Aus sieben Zehnteln Rückstand wurden für Max Verstappen 21 Tausendstel Vorsprung. Im Qualifying zu seinem Heimrennen in Zandvoort stellte der Niederländer beim zweiten Rennen in Folge die Samstags-Bestzeit auf. Aber anders als zuletzt in Belgien war es diesmal keine lockere Aufgabe, sondern ein davor schwieriges Wochenende, bei dem sich Red Bull erst einmal aus einem Freitags-Tief befreien musste.

Nach einem Defekt im ersten Training hatte Verstappen in Zandvoort viel Vorbereitungszeit verloren. Lange Reparaturarbeiten in der freitäglichen Pause zwischen den Trainings wurden zusätzlich zum Problem, weil Red Bull Getriebe und Power Unit vorsichtshalber tauschte. Daher war das Team am Ende erst einmal in eine falsche Setup-Richtung abgebogen, und der Rückstand von sieben Zehntel war am Freitag real.

Red-Bull-Nachtschicht lohnt sich für Verstappen

"Wir mussten ziemlich viel umbauen und hatten nicht wirklich viele Infos", erklärt Verstappen nach dem Qualifying. "Heute am Vormittag ging es für mich praktisch noch immer darum, einiges über das Auto zu lernen, und für das Qualifying Feintuning zu betreiben." Mit viel Druck ging es daher für Verstappen ins Qualifying - mit Ungewissheiten beim Auto, ausgerechnet vor Heimpublikum.

Davon ließ sich Verstappen nicht beeindrucken. Über Nacht und im 3. Training hatte Red Bull das Setup in die richtige Richtung gebaut: "Man sieht, in der Fabrik und hier an der Strecke haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen." Verstappen setzte in Q2 gleich einmal ein Ausrufezeichen, als er sich mit nur einer einzigen Runde auf einem gebrauchten Soft-Reifen für das dritte Qualifying-Segment qualifizierte.

Max Verstappen im Qualifying von ZandvoortFoto: LAT Images

Dort stieß er aber dann doch auf harte Gegenwehr von Ferrari und Mercedes. In den letzten beiden Runden war Dauerrivale Charles Leclerc wieder da, im ersten Run sogar schneller. Da hatte Verstappen aber am Ausgang von Kurve vier einen kleinen Fehler eingebaut. Im zweiten Versuch passte es beim Red-Bull-Piloten, während nun Leclerc einen kleinen Quersteher einlegte.

Perfekt war der letzte Run auch für Verstappen nicht, der sich danach beklagte, dass er hinter Mick Schumacher keine optimale Vorbereitungs-Runde hatte fahren können: "Da musste ich im ersten Sektor ein bisschen zu viel rausnehmen. Als ich meine Runde dann begonnen habe, waren die Reifen noch nicht voll da, aber in Sektor zwei konnte ich das wieder rausfahren, das hat knapp für die Pole gereicht." Endergebnis: 21 Tausendstel Vorsprung von Verstappen.

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Red Bull & Ferrari im Zandvoort-Qualifying gleichauf

Für Verstappen ist das trotzdem auch ein guter Weckruf: Ferrari ist noch immer gefährlich, Red Bulls Dominanz von Spa war wohl ein Ausreißer. Auch in Zandvoort holt der Red Bull die Zeit vor allem auf den Geraden, von denen es hier aber deutlich weniger gibt. Verstappen ging deshalb im Mittelsektor volle Attacke am absoluten Limit des RB18, um das Defizit zu den Ferraris zu minimieren.

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"Man sieht ganz klar, dass wir auf den Strecken, wo mehr Abtrieb gefragt ist, noch immer etwas mehr zu kämpfen haben", meint Verstappen. Das ist natürlich bei einer Pole Jammern auf hohem Niveau: "Es ist noch immer ein schnelles Auto."

Aufgrund der Probleme vom Vortag fehlt Verstappen jetzt aber die übliche freitägliche Renn-Vorbereitung. "Ich habe heute am Vormittag einen Longrun gefahren, und der sah gut aus, ich bin happy mit dem Auto", beruhigt er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Im Qualifying konnte er sich auch einen zusätzlichen Satz Soft-Reifen sparen. "Ich weiß nicht, wie wir neben Ferrari aussehen, aber das gibt mehr Optionen für morgen." Es läuft wieder auf ein hart umkämpftes Rennen hinaus. Alle News zur Formel 1 heute in Zandvoort gibt es im Liveticker.