nyck de Vries, Antonio Felix da Costa, Jean-Eric Vergne, Stoffel Vandoorne und Andre Lotterer.

Der weitere Rennverlauf:Zur Halbzeit verlor Lotterer massiv an Geschwindigkeit. Der Deutsche rutsche bis auf Rang sieben. An der Spitze setzte sich de Vries mit einem komfortablen Polster vor Mortara und di Grassi ab. Teamkollege Wehrlein konnte sich inzwischen bis auf Position 12 kämpfen.

Beim gestrigen Zweitplatzierten Alexander Sims, war von der guten Pace des Vortages nicht mehr viel zu sehen. Der Mahindra-Pilot zur Halbzeit nur auf P17. Auch Ex Formel-1-Pilot Antonio Giovinazzi verspielte sein verhältnismäßig gutes Qualifying-Ergebnis und verfolgte das Feld von ganz hinten.

Stoffel Vandoorne welcher mittlerweile die Startposition von Lotterer, P4, eingenommen hat, versuchte mit allen Mitteln seinen Verfolger da Costa hinter sich zu halten. Mehrmals wechselten die beiden Piloten die Positionen, immer mit dem besseren Ende für den Belgier. Lotterer währenddessen weiterhin mit großen Traktionsproblemen auf Rang acht, im Kampf mit Frijns.

Mit nur drei Minuten auf der Uhr überrumpelte Vandoorne wie aus dem Nichts di Grassi und sicherte sich Podestplatz drei. Mit De Vries, Mortara, Vandoorne und di Grassi also vier Mal Mercedes-Power an der Spitze. In der finalen Runde verhinderte da Costa nur um ein Haar einen Riesen-Unfall, als ihn Frijns bei einem waghalsigen Überholmanöver auf der Gegengerade berührte.