Max Verstappen beendet die Formel-1-Saison 2022 mit einer letzten Pole Position. Mit deutlichem Vorsprung von 0,228 Sekunden auf Teamkollege Sergio Perez sogar, doch für Red Bull war das Qualifying in Abu Dhabi eine überraschend haarige Angelegenheit.

Erst lieferte Verstappen ein überraschend schwaches zweites Segment ab und hatte mehrere Zehntel Rückstand zu Perez. Dann kam er im ersten Versuch von Q3 erst mit Verspätung aus der Box - obwohl er eigentlich vor dem in den Kampf um den zweiten WM-Platz verstrickten Perez hätte rausfahren sollen.

Verstappen-Auto geht im Qualifying-Finale plötzlich aus

Gleich mehrere Probleme sorgten für Bangen. "Auf dem Dashboard war zwei Mal ein Blackout", verrät Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko nach dem Qualifying auf ServusTV. "Dann ein kleines Problem mit dem Frontflügel."

Besonders das plötzliche Abschalten des Autos sorgte für einen Schreckmoment. "Sobald ich den Motor starten wollte, hat sich alles einfach abgeschaltet", beschreibt Verstappen. "Also mussten wir das Auto rebooten. Zum Glück sind wir trotzdem rausgekommen."

"Die kleine Verzögerung war nicht gut für die Reifen, aber ich konnte das kontrollieren und eine gute Runde hinlegen", sagt Verstappen. Die erste Runde hätte sogar schon für die Pole gereicht. Im zweiten Versuch in Q3 funktionierte dann auch alles nach Plan. Diesmal fuhr Verstappen auch vor Perez raus, nachdem der sich schon über den plötzlich fehlenden Teamkollegen vor ihn beklagt hatte.

Perez und Verstappen nach dem Qualifying in der PressekonferenzFoto: LAT Images

Schließlich kämpft Perez um die WM. "Vor dem Wochenende gaben wir Checo die Option, ob er als Erster oder als Zweiter rausfahren will, und er hat sich entschieden hinter mir zu fahren", erklärt Verstappen. Standard-Vorgehen bei den meisten Teams, von Woche zu Woche wechselt die Wahlmöglichkeit zwischen den Fahrern. Perez erhoffte sich Windschatten, bekam den auf der letzten Runde dann auch.

Verstappen: Turbulentes Qualifying, ruhiges Rennen?

Verstappen ließ sich von den ganzen Turbulenzen in Abu Dhabi nicht beeindrucken. Vor dem Q3-Chaos hatte er schon in Q2 plötzlich relativ zur direkten Konkurrenz richtig langsam ausgesehen. "Auf dem neuen Reifen in Q2 war ich auf der Hinterachse plötzlich massiv eingeschränkt", ist er danach selbst verwirrt. "Sobald wir in Q3 wieder einen neuen Satz draufgegeben haben, war alles wieder gelöst."

Die Qualifying-Probleme sind die bislang einzigen, die Verstappen an diesem Wochenende zu beklagen hatte. Nun, da er sie überstanden hat, schielen er und Red Bull auf einen potenziellen Doppelsieg. Von den Rennpace-Defiziten aus Brasilien ist nichts zu spüren: "Das Ding mit den Sprint-Wochenenden ist, dass du nur ein Training hast. Wenn es dort nicht passt, steckst du praktisch für den Rest des Wochenendes fest."

Abu Dhabi ist bislang für Red Bull das Gegenteil, und in den Trainings führte Verstappen auch die Longruns zur Rennvorbereitung deutlich an. "Mercedes und Ferrari schienen zu kämpfen", meint auch Verstappen. "Aber wir wissen nicht, was sie über Nacht geändert haben."

Red Bull hofft, dass der Stand so bleibt, und dass ein entspanntes Rennen folgt. Nach dem Stallorder-Drama von Brasilien wäre ein Doppelsieg genau richtig. Erst recht, weil sich die Frage nach Teamorder dann gar nicht stellt. "Ich hoffe das hält morgen", meint Helmut Marko. "Dann sollte das Ziel ein neuer Rekord an Einzelsiegen und ein 1-2 in der WM in Nähe liegen."