Das Rennen in Zandvoort sollte die Wiederauferstehung von George Russell werden: Im Qualifying sensationell auf P3 hinter Max Verstappen und Lando Norris, dann das Worst-Case-Szenario im Grand Prix: Strategie vermurkst, keine Pace, Kollision mit Lando Norris - P17. Gerade dann, wenn der Mercedes-Pilot sich aus seinem Formtief befreien wollte.

George Russell: Qualifying Top, Rennen Flop

"Wie haben wir das vermasselt, mir wurde ein Podium vorhergesagt?", ärgerte sich George Russell am Funk. Zur Erinnerung: Mercedes ließ beide Autos im strömenden Regen mit Slicks auf der Strecke, die "monumental" (O-Ton Toto Wolff) falsche Strategie kostete den Briten Kopf und Kragen.

George Russell fiel in Zandvoort bis ans Ende des Klassements zurückFoto: LAT Images

Eigentlich befand sich George Russell mit seinem besten Startplatz seit Australien (P2) wieder am aufsteigenden Ast. "Das Qualifying gehörte eigentlich zu meinen Stärken am Beginn des Jahres. In letzter Zeit ist es leider ein bisschen falsch gelaufen", freute sich Russell noch am Samstag. Höchste Zeit: Bei Podien (4:1) und Punkten in der Fahrer-WM (156:99) hätte er im internen Teamduell gegenüber Lewis Hamilton Aufholbedarf gehabt.

Russell gesteht: Haben uns in Details verrannt

Die Formel-1-freie Zeit sollte zum erhofften Neustart verhelfen: "Die letzten paar Rennen vor der Pause waren ein echter Kampf für mich. Die Dinge liefen nie wirklich gut für uns und ich hatte einige schlechte Sessions", berichtet George Russell. "Endlich bin ich zurück im Rhythmus und konnte eine gute Leistung abliefern." Update: Bei dem Regen-Chaos in Zandvoort konnte sein W14 nicht die gewohnte Rennstärke ausspielen und das Qualifying blieb das einzige Erfolgserlebnis des Wochenendes.

George Russell vs. Lewis Hamilton im Qualifying-Duell

Strecke George Russell Lewis Hamilton
Bahrain P6 P7
Saudi-Arabien P3 P7
Australien P2 P3
Baku P11 P5
Miami P6 P13
Monaco P8 P5
Spanien P12 P4
Kanada P4 P3
Österreich P11 P5
Silverstone P6 P7
Ungarn P18 P1
Belgien P8 P3
Niederlande P3 P13

"Wenn die Dinge anfangen, etwas schwieriger zu werden, will man härter arbeiten und sich auf Details konzentrieren. Manchmal haben ich und das Team um mich herum vielleicht etwas zu viel nachgedacht", sucht Russell nach einer Erklärung für sein Formtief. Auch das enge Feld spielt eine Rolle. "Wenn du weißt, dass dich ein kleiner Fehler mehrere Positionen kostet…"

Anstatt einer Positiv- fand sich der Mercedes-Pilot in einer Negativspirale wieder: "Wir waren auf der Jagd nach der letzten Millisekunde, und haben uns dann nicht auf die Zeit fokussiert, die wir verlieren, wenn wir die Reifen nicht ins richtige Fenster bringen oder im Verkehr landen." Auch in seinem Privatleben versucht er sich jetzt weniger Gedanken zu machen.

Toto Wolff dementiert Russell-Formtief

"Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass es ein Mythos ist, dass er seine Form verloren hat. Er hat nicht plötzlich verlernt, wie man fährt", zweifelte Toto Wolff trotz der Höhen und Tiefen nicht eine Minute an den Qualitäten seines 25-jährigen Piloten. "Jedes einzelne Wochenende lief viel falsch. Es war ziemlich klar, warum. Und das hatte nichts mit seinen fahrerischen Fähigkeiten zu tun."

Auch nicht damit, dass George Russell in der Sommerpause in der Sonne herumgelegen hat, oder Sport machte. "Ich habe nie an diese Groove-Sache geglaubt", führt der Österreicher aus. "Wenn du oder ich einen schlechten Tag haben, bekommt das niemand mit. Aber wenn ein Fahrer einen schlechten Tag hat, ist er vermutlich ein Zehntel langsamer. Das kann dann schon den Unterschied ausmachen."

Zum Erfolg fehlt George Russell ein sauberes Wochenende. Das er auch in Zandvoort nicht hatte. Diesmal scheiterte es am Wetter, und der horrenden Mercedes-Strategie. Nächste Chance: Monza.