Gut gestartet: Pole in Saudi-Arabien, Sieg in Monaco, als Kirsche auf der Torte die zweijährige Vertragsverlängerung bei Red Bull. Sergio Perez schien in der ersten Saisonhälfte so richtig bei seinem neuen Team angekommen zu sein. Darauf folgte eine schwierige Phase: Ausfälle, Pech, Fahrfehler. All das, während sein Teamkollege Sieg um Sieg einfuhr. In Singapur die Auferstehung des Mexikaners, mehr Selbstbewusstsein und bessere Rennergebnisse. Was die Medien und seine Staatsbürgerschaft mit der schlechten Form des Red-Bull-Piloten zu tun hatten.

2022: Auf und Ab für Sergio Perez

"Dieser Sieg ist besonders für mich, weil ich in den letzten Rennen eine schwierige Phase hatte", freute sich Sergio Perez nach seinem ersten Platz in Singapur. Auch in Suzuka glänzte der Mexikaner mit einer beinahe einwandfreien Performance und lieferte Max Verstappen Schützenhilfe bei seinem zweiten WM-Titel.

Mit seinem zweiten Platz in Suzuka krönte Sergio Perez Max Verstappen zum WeltmeisterFoto: LAT Images

"Das ist eine gute Erinnerung an alle, wie gut ich eigentlich bin", hat Perez seinen 'To whom it may concern'-Bottas Moment. "Es ist einfach immer gut, wenn du so eine Performance abliefern kannst. Wir machen immer weiter, arbeiten hart." Auch Christian Horner bestätigt: "Wir arbeiten viel am Setup mit Checo." Infolge mehrerer Updates tat sich der Mexikaner im Laufe der Saison schwerer, die richtige Abstimmung für ihn zu finden.

Schwarzmalerei der Medien: Red Bull sollte Perez rauswerfen

Mit dem negativen Feedback der Presse haderte der 32-Jährige in dieser Zeit besonders. "Die Medien in der Formel 1 machen immer gleich eine Riesen-Sache daraus", meint Sergio Perez. Der Red-Bull-Pilot hat eine Theorie dazu: "Vielleicht spielt es eine Rolle, dass ich nur Mexikaner bin. Wenn ich zwei Rennen in Folge nicht auf dem Podium bin, fahre ich die schlechteste Saison aller Zeiten und es heißt gleich: Red Bull sollte mich rauswerfen und so weiter."

Zwischendurch kämpfte Sergio Perez nicht nur mit Ferrari, sondern auch mit seinem RB18Foto: LAT Images

"Ich hatte manchmal das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen werde", ärgert sich 'Checo'. Aufgrund seiner Nationalität. "Die Leute sagen dann: Na ja, er ist halt ein Mexikaner und faul, das ist so deren Kultur." Auch Dr. Helmut Marko meinte nach dem Frankreich-GP auf Sky, als Perez beim Restart von George Russell überholt wurde: "Ich weiß nicht, ob der gestern Tequila oder was gehabt hat."

Stereotyp des faulen, Tequila trinkenden Mexikaners in der Formel 1

Schon als Kind, zu Beginn seiner Karriere hatte der Red-Bull-Pilot mit Vorurteilen zu kämpfen. 2005 wanderte Sergio Perez allein als 15-Jähriger Teenager nach Deutschland aus. Für seinen großen Traum Formel 1. Er begann seine Reise in der Formel BMW und musste zuerst in München in einem Hotel an einer Autobahnraststätte schlafen. "Nur weil man Mexikaner ist, kann man nicht mit den Besten der Welt mithalten. Das wurde mir suggeriert", erinnert sich 'Checo'. "Besonders in den ersten Jahren."

"Wann immer lateinamerikanische Fahrer ein schlechtes Rennen oder eine kleine Pechsträhne haben, bekommen sie gleich viel mehr Kritik zu hören", glaubt Sergio Perez. Im Gegensatz zu Piloten anderer Ethnien. "Man sieht ja bei anderen Fahrern, dass sie ähnliche Probleme haben. Und darüber wird kaum gesprochen."

Viel zu besprechen mit Charles Leclerc nach dem Rennen in SingapurFoto: LAT Images

Benachteiligt der Formel-1-Zirkus Latinos?

Nicht nur Piloten anderer Minderheiten wie Lewis Hamilton oder Zhou Guanyu seien betroffen. "Es war mir wichtig, darauf hinzuweisen", betont Sergio Perez. Lateinamerikaner würden bei all den Rassismus-Debatten oft vergessen werden.

Auch Fernando Alonso machte eine Bemerkung zur ungerechten Behandlung von Formel-1-Piloten, basierend auf ihrer Nationalität. Alonso wurde für seine Kommentare am Funk nach dem Crash mit Lewis Hamilton ("Was für ein Idiot!") in Spa von den Medien scharf kritisiert.

Zu Unrecht, findet Alonso. Für britische Piloten würden andere Ansprüche gelten. "Sie sagen immer viele Dinge zu Checo, Carlos und zu mir. Wenn du etwas zu einem Latino-Fahrer sagst, ist es natürlich immer Spaß. Wenn du es zu jemand anderen sagst, wird es gleich ernst."

Perez: Medien-Konflikte Teil der Formel 1

Sergio Perez will trotzdem die Medien nicht verteufeln. Die Presse sei Teil des Lebens eines Formel-1-Fahrers: "Das Schöne an unserem Sport ist, dass wir ihn zusammen mit den Medien machen. Ein ständiges Auf und Ab." Und: Der vierfache Grand-Prix-Sieger fährt für Red Bull. Gegen Max Verstappen. "Manchmal glaube ich, dass Leute die Situation, in der ich bin, nicht verstehen. Das Team, in dem ich bin, gegen wen ich fahre, alles zusammen."

An einem Max Verstappen als Teamkollegen scheiterten schon Carlos Sainz, Daniel Ricciardo, Pierre Gasly und Alex AlbonFoto: LAT Images

Aber der Mexikaner versucht sich die Kritik nicht so zu Herzen zu nehmen. "Ich bin nicht hier, um von anderen Leuten Anerkennung zu erhalten. Ich bin für mich hier", meint Perez. "Ich muss einfach weitermachen." Aufgeben gibt es nicht, weder beim 'mexikanischen' Weg noch bei Red Bull.

Superman Sergio Perez

Nachdem er Pedro Rodriguez als erfolgreichsten mexikanischer Fahrer überholt hat, ist Sergio Perez auf einer Mission: "Ich will der jungen Generation zeigen, dass du es auch als Mexikaner bis ganz nach oben schaffen kannst." Das Fahrerfeld brauche mehr Repräsentation aus Lateinamerika. "Ihr müsst an euch glauben. Und daran, dass ihr einen noch besseren Job als ich machen könnt."

Mit vier Siegen, 24 Podestplätzen und zwei Wingman-Einsätzen für den Titelgewinn seines Teamkollegen hat Sergio Perez die Latte hochgelegt. Und bei einem Red-Bull-Vertrag bis (mindestens) 2024 ist noch viel drinnen. Auch ein Weltmeistertitel, so zumindest der Plan von Perez.