Ob Strategie, Reifenmanagement oder fehlende Updates: Ferrari hatte einige Baustellen, die für 2023 angegangen werden mussten. Eine Sache steht für die Scuderia ganz oben auf der Liste, wie der neue Teamchef Frederic Vasseur beim Ferrari-Launch 2023 betonte: "Die Priorität für uns alle ist die Zuverlässigkeit. Wenn du zu diesem Zeitpunkt der Saison keine Zuverlässigkeit hast, dann kannst du die drei Testtage nicht machen und du beginnst schon auf falschem Fuß." Statt noch sechs Tagen wie im Vorjahr stehen diese Saison nur noch drei Testtage in Bahrain zur Verfügung.

2022 hatte Ferrari bei den Tests noch keine Probleme und ging als stärkstes Team in die Saison. Im Verlauf des Jahres gab es dann aber schmerzliche Defekte: Charles Leclerc verlor mögliche Siege in Barcelona und Baku. Carlos Sainz erlitt den wohl spektakulärsten Motorenplatzer seit langem in Österreich. Dazu kamen zahlreiche Strafversetzungen. Ferraris Motorenchef Enrico Gualtieri und sein Team konnten sich diesen Winter voll auf das Problem konzentrieren: "Die Power-Unit ist eingefroren, das inkludiert auch die Flüssigkeiten, also Öl und Treibstoff. Daher sind Modifikationen nur für die Zuverlässigkeit erlaubt. Das war unsere Achillesferse in der letzten Saison. Also haben wir über den Winter gearbeitet, um unsere Hauptprobleme zu lösen und das erwünschte Maß an Zuverlässigkeit zu erreichen."

Ferrari-Motorenchef: Neue Lösungen im Motorenbau

Obwohl die übliche Suche nach mehr Leistung aufgrund des Reglements ausblieb, hatte die Ferrari-Motorenabteilung gut zu tun: "Die Bereiche mit den größten Problemen waren der der Verbrennungs- und der Elektromotor. Wir haben versucht das Beste aus den Erfahrungen auf der Strecke zu machen. Wir haben alle Daten angesehen und alle Anzeichen für Schwachpunkte in unserer Power Unit ausgemacht. Natürlich hat das das Design mancher Bereiche und Komponenten inkludiert, aber wir haben auch, wo es nötig war, unsere Produktionsprozesse überarbeitet. Diese Arbeit hat das ganze Motorenpersonal, aber auch unsere Kollegen bei den Zulieferern beschäftigt."

Was genau hat Ferrari also gemacht? Allzu sehr wollte sich Gualtieri nicht in die Karten blicken lassen: "Wir haben an allen Bereichen gearbeitet, um die Wurzel der Probleme zu verstehen, die wir auf der Strecke erlebt haben. Dann haben wir alle verfügbaren Werkzeuge benutzt, um diese zu lösen. Die Arbeit war in allen Bereichen, über das Design hin zu Experimenten im Bauprozess. Wir haben versucht neue Lösungen in einer sehr kurzen Zeit auszuprobieren. Wir haben das Beste aus den Erfahrungen der zweiten Saisonhälfte des letzten Jahres gemacht und dann einige Komponenten weiterentwickelt, wo das nötig war." Worum es sich genau bei diesen neuen Lösungen handelt, blieb aber erst einmal Ferrari-Firmengeheimnis.

Ferrari im Vorjahr mit doppelt so vielen Motoren wie erlaubt

Trotz der ganzen Arbeit über den Winter ist für Gualtieri klar, dass seine Mannschaft sich auch in Zukunft nicht zurücklehnen kann: "Die Arbeit hört nie auf. Auf der Grundlage kontinuierlicher Verbesserung der Bauteile wollen wir versuchen das benötigte Level an Zuverlässigkeit zu erreichen. Wir hatten gute Rückmeldung am Prüfstand, was einige unserer Änderungen angeht. Aber wie üblich wird uns erst die Rennstrecke verraten, ob wir gute Arbeit geleistet haben." Der kurze Shakedown über 15 Kilometer im Rahmen der Präsentation gab natürlich noch nicht genug Aufschluss.

Fred Vasseur will für 2023 nur drei Motoren verbrauchenFoto: LAT Images

Und was ist das 'benotigte Level'? Teamchef Vasseur machte eine bemerkenswerte Ansage. Auf die Frage, ob Ferrari es mit den drei erlaubten Motoren durch die Saison schaffen kann, entgegnete der Franzose: "Das ist der Plan und das gilt für alle. Wenn man sich die letzten Saisons ansieht, dann haben das nicht viele Teams geschafft. Das ist trotzdem unser Plan und wir werden uns daran halten müssen." 2022 schafften es nur Autos mit Mercedes-Motoren im Limit von drei Motoren zu bleiben. Die beste Ferrari-Bilanz hatten Guanyu Zhou und Mick Schumacher mit fünf Einheiten. Die beiden Werksfahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz benötigten sogar deren sechs. Ferrari muss also gewaltig zulegen in Sachen Zuverlässigkeit, zumal 2023 mit dem neuen Rekordkalender sogar noch ein Rennen mehr zu bestreiten ist.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

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