Die Sprints haben ihren Platz in der Formel 1 inzwischen gefunden. Mit sechs Events in der Saison 2023 und dem seit letztem Jahr gültigen Punkteschlüssel von acht Zählern für den Sieger sind sie nicht mehr nur zu vernachlässigendes Beiwerk, sondern spielen eine mitunter bedeutende Rolle im Kampf um die WM-Positionen.

Grund genug, um einmal einen Blick auf die Sprint-Statistiken der bisherigen Saison zu werfen. Wer konnte in den Kurzrennen am Samstag besonders groß auftrumpfen und wer steht noch ohne Zähler da? Wenig überraschend dominiert derzeit vor allem ein Team die Statistiken: Red Bull. Dahinter gibt es aber einige bedeutende Verschiebungen.

Ferrari sind die Sprint-Meister: Nur Red Bull ist besser

Ferrari ist die große Überraschung an den bisherigen Sprint-Wochenenden. Die Scuderia ist in sämtlichen Statistiken im Sprintrennen die zweite Kraft hinter den Bullen und das während man in der Team-Meisterschaft bis auf die vierte Position zurückgefallen ist. Insgesamt konnte Ferrari 26 Punkte im Sprint einfahren. Im Vergleich zu Red Bull (37 Punkte) liegt die Mannschaft aus Maranello damit zwar klar zurück, der nächste Verfolger in Form von Aston Martin kann aber nur die Hälfte der Ferrari-Punkte vorweisen.

Team Punkte Ø Punkte pro Sprint
Red Bull 37 12,33
Ferrari 26 8,67
Aston Martin 13 4,33
Mercedes 11 3,67
McLaren 10 3,33
Alpine 8 2,67
Haas 3 1
Williams 0 0
Alfa Romeo 0 0
AlphaTauri 0 0

Durchschnittlich sammelt Ferrari an einem Sprint-Wochenende 8,67 Punkte. Red Bull liegt im Vergleich dazu bei 12,33 Zählern. Um diese Werte mit einem normalen Grand Prix zu vergleichen, wendeten wir das gewöhnliche Punktesystem aus dem Rennen auch auf die Sprints an. Dort bestätigt sich der Trend: 13,75 Punkte sammelt Ferrari in einem durchschnittlichen GP, bei einem Sprint wären es 21,67. Der Vorsprung auf die Verfolger fällt in diesem Vergleich zwar etwas knapper aus, ist aber immer noch beträchtlich.

Team Punkte Ø Punkte pro Sprint * Ø Punkte pro Rennen **
Red Bull 108 36 38,17
Mercedes 33 11 19,42
Aston Martin 34 11,33 15,25
Ferrari 65 21,67 13,75
McLaren 29 9,67 7,75
Alpine 23 7,67 4,08
Williams 2 0,67 0,92
Haas 8 2,67 0,67
Alfa Romeo 0 0 0,75
AlphaTauri 1 0,33 0,25

* Kalkulierte Punkte nach dem Punkteschema im Rennen (25,18,15...)
** Schnellste Rennrunde aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht einberechnet

Diese Statistik zeigt auch: Alfa-Sauber konnte noch bei keinem einzigen Sprint einen Fahrer unter die besten zehn bringen - als einziges Team. Dieser Trend bestätigt sich auch bei den Durchschnitts-Ergebnissen. Mit einer Position von 15,83 im Mittelwert belegt die Mannschaft aus der Schweiz knapp hinter AlphaTauri den letzten Rang. Auch in dieser Statistik ist Red Bull mit einem Schnitt von 1,6 meilenweit vorne und Ferrari wiederum auf der zweiten Position. Ferrari erreichte im Mittelwert Platz 5,17, die Aston-Martin- und Mercedes-Piloten beenden den Sprint im Schnitt auf Platz 6,8 beziehungsweise 7,33.

Team Ø
Red Bull 1,60
Ferrari 5,17
Aston Martin 6,80
Mercedes 7,33
McLaren 9,17
Alpine 10,83
Haas 12,83
Williams 13,6
Alfa Romeo 15,83
AlphaTauri 15,60

Sprint-Spezialist Carlos Sainz

Auf der Fahrerseite ist vor allem ein Fahrer in den Sprints außergewöhnlich gut unterwegs: Carlos Sainz. Der Spanier sammelte in den drei bisherigen Sprints insgesamt 15 Punkte und damit gleich viele wie Sergio Perez, der hinter Verstappen auf P2 liegt. Auf Charles Leclerc entfallen die weiteren elf Punkte, welche Ferrari sammeln konnte.

