1. - S wie Startaufstellung

Die finale Ausgangslage für den Monaco GP 2019 der Formel 1 (Startzeit heute 15:10 Uhr, live im TV auf RTL, Sky, im ORF, SRF und Live-Stream F1 TV Pro) stand erst lange nach dem Ende des Qualifyings fest. Die Startaufstellung änderten noch Strafen gegen Pierre Gasly und Antonio Giovinazzi. Beide hatten drei Strafplätze für Behinderungen kassiert.

Vorne entspricht die Startaufstellung jedoch dem Ergebnis. Lewis Hamilton startet zum 85. Mal von Pole, daneben erneut der andere Mercedes. Hinter Valtteri Bottas eröffnet Max Verstappen Reihe zwei vor Sebastian Vettel. Teamkollege Charles Leclerc startet nach einem Ferrari-Patzer nur von P15, hat durch die Giovinazzi-Strafe zumindest einen Platz gewonnen.

Reihe drei bekleiden Kevin Magnussen für Haas und Daniel Ricciardo für Renault. Es folgen Daniil Kvyat im Toro Rosso neben dem strafversetzen Red Bull von Gasly. Carlos Sainz im McLaren und Alex Albon im zweiten Toro Rosso komplettieren die Top-10. Nico Hülkenberg beginnt das F1-Rennen in Monte Carlo heute von P11.

2. - S wie Start

Mit nur 113 Metern bis zum ersten Bremspunkt für die berühmten Ste. Devote ist der Sprint nach dem Start beim Monaco GP so kurz wie nirgendwo sonst im Formel-1-Rennkalender. Windschatten? Völlig egal. Einzig der perfekte Launch aus der Box zählt. Dafür stehen den Top-10 samt und sonders die weichsten Reifen zur Verfügung. Gleiche Chancen für alle also.

"Man will immer einen guten Start. Vor allem hier ist die Distanz bis Kurve eins super kurz, danach hast du nicht mehr viele Möglichkeiten", sagt Bottas. Vor allem auf sein Duell gegen Hamiltpn vereint sich am Start sämtliche Spannung. Zuletzt geriet der Finne am Start in Turbulenzen gegen den Teamkollegen.

Dieses Mal muss es Bottas noch dazu von P2 statt Pole richten. Helfen könnte eine neue Kupplung, die nach den Problemen von Barcelona getauscht wurde. Vor allem jedoch darf Bottas' nicht wieder Opfer weißer Linien werden.

Spaß beiseite: Der brisanteste Aspekt ist ganz einfach das Teamduell. Denn das wird es geben. "Wir haben keine Teamorder", berichtet Hamilton. Auch nicht in Monaco also. "Toto und das Team lassen uns Rennen fahren, wir sind verantwortlich."

Bottas vs. Hamilton - knallt es am Start?Foto: LAT Images

Speziell die Herangehensweise an die erste Kurve wird Mercedes im bekannten Strategiemeeting vor dem Rennen erneut durchkauen - samt aller denkbarer Szenarien. "Das halte ich für wichtig, um alle möglichen Bilder und Risiken sowie die verschiedenen Linien anzusehen und zu diskutieren", schildert Teamchef Toto Wolff.

Doch eins steht bereits jetzt fest. "Wir können aggressiv sein", verspricht Hamilton. "Das Team will natürlich einen Doppelsieg, aber ich werden natürlich alle Möglichkeiten nutzen, die sich mir ergeben", sagt Bottas, nicht minder angriffslustig. Gefahr wittert Wolff hier nicht: "Die beiden gehen extrem respektvoll miteinander um und wissen, welche Anstrengungen das Team hier reinsteckt."

3. - S wie Strategie

Die im berüchtigt engen Monaco so gut wie einzige Chance nach dem Start, um zu überholen: die Phase der Boxenstopps. Betonung auf der. Singular. Mehr als einen Stopp erwartet in Monaco niemand. Selbst Pirelli nicht, die gerne mal spannende Alternativen empfehlen. "Es ist ein Einstopp-Rennen mit diesen Reifen hier", weiß auch Hamilton.

