Carlos Sainz war beim Formel-1-GP von Australien schon früh der einzige Ferrari-Vertreter im Rennen nachdem Charles Leclerc bereits in der ersten Runde nach einem Unfall ausschied. Doch auch der Spanier verlässt Melbourne ohne einen Punkt. Grund dafür war eine Strafe für einen Unfall mit Fernando Alonso beim letzten stehenden Restart. Eine Strafe, die bei Sainz auf Unverständnis stieß.

Was war passiert? Wenige Runden vor Schluss kam es infolge eines Unfalls von Kevin Magnussen zu einer roten Flagge. Der stehende Restart nach der Unterbrechung wurde exakt zwei Runden vor dem Rennende durchgeführt: Sainz attackierte Alonso in Kurve 1, berührte den Aston Martin rechts hinten und verursachte so einen Dreher seines Landsmannes.

Sainz schimpft gegen Strafe: Das kann nicht sein

Aufgrund einer Reihe weiterer Unfälle in derselben Kurve kam es anschließend zu einer weiteren roten Flagge. Während dieser Unterbrechung wurde eine 5-Sekunden-Strafe gegen den Ferrari-Fahrer verhängt. Nachdem das Team ihn darüber informierte, wollte er es am Funk nicht wahrhaben: "Nein, das kann nicht sein! Das ist nicht akzeptabel."

Seine Kritik: Die Strafe wurde zu voreilig ausgesprochen. Die Stewards hätten sich laut Sainz mit ihrem Urteil Zeit lassen können. Er wunderte sich, dass sie ihn nicht zuerst vorgeladen hatten. "Sie müssen warten bis das Rennen vorbei ist und den Vorfall mit mir analysieren", forderte Sainz. "Es dauert nur mehr zehn Minuten", funkte er vor dem letzten 'Restart', der aus einer einzigen Runde hinter dem Safety Car bestand.

"Ich werde nachher in den Stewards-Raum kommen, um es zu erklären. Wir werden sowieso auf P4 ins Ziel kommen, wieso müssen sie mich aus den Punkten werfen", flehte der vollkommen aufgelöste Madrilene noch aus dem Cockpit. Doch es half alles nichts: Die Stewards blieben bei ihrer Entscheidung. Zusätzlich zu der Zeitstrafe, die ihn aus den Punkten warf, erhielt Sainz auch zwei Strafpunkte in der Sünderkartei der FIA.

Formel 1: Strafe nach Restart-Kollision zu hart?

Der Vorfall mit Alonso sah eigentlich nach einer klaren Sache aus: Sainz war in Kurve 1 auf der Innenlinie und rutschte leicht nach außen, wodurch es zur Berührung mit Alonso kam. Doch in der Vergangenheit ließen die Regelhüter der Formel 1 bei Zwischenfällen in der ersten Kurve häufig etwas Gnade walten.

Doppelt bitter für Carlos Sainz: Der Vorfall hatte überhaupt keine Auswirkungen auf das Rennergebnis mehr. Denn für die Restart-Reihenfolge vor der letzten Runde (und dadurch auch für das Endresultat) wurde abgesehen von den ausgefallenen Piloten die Reihenfolge des vorherigen Restarts herangezogen. Unfallgegner Alonso landete also trotzdem auf der dritten Position. Auch der Spanier sagte: "Für mich ist die Strafe hart, denn es war die erste Kurve in der ersten Runde".

"Aus meiner Sicht ist es auf der ersten Runde (nach dem Restart) passiert, es ist die exakt selbe Situation wie am Start", verteidigte auch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur seinen Fahrer. Er stimmte mit Sainz vor allem in einem Punkt überein: "Meine Frustration kommt daher, dass die Entscheidung vor dem Ende des Rennens getroffen wurde, als man wusste, dass es sowieso nur noch eine Runde hinter dem Safety Car geben wird. Es hätte Sinn gemacht auf eine Anhörung zu warten und es auszudiskutieren".

Das Gemüt von Sainz war auch bei den Interviews nach dem Rennen noch nicht abgekühlt. "Ich kann nicht reden. Ich bin zu wütend und zu enttäuscht", sagte er. "Ich würde es bevorzugen zu den Stewards zu gehen und doch keine Strafe zu bekommen, weil ich sie nicht verdient habe. Das ist die unverdienteste Strafe, die ich in meinem Leben gesehen habe", fluchte er.

Ob Sainz tatsächlich den Stewards in Australien einen Besuch abstattete, ist nicht bekannt. Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies machte sich auf jeden Fall nach dem Rennen auf den Weg zu den Rennkommissaren, um eine Erklärung für den Vorfall gegen Sainz einzuholen. Ein Protest gegen die Entscheidung blieb aber aus.

Sainz-Aufholjagd zerstört: Vasseur zeigt Mitgefühl

In den 56 Runden vor dem Unfall lieferte Sainz ein sauberes Rennen ab. Da Ferrari ihn während der ersten Safety-Car-Phase an die Box holte, fiel er durch die rote Flagge unglücklich bis auf den elften Platz zurück. Anschließend arbeitete er sich kontinuierlich nach vorne und belegte vor der turbulenten Abbruch-Serie kurz vor Schluss Rang 4.

"Er hat ein gutes Comeback hingelegt und ist von weit hinten zurück in die Nähe des Podiums gekommen", lobte Vasseur den WM-Fünften des Vorjahres und zeigte Verständnis für dessen Gefühlsausbruch: "Dann so im Nirgendwo zu landen, da verstehe ich die Emotionen."

Eine Teilschuld für den Nuller muss sich allerdings auf den letzten Metern noch Sainz selbst ankreiden lassen. Denn auf Anweisung seines Teams hielt er etwas Abstand zu seinem Vordermann, um in der Beschleunigungsphase nach der letzten Kurve eine größtmögliche Lücke nach hinten aufreißen zu können. Doch er verschätzte sich mit dem Timing leicht und konnte die Lücke zu Alonso vor ihm nicht mehr ganz schließen. Acht Zehntel trennten ihn von dem Asturier. Zum Vergleich: Auf P10 fehlte ihm in der Endkalkulation nur eine halbe Sekunde.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (69 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (54 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (45 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton 38 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz (20 Punkte)
  • 6. Lance Stroll (20 Punkte)
  • 7. George Russell (18 Punkte)
  • 8. Lando Norris (8 Punkte)
  • 9. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 10. Charles Leclerc (6 Punkte)
  • 11. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 12. Esteban Ocon (4 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (4 Punkte)
  • 14. Pierre Gasly (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (1 Punkt)
  • 17. Kevin Magnussen (1 Punkt)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (123 Punkte)
  • 2. Aston Martin (65 Punkte)
  • 3. Mercedes (56 Punkte)
  • 4. Ferrari (26 Punkte)
  • 5. McLaren (12 Punkte)
  • 6. Alpine (8 Punkte)
  • 7. Haas (7 Punkt)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (1 Punkt)
  • 10. Williams (1 Punkt)