39 Punkte trennen Ferrari und Mercedes in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, 34 den WM-Führenden Charles Leclerc von Mercedes-Pilot George Russel in der Fahrerwertung. Somit ist das Polster zwischen Ferrari und der Konkurrenz nicht sonderlich groß. Trotzdem vertraut Ferrari der Perfomance des F1-75 und plant noch keine 'großen' Updates für das Heimrennen in Imola.

"Es ist nicht der richtige Ort", verrät Teamchef Mattia Binotto. Welcher der 'richtige Ort' für ein Ferrari-Update sein wird, behielt Binotto jedoch noch für sich.

Formel 1, Imola: Deshalb bringen viele Teams keine Updates

Fast schon Tradition hat die Update-Schlacht des ersten Europarennens im Kalender. Doch 2022 sieht das ganz anders aus. Nur wenige Teams reisen mit Neuteilen im Gepäck nach Imola. Woran liegt das? Eine pauschale Antwort gibt es nicht, vielmehr ist es das Zusammenspiel aus Sprintrennen, der zahlreichen Unfälle in dieser Saison und des Budgetcaps.

Red Bull und Alpine setzen trotz Sprintrennen schon in Imola auf ein Update. Binotto erklärt, warum Ferrari einen anderen Weg geht. "Es ist ein schwieriges Wochenende, um Updates zu bringen und diese am Freitag zu evaluieren", so Binotto. Denn die dritte Trainingseinheit entfällt in Imola, stattdessen müssen die Piloten um eine gute Position für das Sprintrennen kämpfen. Das erste Sprintrennen der Saison 2022 wird am Samstag nach dem zweiten freien Training stattfinden.

Bei Aston Martin und Haas spielen die Ersatzteilkosten eine Rolle bei der Weiterentwicklung. "Wir diskutieren darüber, ob wir Kapazitäten zur Entwicklung von Neuteilen haben, oder ob wir unsere Ressourcen zur Ersatzteilproduktion sparen müssen", so Aston-Teamchef Mike Krack. Er verweist auf das teure Wochenende in Australien: "Ihr konntet mitzählen, wie viele Teile und Frontflügel wir dieses Wochenende gebraucht haben, also könnt ihr euch einfach ausrechnen wie viele Ersatzteile wir in Imola mindestens brauchen werden."

Formel 1: Budgetcap macht Strich durch die Rechnung

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat Bedenken, ob die Ressourcenplanung im Team aufgeht. Das Problem des Teams von Milliardenunternehmen Red Bull ist keinesfalls Geldmangel. Es ist die Budgetobergrenze, die dem Team einen Strich durch die Rechnung macht. Denn die unglückliche Kombination aus Ukraine-Russland-Konflikt und der weiter anhaltenden Corona-Pandemie hat die Fracht-Preise in die Höhe getrieben.

"Die Frachtkosten sind doppelt so hoch wie im Vorjahr. Diese Kosten sind Teil der Budgetobergrenze, was direkten Einfluss auf die Performance des Autos hat", so Horner. Darum fordern einige Teamchefs eine Anpassung des aktuellen finanziellen Reglements, was ein Gesamtbudget von 140 Millionen Dollar vorgibt. Ohne Erhöhung des Budgetcaps wird die Weiterentwicklung zum Luxusproblem. Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost offenbarte schon, dass sein Team mit den 140 Millionen nicht auskommen werde.

Werden die wenigen Testkilometer zum Verhängnis?Foto: LAT Images

Formel 1: Keine Erfahrung, keine Entwicklung

Ein weiterer großer Faktor 2022 ist Zeit, Zeit welche die Teams nicht hatten. Trotz der neuen Fahrzeuggeneration hatten die Teams nicht mehr Zeit, um die Boliden ausgiebig zu testen. Es war keine Zeit um große Probleme wie das Bouncing in Ruhe anzugehen. Dazu kommen die vielen Unterbrechungen und Abbrüche während der freien Trainings.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl erklärt, weshalb sein Team zu diesem Zeitpunkt auf große Updates verzichtet. "Wir müssen erstmal lernen, wie wir das meiste aus dem neuen Auto herausbekommen", sagte Seidl. Es macht also keinen Sinn, ohne viel Erfahrung mit der neuen Fahrzeuggeneration, quasi im Blindflug weiterzuentwickeln.

Ferrari-Bouncing: Keine Lösung in Sicht

Die große Update-Flut erwartet uns in Imola also nicht, dabei hätten sie einige Teams dringend nötig - angefangen bei den Sorgenkindern wie Mercedes und Aston Martin bis hin zu den Spitzenreitern von Ferrari. "Das Bouncing hat unsere Performance signifikant beeinflusst", sagte Mattia Binotto nach dem Sieg in Australien. Eine konkrete Lösung scheinen die Italiener bis dato aber noch nicht gefunden zu haben. "Es ist schwierig, das unter Kontrolle zu behalten, es ist nicht offensichtlich, was die Ursache des Problems ist", erklärte Binotto.

Verzichtet Ferrari nun dennoch, oder gerade deshalb auf ein Update in Imola? Obwohl die erste Saison mit der neuen Fahrzeuggeneration sicherlich durch die Weiterentwicklung der Boliden entschieden wird, geht Binotto die Sache langsam an. Ferrari möchte zunächst dem Bouncing-Problem in Imola weiter auf die Spur gehen.

Ein weiterer Grund für die Gelassenheit bezüglich der Weiterentwicklungsrate bei Ferrari ist die überlegene Performance. Das Ferrari-Paket könnte runder kaum sein. Ein zuverlässiger Motor mit ordentlich Leistung, effizienter Abtrieb und eine hochkarätige Fahrerpaarung bestehend aus Charles Leclerc und Carlos Sainz.

Trotzdem bleibt Binotto bodenständig, auf die Frage, ob die Ferrari-Performance eine Überraschung war, antwortete er: "Ja wir waren sicherlich überrascht... Ich habe nicht erwartet, dass wir so einen guten Saisonstart haben werden. Trotzdem muss man sagen, der Unterschied zwischen uns und den anderen ist sehr klein, es wird in den nächsten Rennen ein großer Kampf gegen die anderen."