Einzig das Fenster könne wegen des sowohl geringen Verschleiß' als auch Abbaus der Pirelli-Walzen ziemlich weit sein, so Pirelli. Theoretisch die schnellste Variante sei ein Start auf Soft mit einem Wechsel auf Hard irgendwann zwischen Runde 10 und 22.

Etwas langsamer sei ein Wechsel auf Medium zwischen Runde 18 und 25 - ebenfalls bei Start auf Soft, wenngleich diese Variante naturgemäß größeres Reifenmanagement verlangen. Genau dieses führte in den vergangenen Jahren bereits zu Schleichfahrten. Hat man einmal die Pflichtsätze abgehandelt, geht es nur noch darum, Track Position zu halten. Selbst mit großen Reifen-Nachteilen lässt es sich in Monaco noch gut verteidigen.

4. - S wie Safety Car

Eine extrem wichtige Größe bei allen strategischen Überlegungen nimmt in Monaco das Safety Car ein. Rund 80 Prozent beträgt die historische Chance für mindestens einen Einsatz Bernd Mayländers im Leiteplankengeschlängel des Fürstentums. "In den vergangenen Jahren hat man gesehen, dass hier viel passieren kann. Deshalb muss man immer voll aufmerksam sein", mahnt Hamilton.

Safety Car und Regen - die größten Risiken für MercedesFoto: Sutton

Gepaart mit dem großen Boxenstoppfenster würde es jedenfalls nicht überraschend, wenn manch ein Team lange fährt, um von einem zeitsparenden SC-Stopp zu profitieren. Doch das kann im Zweifel auch Mercedes – doch könnte ein Silberpfeil natürlich auch selbst ein Safety Car auslösen. Die vielleicht noch größte, in Monaco nie zu unterschätzende, Gefahr für Mercedes.

5. - S wie Sonntagswetter

Eine noch größere Gefahr als ein ungünstiges Safety Car gibt es für Mercedes in Monaco jedoch noch: Regen und Lotterie. "Hoffentlich bleibt das Wetter wie heute, ich habe gehört, dass es eine Chance für Regen gibt", fürchtet Hamilton jedoch. "Okay, es ist für alle das Gleiche und macht dieses Rennen vielleicht etwas besser, aber wenn du auf Pole stehst …"

Tatsächlich liegt Hamilton gar nicht zu falsch. Die Wettermodelle gehen von einer durchaus nennenswerten Regenwahrscheinlichkeit von rund 25 Prozent zum Rennstart in Monaco aus, die mit Lauf des Nachmittags sogar noch marginal zunimmt.

6. - S wie Sisyphusarbeit

Den ersten Platz hat Charles Leclerc nach seinem bitteren Los im Qualifying durch die Giovinazzi-Strafe bereits gewonnen. Dennoch wird sein Heimrennen in Monaco von P15 ganz klar eine Mammutaufgabe wie aus der griechischen Mythologie.

Wie soll der junge Monegasse im engen Monaco trotz seines in diesen hinteren Gefilden überlegenen Ferrari vorkommen? Leclerc selbst sieht bereits kaum Chancen. "Es ist sehr schwierig zu überholen, fast unmöglich. Ich werde viel Risiko eingehen müssen, vielleicht sogar einen Crash zu bauen", kündigte Leclerc an.

7. - S wie Sieger

"Mercedes wird morgen ein sehr gemächliches Tempo fahren und bei den Boxenstopps werden sie Gas geben. Und mit zwei Autos können sie alles gut abblocken. Vom Gefühl her wird es wieder ein Doppelsieg, wenn da vorne nichts Außergewöhnliches passiert", sagte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko nach dem Qualifying im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Dem ist praktisch nichts hinzuzufügen. Die möglichen Facetten des Außergewöhnlichen sind oben skizziert, die Longrun-Pace fast müßig zu erwähnen. In Monaco sind diese wegen Verkehrs im Training kaum zu analysieren.

Nur eines scheint sicher: Warum sollte Mercedes im Renntrimm signifikant schlechter aussehen? Selbst wenn, wäre das auch nötig, damit der gewaltige Vorsprung des Qualifyings auf Null schmilzt. Und nochmal selbst wenn: Wegen des wahren Fürsten von Monaco, der Track Position, und zwei Autos vorne wäre selbst das noch kein Weltuntergang.