Das Abkürzen von Schikanen sorgte bei der Formel 1 in Monza für einige Debatten. Besonders bei Red Bull, wo Sergio Perez - der das Rennen auf dem dritten Rang beendet hatte - für ein Überspringen der Kerbs in der Variante della Roggia im Duell gegen Charles Leclerc eine Fünf-Sekunden-Strafe bekommen hatte.

Perez fiel so im Endergebnis vom Podium und auf Rang fünf zurück, hinter Valtteri Bottas und Leclerc. Red Bull jammert: Die Rennleitung hätte sich bezüglich des Zurückgebens nicht gemeldet. Die will davon nichts wissen.

Rennleitung widerspricht Red Bull: Gab Vorschlag

"Nein, das ist nicht korrekt, sie haben die Rennleitung nicht gefragt", weist FIA-Rennleiter Michael Masi alle Beschwerden ab. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte nach dem Rennen gleich bemängelt: "Wir haben einen Aufruf von den Stewards erwartet - dass er den Platz zurückgeben soll, wenn sie nicht happy sind. Der Aufruf kam nicht."

Masi stellt das anders da: "Ich habe ihnen suggeriert, dass sie sich anschauen sollten, die Position zurückzugeben. Und sie haben gesagt, dass sie sich das selbst anschauen." Der übliche Vorgang am Wochenende, und auch während der Saison: Wer die Position so schnell wie möglich wieder zurückgibt, bekommt keine Strafe. Perez tat genau das auf Teamanweisung am Samstag im Sprint. Da hatte er Lance Stroll überholt, und nach zwei Kurven fuhr er wieder zur Seite, um ihm den Platz zurückzugeben.

Leclerc widerspricht Perez: Da war Platz

Wie am Samstag versuchte Perez es auch am Sonntag im Duell gegen Leclerc eingangs der zweiten Schikane außen, gab vorzeitig auf und fuhr innen über die Kerbs. Diesmal gab er nichts zurück. "Wir haben uns ehrlich gesagt etwas mehr von den Stewards erwartet", klagt er nach dem Rennen. "Ich konnte nirgends hin. Entweder kürze ich ab, oder berühre Charles. Ich weiß, das ist die Regel, aber als Team dachten wir, sie könnten hier etwas mehr Verständnis zeigen und einen weiteren Blickwinkel einnehmen."

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Sein Gegner Leclerc widerspricht den Darstellungen übrigens ebenfalls: "Ich war überrascht. Als ich in Kurve vier ankam, wusste ich, dass er außen versuchte, das Manöver zu machen. Ich habe in der Kurvenmitte sogar verlangsamt, weil ich damit gerechnet habe, dass er mich außen überholt."

"Dann sah ich, wie er abkürzte, obwohl ich ihm Platz ließ", sagt Leclerc. "Ich war ein bisschen verwirrt und dachte, er würde mich sicher vorbeilassen. Aber das tat er eben nicht. Für mich war der Fall klar." Wobei es Leclercs Ergebnis nur unwesentlich beeinflusste. Dass er den Red Bull hinter sich halten hätte können, glaubt der Ferrari-Pilot nicht.

Abkürz-Debatten bei der Formel 1 in Monza

Das Abkürzen der Schikanen sorgte auch abseits von diesem Fall für Debatten. Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer war am Samstag schon schlecht auf Rennleitung und Red Bull zu sprechen gewesen, weil Perez zwei Kurven gewartet hatte, um Stroll nach seinem illegalen Manöver wieder vorbeizulassen. Valtteri Bottas beschwerte sich im Rennen über ein cleveres Manöver von Leclerc, der beim Verteidigen in der ersten Schikane abkürzte und Bottas sofort vorbeiließ, sich aber in dessen Windschatten zur zweiten Schikane hin wieder an- und vorbeisaugte.

Rennleiter Masi versichert nach dem Rennen, dass es mit dem Akt des Vorbeilassens allein nicht getan ist, sondern dass sehr wohl die Umstände beobachtet werden: "Wir schauen es uns ganzheitlich an. Wo zurückgegeben wurde und so weiter. Das wird alles mit reingenommen, wenn es um die Beurteilung eines bleibenden Vorteiles geht. Wenn du direkt vor einer DRS-Zone stoppst, wen vorbeilässt und dann gleich wieder vorbeifährst, dann wird das wohl ganz anders beurteilt werden, als wenn du drei oder vier Kurven davor Platz machst."