Haas hat keinen Stress, den zweiten Formel-1-Piloten für die Saison 2023 zu verkünden. Während sich die anderen in der Sommerpause balgen, ist die Truppe von Günther Steiner höchstens belustigter Zuschauer. So viel stellt Steiner am Donnerstag in Spa klar. Mick Schumachers Cockpit ist nach wie vor frei, und der Deutsche ist nur einer von vielen in der Verlosung.

Mit Daniel Ricciardo war am Vortag erst ein echter Hochkaräter auf dem offenen Markt gelandet, und damit auch auf Steiners Liste der potenziellen Kandidaten. Die ist, so verrät der Haas-Teamchef, zwar noch im einstelligen Bereich, aber doch halbwegs umfangreich. Im Laufe von Steiners 15-minütiger Medienrunde fallen am Donnerstag die Namen Ricciardo, Schumacher und Antonio Giovinazzi als Anwärter.

Haas geduldig bei Fahrer-Entscheidung für 2023

Haas hat jetzt kein Problem damit, zuzuwarten. Mit Kevin Magnussen in einem Cockpit ist das Team bereits gut aufgestellt. Die Liste an fähigen Anwärtern für den zweiten Sitz ist lang genug, dass Steiner keinen Druck verspürt, sofort zu verhandeln: "Niemand läuft uns davon." Stattdessen will er sich mit Teameigner Gene Haas am Rande der nächsten beiden Rennwochenenden in Zandvoort und Monza zusammensetzen, und die Optionen erst einmal besprechen.

"Letztendlich gehört das Team ihm, und wir treffen diese Entscheidungen immer sehr gut gemeinsam", sagt Steiner. "Ich würde es natürlich morgen gerne wissen, aber wir sind nicht bereit dafür. Der Zeitrahmen wird davon abhängen, wann wir dafür bereit sind, die bestmögliche Entscheidung zu treffen."

Haas-Teamchef Günther Steiner am Donnerstag in SpaFoto: LAT Images

Angerufen hat Steiner auch noch keinen: "Nein, zumindest nicht wegen einem Vertrag. Eher in die Richtung 'wo stehst du'. Das versuchst du rauszufinden. Ob sie interessiert sind." Mit Ricciardo tauschte Steiner noch vor der Sommerpause zumindest ein paar Textnachrichten aus: "Aber nicht, seit er McLaren verlassen hat."

Steiner: Klar, was wir von Schumacher wollen

Geld spielt für Haas 2023 keine so dramatische Rolle mehr wie noch im letzten Jahr, ein Bezahlfahrer ist nicht vonnöten. Genauso bestätigt Steiner klar, dass Ferrari keinen Anspruch auf das zweite 2023-Cockpit hat. Mick Schumacher wurde als Ferrari-Junior einst von Maranello platziert.

Für Schumacher gibt es daher eine ganz klare Vorgabe. "Wir alle wissen, dass wir Leistung sehen wollen, das ist ein leistungsorientiertes Geschäft", erklärt Steiner. Manchmal sei die geforderte Leistung schon da: "Österreich, Silverstone, da war es gut." Für einen neuen Vertrag muss Schumacher diese Leistungen weiter untermauern. "Und er weiß es."

"Du musst dich immer verbessern", so Steiner. "Es ist nicht so, dass du nach einem oder zwei guten Rennen sagen kannst, dass du dich jetzt als F1-Fahrer bewiesen hast. Wir brachen über das ganze Jahr hinweg durchgehend Punkte. Er war im letzten Viertel vor der Sommerpause sehr stark, und jetzt haben wir ein paar mehr Rennen, die wir abwarten können."

Haas & Ferrari arrangieren Trainings-Deal mit Giovinazzi

Neben Schumacher wird noch ein zweiter Fahrer aus dem Kandidatenkreis in den nächsten Wochen den Vorteil haben, das Auto zu pilotieren. Haas hat nämlich mit Ferrari einen Deal ausgehandelt, um Antonio Giovinazzi, den Test- und Entwicklungsfahrer der Scuderia, zwei Freie Trainings im Auto zu geben.

Steiner will dem Deal nicht mit der Fahrersituation in Verbindung bringen. "Mattia [Binotto, Ferrari-Teamchef] ist zu mir gekommen und hat gefragt 'Hey, Antonio hat die Formel-E-Saison hinter sich'", erklärt er. Ferrari wollte Giovinazzi, im Vorjahr noch Vollzeit-Starter und dieses Jahr Formel-E-Pilot, unbedingt echte Erfahrung in der aktuellen Auto-Generation bieten. "Und für uns ist das gut, weil uns noch jemand eine Meinung zum Auto gibt, da gibt es nichts Negatives", meint Steiner.

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