Mit einem dritten Platz im Grand Prix beschloss Charles Leclerc in Miami ein für sich persönlich starkes Wochenende. Doch aus dem größeren Ferrari-Blickwinkel betrachtet beginnen mit dem Rennen am Sonntag die Sorgen. Denn die direkte Konkurrenz von McLaren war in mehrerlei Hinsicht stärker. Da geht es um mehr, als dass Lando Norris mit Safety-Car-Glück zum Sieg fuhr.

"Gut, wenn wir uns an diesem Wochenende mit Max vergleichen, dann war es ein positives Wochenende", stellt Leclerc fest. Nur eine Zehntel fehlte ihm im Sprint-Qualifying auf Max Verstappen, eineinhalb im Qualifying. Im Sprint landete er 3,3 Sekunden hinter dem Red Bull, im Rennen 2,3 Sekunden.

Leclerc vom Start weg mit McLaren-Problem

"Aber wir können Lando nicht komplett ignorieren", stellt Leclerc fest. Generell gilt das für McLaren. Die stellten sich im Laufe des Grand Prix als eine harte Nuss für Ferrari heraus. Wohl zu hart. Das begann schon am Start. Der für Leclerc eigentlich zuerst richtig glücklich ablief: "Sobald ich von der Kupplung runter bin, hatte ich durchdrehende Räder."

Bis zur ersten Kurve war Verstappen auf und davon, und Leclerc drohte seinen zweiten Platz an Teamkollege Carlos Sainz und an den zweiten Red Bull von Sergio Perez zu verlieren. Dann tat ihm Perez den Gefallen und stach viel zu ambitioniert innen rein: "Ich dachte, wir würden crashen, aber zum Glück sind wir alle ohne Schaden aus der Kurve raus."

Oscar Piastri war zu Rennbeginn ein schwerer Gegner für FerrariFoto: LAT Images

Mehr Glück für Leclerc als für die anderen. Perez zwang Sainz zum Ausweichen, damit war Leclerc zurück auf dem zweiten Rang. Hatte aber einen neuen Gegner, nämlich Oscar Piastris McLaren. Der war im Tohuwabohu auf den dritten Rang vorgerutscht, und machte sofort Tempo. In der Anfangsphase zu viel für Leclerc. In Runde vier wurde er von Piastri in Kurve 17 ausgebremst.

Früher Leclerc-Stopp geht nach hinten los

Im Laufe des Stints konnte sich Leclerc zwar rehabilitieren - nie aber an Piastri vorbeigehen. Ferrari sah sich in Runde 19 zu einem frühen Stopp genötigt, um einen aggressiven Undercut zu versuchen, bestätigt Teamchef Fred Vasseur: "Es war eine globale Strategie, um alle etwas in Richtung Stopp zu treiben. Weil wir beim Reifenmanagement denke ich in guter Position sind zu dem Zeitpunkt. Ich denke, es war ein guter Move, die Strategie hat funktioniert."

Zumindest gegen Piastri, der erst in Runde 27 stoppte. Dank des Undercuts ging Leclerc vorbei, war boxenstoppbereinigt kurz wieder auf Platz zwei hinter Verstappen. Doch ein neues Problem tat sich auf: Lando Norris. Der war noch immer draußen und fuhr auf dem Start-Medium schneller als Leclerc auf seinen neuen Hard. Als in Runde 29 ein Safety Car kam, erhielt er obendrauf einen Billig-Stopp und blieb so in Führung.

Schon vor Beginn der Boxenstopps hatte sich abgezeichnet, dass Norris schneller konnte als Ferrari. Nur hatte er anfangs aufgrund seiner schlechten Startposition hinter Sergio Perez festgesteckt. Als der aus dem Weg war, begann er zum Ferrari-Duo aufzuschließen. Als er dann dank des Safety Cars schließlich in Führung war, krönte Norris die Vorstellung, indem er dem jetzt auf den Plätzen zwei und drei liegenden Duo Verstappen und Leclerc doch recht locker bis ins Ziel um über sieben Sekunden davonfuhr.

Leclerc fordert Ferrari: Upgrades müssen jetzt sitzen

"Natürlich hatten wir Pech mit dem Safety Car", meint Leclerc. "Dann hatten wir von allen da vorne die ältesten Reifen." Das beruhigt ihn aber im Hinblick auf den Pace-Vergleich mit McLaren nicht: "Sie waren aus irgendeinem Grund am Samstag nicht so toll, aber heute waren sie richtig, richtig stark."

Vasseur will das nicht überbewerten: "Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sie starke Pace haben. Wenn du zum Beispiel einen Blick auf Melbourne wirfst, da haben sie mit uns gekämpft." Leclerc hingegen hat die Tatsache im Blick, dass McLaren hier ein großes Update-Paket im Gepäck hatte. Jetzt will er mehr denn je das erste größere Ferrari-Paket.

"Jetzt liegt es an uns, hoffentlich schnell Upgrades zu bringen und aufzuholen", meint er. Am nächsten Wochenende in Imola werden die neuen Ferrari-Teile erwartet. "Wie ich schon oft gesagt habe - die Saison wird denke ich von Upgrades entschieden. Unseres kommt sehr bald, und das wird den Rest der Saison für uns ein bisschen definieren. Wir müssen hart arbeiten, und hoffentlich sind diese Upgrades so gut wie ihre und helfen uns mit einem signifikanten Schritt vorwärts."