Mit ihren Startpositionen sieben (Lance Stroll) und acht (Fernando Alonso) hätten die Aston-Martin-Piloten beim Sprint zum Großen Preis von Miami durchaus Chancen auf ein paar Pünktchen gehabt. Doch schon nach Turn 1 war diese Möglichkeit Geschichte. Beim Start kam es zur Kollision zwischen den Teamkollegen. Mit involviert in den Startunfall: Lewis Hamilton und Lando Norris. Zu viert ging es durch die erste Kurve des Miami International Autodrome. Nur einer überstand sie unbeschadet.

Alonso vs. Stroll: Was war passiert?

Norris, der von P9 aus sehr gut startete, kam auf der Außenbahn neben die beiden Aston Martins. Mutmaßlich wäre er auch an ihnen vorbeigezogen, wäre er nicht von Stroll touchiert und in die asphaltierte Auslaufzone gedreht worden. Der Kanadier, der am letzten Grand-Prix-Wochenende noch für große Wut bei Daniel Ricciardo sorgte, als er diesem am Ende der Safety-Car-Phase ins Heck fuhr, war in diesem Fall aber völlig unschuldig. Denn er selbst wurde von Alonso angeschoben.

Am Funk suchte Alonso die Schuld für seine Aktion bei einem anderen: "Hamilton kam an wie ein Stier", versuchte sich der Spanier zu verteidigen. Doch bei genauerer Betrachtung der Situation lässt sich zweierlei feststellen: Zwar fuhr Hamilton tatsächlich sehr spitz auf der Innenseite in Kurve 1 hinein, überraschte Alonso und ließ ihm neben sich kaum Platz. Alonso hatte seinerseits Stroll aber schon vorher berührt. Durch Hamiltons Zutun wurde er weiter in Stroll gedrängt und so fiel schließlich Norris der Berührung der beiden Teamkollegen zum Opfer.

Beide sind als separate Manöver zu behandeln, die in ihrem Zusammenwirken letztlich jedoch gemeinsam den Ausfall der unschuldigen Beteiligten Norris und Stroll auslösten. Norris stellte seinen McLaren bereits an der Unfallstelle ab, Stroll gab in der Garage auf. Alonso erlitt bei dem Zwischenfall einen Reifenschaden und fiel dadurch ans Ende des Feldes zurück. Nur Hamilton konnte schadenfrei weiterfahren.

Obwohl die Situation zwischen den Teamkollegen für Sprengstoff hätte sorgen können - immerhin hatte sich der Sohn des Aston-Martin-Teambesitzers ausnahmsweise besser als der Altmeister qualifiziert, nur um von diesem dann gleich beim Start abgeräumt zu werden - ist Stroll im Nachgang des Sprintrennens ruhig und verhalten: "Es hat mein Rennen beendet. Der Schaden am Auto war groß", lautet seine dürre Antwort auf die Unfallsituation mit seinem Teamkollegen.

Vor zwei Wochen war es noch Stroll, der einen Unfall verursachte. Anschließend musste er sich von seinem Unfallgegner Ricciardo harte Beleidigungen anhören. Alles dazu seht ihr in diesem Video:

Ricciardo schimpft auf Stroll: "F*CK that Guy!": (15:32 Min.)

Harter Vorwurf von Alonso an die FIA: Diskriminierung der spanischen Fahrer!

Für mehr Furore sorgte dahingegen Alonso, der nach seinem Rempler nach Ausflüchten sucht und Hamilton in die Mangel nahm: "Wir werden sehen, was die Stewards entscheiden. Ich denke, sie werden nichts entscheiden, weil er [Hamilton; Anm. d. Red.] kein Spanier ist. Aber ich denke, er hat vielen Leuten das Rennen ruiniert, vor allem Norris, der ein sehr schnelles Auto hatte und durch diesen Zwischenfall ausschied." So lautete Alonsos Anklage, die er gegenüber den spanischen TV-Kollegen von DAZN direkt nach dem Sprint äußerte.

Als Spanier fühlt sich Fernando Alonso von der FIA benachteiligtFoto: LAT Images

Wenig später stand fest, dass wegen des Startunfalls keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden, Hamilton also keine Strafe erhält. Deshalb legte der zweimalige Weltmeister nach dem Qualifying noch einmal nach und ging direkt auf Konfrontationskurs mit der FIA: "Ich habe das Gefühl, dass die Nationalität eine Rolle spielt. Ich werde mit Mohammed [Ben Sulayem; Anm. d. Red.], mit der FIA oder mit wem auch immer sprechen. Ich muss sicherstellen, dass die Nationalität keine Rolle spielt oder irgendetwas die Entscheidung beeinflussen kann. Und das gilt nicht nur für mich, sondern auch für die künftige Generation der spanischen Fahrer, die geschützt werden muss." Schon zuvor jammerte Alonso außerdem: "Vielleicht wurde ich heute nicht bestraft, aber ich werde immer bestraft."

Fernando Alonso vs. FIA Stewards - allein diese Rivalität könnte mittlerweile Geschichtsbücher füllen und bei Alonso gibt es eine ganz frische Wunde. Denn am Dienstag wurde bekannt, dass Aston Martin die Strafe, die Alonso beim Sprint in China für die Kollision mit Carlos Sainz erhalten hatte, anfechten und den Fall neu beurteilt haben möchte. Auf sein Rennen, das ohnehin bereits zerstört war, wirkte sich die 10-Sekunden-Strafe nicht aus. Was Alonso aber stört, sind die drei Strafpunkte. Die Beweise wurden den Stewards am Freitag um 14 Uhr MESZ vorgelegt. Ein Urteil steht noch aus.

Alonso-Kritik am Sprint: Nur Schäden und Strafen zu holen

Aber zurück zur sportlichen Seite des Sprints von Miami. Dieser wurde für Aston Martin zur Testfahrt, damit das Team den Reifenabbau besser versteht, so Alonso. Den Start bezeichnete er lediglich als "nicht ideal", zeigte sich dann aber weiterhin in gekränkter Manier als kein großer Fan von Sprintrennen: "Sprintrennen haben dieses Risiko. Es gibt nicht viele Punkte zu holen. Du kannst dir das Auto kaputt machen oder Strafen kassieren. Also ja, es ist ein bisschen ein komisches Format, das wir jetzt haben, weil es kein wirkliches Racing gibt. Es gibt viel zu verlieren beim Sprint, also konzentrieren wir uns jetzt auf das Quali und Rennen und hoffen auf etwas Gutes."