Die Zeitentabellen lügen nicht: Lando Norris war im Sprint-Qualifying von Miami der schnellste Mann. 1:27,597, eine halbe Zehntel schneller als Max Verstappen. Es gibt nur ein Problem. Norris fuhr diese Zeit im zweiten von drei Segmenten. Als es im dritten Teil tatsächlich um die Pole ging, versagte der in Miami so großzügig mit Updates ausgestattete McLaren kläglich.

Oscar Piastri hält so nur auf Startplatz sechs die McLaren-Fahne hoch, mit einer halben Sekunde Rückstand. Ehrenrettung sieht anders aus. Norris erging es noch schlimmer. Nur Startplatz neun für ihn, ganze acht Zehntel fehlten ihm dann auf Verstappen. Was war passiert? Ein Absturz sondergleichen. Trotz Wechsel von Medium auf Soft verbesserte sich Piastri von SQ2 auf SQ3 um gerade einmal zwei Tausendstel. Norris wurde um fast neun Zehntel langsamer.

Norris nimmt Qualifying-Versagen auf sich: Selbst schuld?

Bei neun Zehntel ist eigentlich klar, dass der Fahrer sich mindestens einen Teil der Verantwortung aufbürden muss. Das tut Norris auch: "Ich habe schlicht zu hart gepusht, so einfach ist das. Das Auto hat sich gut angefühlt. Einfach dumm, um ehrlich zu sein, ein paar Fehler im ersten Sektor, und ab da war es eine große Spirale."

Mitverantwortlich könnte allerdings auch ein generelles McLaren-Problem sein. Die Konkurrenz bei Red Bull und Ferrari konnte sich von SQ2 auf SQ3 verbessern. Obwohl alle durch die Bank große Probleme in SQ3 hatten. Das ist wohl auf die Reifen-Umstände zurückzuführen. Im Sprint-Qualifying, einer verkürzten Adaption des regulären Qualifyings, sind in SQ1 und SQ2 Medium verpflichtend, und in SQ3 Soft.

Oscar Piastri ist bestplatzierter McLarenFoto: LAT Images

Was auch immer die Teams von dem Soft erwarteten, trat nicht ein. Der Reifen ist bei der Vorbereitung sehr wählerisch, heißt es vonseiten Pirellis. Das könnte die Probleme ausgelöst haben. Die meisten Fahrer waren am Ende des Trainings nur kurz eine Runde zur Vorbereitung gefahren. In SQ3 fuhren sie genau einmal raus, eine Vorbereitungsrunde, und dann eine schnelle Runde.

McLaren schlecht vorbereitet auf Soft-Wechsel?

"Ich weiß nicht, ob sich die Strecke etwas verändert hat oder wir einfach alle dachten, dass der Soft besser sein würde", fragt sich Piastri. Gut möglich, dass niemand so recht verstand, was der Reifen in der Anwärmphase brauchte, und wie sich die besonders zu Beginn von Training und Qualifying starke Streckenentwicklung auf diese Anforderungen auswirkte.

Probleme in der Reifen-Vorbereitung würden auch erklären, wieso Norris schon im ersten Sektor in Probleme geriet. Klarheit bleibt McLaren vorerst schuldig, es bedarf eines genauen Debriefings. Angemerkt sei: Im Training war Piastri mit dem Soft Zweiter, Norris brach eine starke Runde vorzeitig ab. So ist es zumindest möglich, dass die letzten Setup-Änderungen vor dem Sprint-Qualifying das Team in Bedrängnis brachten.

Zum Glück geht es nur um den Sprint, das Grand-Prix-Qualifying gibt dem Team eine zweite Chance. Die will man unbedingt nutzen, denn die ersten Signale vom großen Update, welches fast alle aerodynamischen Flächen des Autos betrifft, sind positiv. "Das Team hat einen tollen Job gemacht, die Upgrades funktionieren, mit dem ganzen bin ich happy", so Norris. Nur den Beweis in der Ergebnisliste ist McLaren vorerst noch schuldig.