Die Formel 1 ist ein elitärer Kreis, bestehend aus 20 der besten Rennfahrer der Welt. In ihren jeweiligen Nachwuchsprogrammen versuchen die Rennställe bereits vorab die besten Kandidaten zu selektieren und an die Spitze heranzuführen. In die Königsklasse schaffen es davon nur die wenigsten. Doch wer sind die aussichtsreichsten Kandidaten? Ein Überblick über die Leistungen der Formel-1-Junioren 2023.

Red Bull

Das in der Vergangenheit prestigeträchtigste und auch erfolgsreichste Nachwuchsprogramm brachte schon seit längerem keinen waschechten Juniorfahrer mehr in die Formel 1. Im Moment drängt sich vor allem ein Kandidat auf: Liam Lawson. Der Neuseeländer sorgt in der japanischen Super Formula für Furore und befindet sich dort mitten im Titelkampf. Bei AlphaTauri gilt ein Verbleib von Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo dennoch als wahrscheinlichste Option.

Alternativen gibt es kaum. Das gilt auch für die sechs Formel-2-Piloten des Programmes, die von Ayumu Iwasa angeführt werden. Der Japaner belegt derzeit den dritten Rang in der Nachwuchs-Meisterschaft. Alle anderen RB-Junioren bewegen sich nur im Mittelfeld. Unterhalb der Formel 2 ist Arvid Lindblad der einzige Red-Bull-Fahrer, der für Spitzenresultate sorgt. Er führt in seiner Rookie-Saison die italienische Formel 4 dominant an. Die Ausbeute der restlichen Junioren ist mittelmäßig bis mager.

Fahrer Serie Position*
Liam Lawson Super Formula P2
Ayumu Iwasa F2 P3
Enzo Fittipaldi F2 P7
Dennis Hauger F2 P9
Zane Maloney F2 P10
Jak Crawford F2 P13
Isack Hadjar F2 P15
Sebastian Montoya F3 P15
Souto Arao GB3 P22
Arvid Lindblad F4 IT P1
Enzo Deligny F4 ESP P6
Enzo Tarnvanichkul Kart

*laut derzeitigem Stand

Ferrari

Bei Ferrari leuchtet in der Formel 2 derzeit der Stern des Briten Oliver Bearman am hellsten. Er belegt in seiner ersten Saison den sechsten Rang in der Meisterschaft und konnte mit drei Pole Positions und ebenso vielen Siegen bereits seine Pace unter Beweis stellen. Seine Saison läuft zwar gut, aber ob sie gut genug sind, um ihn in der Formel 1 ins Gespräch zu bringen, erscheint fraglich.

Charles Leclercs Bruder Arthur kann davon nur träumen, er liegt in der Formel 2 auf P14. Ebenfalls im Programm befindet sich der amtierende FRECA-Champion Dino Beganovic, der mit P6 in der Formel 3 eine solide aber nicht überragende Rookie-Saison fährt. Von Rafael Camara und Tuukka Taponen eine Klasse tiefer lässt sich das gleiche behaupten, genauso wie von James Wharton - mit dem Unterschied, dass dieser kein Rookie ist.

Fahrer Serie Position*
Oliver Bearman F2 P6
Arthur Leclerc F2 P14
Dino Beganovic F3 P6
Rafael Camara FRECA P5
Maya Weug FRECA P12
James Wharton F4 IT P4
Tuuka Taponen F4 IT P5
Aurelia Nobels F4 IT P24

*laut derzeitigem Stand

Mercedes

Mercedes hat derzeit nur drei Nachwuchspiloten in Formel-Klassen positioniert. Alle drei haben aber bislang eine starke Saison hinter sich. Frederik Vesti befindet sich in der Formel 2 in seiner zweiten Saison noch immer im Titelkampf, er liegt nur zwölf Zähler hinter der Spitze und darf beim Mexiko-GP im Training seine ersten Formel-1-Kilometer abspulen.

Paul Aron befindet sich in seiner Rookie-Saison in der Formel 3 ebenfalls auf Kurs zu Tabellenplatz 2. Mathematisch hat er noch Chancen auf den Titel, aber diese sind verschwindend gering. Andrea Kimi Antonelli, der schon im Vorjahr die F4-Szene aufmischte und sowohl die deutsche als auch die italienische Meisterschaft gewann, befindet sich in der Formula Regional (FRECA) im Titelduell derzeit in Front. Antonelli gilt als eines der vielversprechendsten Talente im Formelsport.

Die restlichen Mitglieder der Mercedes-Akademie befinden sich noch im Kartsport und damit wohl noch in einem zu frühen Stadium ihrer Karriere um realistisch bewertet zu werden. Ein Name muss allerdings noch erwähnt werden: Mick Schumacher. Er befindet sich zwar nicht im Nachwuchsprogramm, hält sich aber als Test- und Ersatzpilot bei Mercedes für ein mögliches Comeback fit. Derzeit scheinen die Chancen auf eine Rückkehr in die Königsklasse 2024 aber äußerst gering zu sein.