Formel 1 2023: Die "Sprint-WM" (Fahrer)

Fahrer Gesamte Punkte im Sprint Ø Punkte pro Sprint
1. Verstappen 22 7,33
2. Perez 15 5
3. Sainz 15 5
4. Leclerc 11 3,67
5. Piastri 7 2,33
6. Russell 7 2,33
7. Alonso 7 2,33
8. Gasly 6 2
9. Stroll 6 2
10. Hamilton 4 1,33
11. Norris 3 1
12. Hülkenberg 3 1
13. Ocon 2 0,67
14. Albon 0 0
15. Ricciardo 0 0
16. Magnussen 0 0
17. Zhou 0 0
18. Bottas 0 0
19. de Vries 0 0
20. Tsunoda 0 0
21. Sargeant 0 0

Bei Mercedes liegt der Wurm in den Sprint-Events vor allem auf einer Seite der Garage begraben: Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton konnte nur vier Punkte einfahren. Auf die Punkteskala der Hauptrennen hochgerechnet lag seine Erfolgsquote in einem Sprint also etwa nur bei einem Drittel. Auch Alonso hatte in diesem Vergleich einen Einbruch vorzuweisen: Seine Ausbeute liegt etwa bei der Hälfte.

Alle Sprint-Ergebnisse

Fahrer AZE AUT BEL Ø Zielankunft Sprint Ø Zielankunft Rennen
1. Perez 1 2 DNF 1,5 4,25
2. Verstappen 3 1 1 1,67 1,17
3. Sainz 5 3 4 4 6,73
4. Alonso 6 5 DNF 5,5 4,42
5. Leclerc 2 12 5 6,33 5,9
6. Russell 4 8 8 6,67 5,5
7. Piastri 10 11 2 7,67 11,2
8. Stroll 8 4 11 7,67 8,6
9. Hamilton 7 10 7 8 4,33
10. Ricciardo 10 10 14,5
11. Gasly 13 15 3 10,33 10
12. Norris 17 9 6 10,67 10
13. Ocon 18 7 9 11,33 9,13
14. Albon 9 13 12 11,33 11,7
15. Hülkenberg 15 6 17 12,67 14,36
16. Magnussen 11 14 14 13 14,56
17. Zhou 12 19 15 15,33 13,45
18. de Vries 14 17 15,5 15,29
19. Bottas 16 20 13 16,33 13,25
20. Tsunoda DNF 16 18 17 12,27
21. Sargeant DNF 18 16 17 15,89

Warum ist Ferrari im Sprint so schnell?

Ferrari scheint also das Team zu sein, das den Sprint am besten für sich zu nutzen weiß. Scheint. Denn es liegt wohl weniger am Sprintrennen an sich, sondern vielmehr daran, dass die Samstags-Rennen jeweils an Wochenenden stattfanden, an denen der SF-23 gut funktionierte. In Aserbaidschan, Österreich und Belgien fuhr Leclerc jeweils am Sonntag nach dem Sprint auf das Podest - es sind die einzigen Ferrari-Podien in der laufenden Saison.

Teamchef Fred Vasseur deutete nach dem Belgien-Wochenende an, dass das möglicherweise an den gekürzten Trainingszeiten liegen könnte. "Wir kommen gut vorbereitet an. Das wäre eine Schlussfolgerung, die man daraus ziehen könnte", so er Franzose. Eine klare Antwort hat aber auch er nicht parat. Was natürlich auch hilft ist, dass der Ferrari häufig mit der Rennpace und dem Reifenmanagement Probleme hat. Im relativ kurzen Sprint kommen diese natürlich nicht so stark zur Geltung.

Ferrari Updates verpufft! Wo ist die Rennpace?: (07:28 Min.)

Außerdem bilden die Strecken, auf denen bisher jeweils ein Sprint durchgeführt wurde, nicht den Querschnitt aller Formel-1-Kurse ab. Aserbaidschan und Belgien sind jeweils Highspeed-Strecken, der Red Bul Ring ist mit seinen vielen Start-Stopp-Passagen und der Höhenlage ebenfalls eine spezielle Strecke.

Insgesamt muss die Sprint-Statistik also immer mit etwas Vorsicht genossen werden. Das liegt einerseits daran, dass die Charakteristik der bisherigen Austragungsorte nicht allgemein repräsentativ ist. Andererseits kann die die Stichprobengröße von gerade einmal drei Rennen auch nie vollständig aussagekräftig sein. Die letzten drei Sprints der Saison werden weitere Antworten liefern, für diese müssen wir uns allerdings noch gedulden. Erst im Oktober findet beim Katar-GP das nächste Sprint-Wochenende der Formel-1-Saison statt.