Es scheint, als würde zum Abschluss der Formel-1-Saison 2022 das alte Duell Red Bull gegen Mercedes noch einmal aufleben. Mit ordentlich Feuer. In Mexiko gaben am bisherigen Wochenende diese beiden Teams den Ton an, und heute im Rennen soll das nicht anders werden.

Mercedes spürte nach dem Qualifying den Frust der verpassten Pole, baut jedoch auf realistische Chancen im Kampf um den Sieg. Auf dem Silbertablett werden Lewis Hamilton und George Russell den aber nicht bekommen. Seit Österreich ist Red Bull ungeschlagen, und das, was Max Verstappen und Sergio Perez acht Rennen in Serie hat gewinnen lassen, ist auch in Mexiko präsent. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in den Mexiko gibt es hier im Liveticker.

Erste Kurve heute in Mexiko als Schlüsselstelle

Ganz oben auf der Liste der Red-Bull-Stärken: Topspeed. Der kann heute in Mexiko erneut zu einem entscheidenden Faktor werden. Schon in den ersten Sekunden des Rennens. Auf den ersten 811 Metern. So weit ist der Weg von der Pole zur ersten Kurve.

Weil der Weg so lange ist, verpufft der Vorteil des Fahrers, der das Feld anführt. Alle hinter ihm haben nämlich Windschatten und damit einen Topspeed-Vorteil. Deshalb ist Mexiko berüchtigt dafür, ein übles Pflaster für einen Start aus der ersten Reihe zu sein. Schlecht für Pole-Mann Verstappen und für den Zweiten Russell. Gut für Hamilton und Sergio Perez, die hinter ihnen stehen.

2021 saugte sich Verstappen von Platz drei kommend vorbei an beiden Mercedes und bremste sie in der ersten Kurve aus. 2019 konnten die Ferrari von Charles Leclerc und Sebastian Vettel nur durch aggressive Blocks die ersten beiden Plätze behaupten. 2018 holte sich Hamilton von Platz drei kommend die Führung, 2017 Verstappen von Platz zwei mit einem Crash von Hamilton und Vettel hinter ihm.

"Rein theoretisch wäre Platz drei die bessere Wahl", meint Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko auf ServusTV. Der dritte Platz ist der beste, um sich in den Windschatten des besser Gestarteten von Reihe eins zu hängen und sich bis zur ersten Kurve vorbeizuziehen.

Gerade dass der topspeedstarke Verstappen auf Pole steht, sieht Mercedes-Sportchef Toto Wolff deshalb als wichtig für einen erfolgreichen Start seiner Fahrer: "Wären wir auf Pole, hätten wir bei normalem Start auf der Geraden keine Chance gegen Max, weil sie einfach schneller sind. Jetzt stehen wir dahinter. Das gibt uns glaube ich eine bessere Ausgangsposition für die erste Kurve."

Muss Mercedes in Mexiko schnell vorbei?

Sorgen macht Mercedes die Frage, ob Hamilton und Russell an Verstappen vorbeikommen könnten, wenn sie den Start verlieren. "Ich glaube, unser Topspeed ist zum Verteidigen nicht schlecht", unterstreicht Verstappen selbst. Die Angst von Mercedes: Dass man selbst mit DRS und Windschatten dann hinter dem Red Bull verhungert.

"Wir sind zwar dieses Wochenende in Bestform, aber wir verlieren noch immer auf den Geraden", ist Hamilton besorgt. "Also wird es auf jeden Fall schwierig, morgen an ihnen vorbeizukommen." Was mehr Druck auf den Start aufbaut: Mercedes wird fast zu dazu gezwungen, alles für die Führung zu geben.

Die Rennpace ist nämlich auch ein Fragezeichen. FP2 wurde in Mexiko erneut durch einen Reifentest entwertet. FP1 und FP3 präsentierten zwei verschiedene Streckenverhältnisse. "Unsere Longruns waren gut, aber die Red Bulls hatten dann sehr solide Pace auf der zweiten und dritten fliegenden Runde, und unsere Reifen haben sich abgenutzt", beobachtete Toto Wolff am Samstag. "Die ehrliche Antwort ist: Ich weiß es nicht."

Ferrari im Mexiko-Rennen höchstens Störer

Mercedes' Rennpace war in den vergangenen Wochenenden mal auf Red-Bull-Niveau, mal knapp dahinter. Das macht Kurve eins auch im weiteren Rennverlauf zur Schlüsselstelle. Wenn trotz Führung die Rennpace nicht reicht, kann Mercedes wie zuletzt in Austin leichte Beute für einen von hinten kommenden Red Bull werden. Führt Red Bull, so hilft Mercedes womöglich alle Pace der Welt nichts - weil sich der Red Bull mit dem Topspeed hin zu Kurve eins immer verteidigen kann. Mercedes braucht also einen Pace-Vorteil und die Führung beim Start, um das Rennen bei normalem Verlauf in der Hand zu halten.

Das kann für Turbulenzen in der ersten Schikane sorgen, die zwar viel Auslaufzone bietet, aber zugleich auch eine enge Abfolge von drei Kurven ist. Kommen mehrere Autos nach einer Windschatten-Schlacht am Start gemeinsam dort an, geht einem schnell der Platz aus. Vorsicht ist geboten.

Ein chaotischer Start könnte so auch die von den Plätzen fünf (Carlos Sainz) und sieben (Charles Leclerc) startenden Ferrari kurz an die Spitze spülen. Dort dürften sie aber nicht bleiben. Zu den seit Wochen den F1-75 lahmenden Reifenproblemen gesellte sich in Mexiko ein genereller Pace-Mangel. Der Motor mag Höhenluft nicht. Ein Gastspiel eines Ferrari an der Spitze infolge eines guten Starts oder Restarts würde zwingend ein kurzes werden.