Fahrer Serie Position*
Frederik Vesti F2 P2
Paul Aron F3 P2
Andrea Kimi Antonelli FRECA P1
Kenzo Craigie Kart
Yuanpu Cui Kart
Luna Fluxa Kart
Alex Powell Kart

*laut derzeitigem Stand

McLaren

McLarens Juniorprogramm hat ein Kuriosum im Petto. Zwei seiner drei offiziellen Nachwuchspiloten sind älter als die beiden Stammfahrer. Dabei handelt es sich um die beiden Indycar-Piloten Pato O'Ward und Alex Palou. Bei Palou müsste es in den letzten vier Saisonrennen schon mit dem Teufel zugehen, um den Titel noch zu verpassen. Ihn trennen fast zwei Rennsiege Vorsprung von seinem ersten Verfolger.

O'Ward hingegen spielt im Kampf um den Indycar-Titel keine Rolle, er ist aber immerhin der bestplatzierte Fahrer des Indycar-Teams von McLaren. Der dritte im Bunde ist mit Ugo Ugochukwu ein echter Juniorfahrer. Der erst 16-Jährige befindet sich in seiner zweiten Formelsaison und belegt in der italienischen Formel 4 derzeit den zweiten Rang.

Fahrer Serie Position*
Alex Palou Indycar P1
Pato O'Ward Indycar P6
Ugo Ugochukwu F4 IT P2

*laut derzeitigem Stand

Alpine

Alpines Nachwuchsprogramm sorgte in der Vergangenheit vor allem für Negativ-Schlagzeilen. Dabei ging es aber eher um die Überführung der eigenen Fahrer in die Formel 1 und weniger um die Auswahl und Entwicklung der Piloten im Juniorprogramm. Mit Oscar Piastri und Guanyu Zhou fahren immerhin zwei Ehemalige Formel 1 - aber nicht für Alpine.

Victor Martins, der in seiner Rookiesaison in der Formel 2 bereits dreimal auf die Pole Position fuhr, ist im Moment der aussichtsreichste Kandidat auf einen Aufstieg in die Königsklasse. Eine schwächere Phase zu Saisonbeginn ist für seine Meisterschaftsplatzierung verantwortlich. Auch sein Academy-Kollege Jack Doohan konnte schon in der Formel 2 glänzen. Neben seinen beiden Siegen blieb die Steigerung aus seiner ersten F2-Saison aber aus.

Unterhalb der Formel 2 drängt sich niemand so wirklich auf. F3-Pilot Gabriele Mini lieferte 2023 zwar einzelne Spitzenresultate ab, war aber insgesamt inkonstant. Sophia Flörsch ist ebenfalls in der Nachwuchsschmiede von Alpine und konnte in Spa ihre ersten Punkte einfahren. Verglichen mit den Referenzen anderer Academy-Fahrer ist diese Ausbeute jedoch mäßig.

Fahrer Serie Position*
Jack Doohan F2 P4
Victor Martins F2 P5
Gabriele Mini F3 P7
Sophia Flörsch F3 P22
Nikola Tsolov F3 P23
Abbi Pulling F1 Academy P5
Aiden Neate F4 GB P11
Matheus Ferreira F4 IT P16
Kean Nakamura Kart

*laut derzeitigem Stand

Alfa-Sauber, Williams & Aston Martin

Der einzige wirklich relevante Fahrer im Sauber-Juniorprogramm ist Theo Pourchaire. Der Franzose führt im Moment die Formel 2 an. Er befindet sich aber schon in seiner dritten Saison und ist weit davon entfernt das Championat zu dominieren. Er wurde in der Vergangenheit bereits mit der Königsklasse in Verbindung gebracht, das Team gab aber jeweils Guanyu Zhou den Vorzug. Die weiteren Mitglieder des Programms aus Hinwil spielen im Kampf um die Formel 1 keine Rolle.

Fahrer Serie Position*
Theo Pourchaire F2 P1
Marcus Amand FRECA P23
Lena Bühler F1 Academy P2
Taym Saleh Kart

*laut derzeitigem Stand

Williams hat zwar ebenfalls ein Nachwuchsprogramm, allerdings dabei keinen einzigen Vertreter in der Formel 2. Die beiden F3-Fahrer Franco Colapinto und Zak O'Sullivan liefern zwar jeweils eine gute Saison ab, allerdings ist es auch schon ihre zweite. Bei Oliver Gray (ebenfalls F3) und Jamie Chadwick (Indy NXT) deutet im Moment nichts darauf hin, dass sie ins Gespräch um ein Formel-1-Cockpit kommen könnten.

Fahrer Serie Position*
Zak O'Sullivan F3 P4
Franco Colapinto F3 P5
Oliver Gray F3 P26
Jamie Chadwick Indy NXT P14

*laut derzeitigem Stand

Aston-Martin hat das jüngste und umfangärmste Nachwuchsprogramm. Das einzige Mitglied, Formel-2-Champion Felipe Drugovich, erfüllt derzeit vielmehr die Rolle eines Test- und Ersatzfahrers und weniger jene eines realistischen Formel-1-Anwärters.

Fahrer Serie Position*
Felipe Drugovich F1 Testfahrer -

*laut derzeitigem Stand