Für Max Verstappen begann das neue Jahr nicht im Rennauto, sondern in der Rennleitung. Und auch nicht in der Formel 1, sondern in der Formel E. Der Niederländer musste als Teil seiner Strafe beziehungsweise Sozialarbeit vom Brasilien-Rennen 2018 einen Tag zusammen mit den Stewards verbringen. Als erstes großes FIA-Event 2019, bot sich dafür das zweite Saisonrennen der Elektro-Rennserie in Marrakesch an.

Verstappen war zum ersten Mal bei der Formel E zu Gast und erhielt gleich einen ganz genauen Einblick aus der Race Control, die den Renntag überwachte. "Es ist interessant, das mal von der anderen Seite zu sehen", sagte Verstappen, der in seiner Formel-1-Zeit nicht selten bei den Stewards vorstellig werden musste. "Normalerweise hat man nicht die Möglichkeit, einen ganzen Tag mit den Stewards zu verbringen."

Der Red-Bull-Pilot, der in Privatkleidung erschien und für Medien nicht zu sprechen war, wurde weiter auf der offiziellen FIA-Webseite zitiert: "Jeder erledigt am Wochenende seine eigene Arbeit. Da war es gut, wirklich einmal zu sehen, was es benötigt, um diese wichtigen Entscheidungen zu treffen. Manchmal sind diese Entscheidungen für gewisse Personen nicht nett, aber sie müssen getroffen werden und du musst den Regeln folgen."

Langweilig wurde es Verstappen und seinen Kollegen aus der Rennleitung nicht. Beim Marrakesch-Event - die Formel E trägt Trainings, Qualifying und Rennen innerhalb eines Samstags aus - gab es genug Arbeit. Insgesamt mussten die Stewards im Verlauf des Tages 18 Mal eingreifen! Von Geldstrafen wegen verpasster Medien-Termine über eine Strafversetzung für BMW-Werkspilot Antonio Felix da Costa bis hin zur 5.000-Euro-Strafe, weil das Team HWA gegen die Ruhezeit-Regel verstoßen hatte, war so ziemlich alles dabei.

Alle Strafen beim Marrakesch ePrix

Fahrer Team Session Vergehen Strafe
Lopez Dragon FP1 Falsche Batteriesoftware 1000 Euro Geldstrafe
Dillmann NIO FP1 Falsche Batteriesoftware 1000 Euro Geldstrafe
Turvey NIO FP1 Falsche Batteriesoftware 1000 Euro Geldstrafe
Lotterer DS Techeetah FP1 Falsche Batteriesoftware 1000 Euro Geldstrafe
d'Ambrosio Mahindra FP1 Falsche Batteriesoftware 1000 Euro Geldstrafe
Paffett HWA FP1 Zu schnell unter Full Course Yellow Verwarnung (1.)
Vandoorne HWA FP1 Zu schnell unter Full Course Yellow Verwarnung (1.)
Vergne DS Techeetah FP1 Zu schnell unter Full Course Yellow Verwarnung (1.)
Evans Jaguar FP1 Zu schnell unter Full Course Yellow Verwarnung (1.)
Wehrlein Mahindra FP1 LED Halo funktioniert nicht korrekt 1000 Euro Geldstrafe
Massa Venturi FP1 Gelbe Flaggen nicht respektiert Verwarnung (1.)
Sims BMW FP1 Gelbe Flaggen nicht respektiert Verwarnung (1.)
Rowland Nissan FP1 Gelbe Flaggen nicht respektiert Verwarnung (1.)
Da Costa BMW Quali Zu viel Energie genutzt +3 Startplätze
Dillmann NIO Quali Maximale Energie zu früh genutzt Verwarnung (1.)
Günther Dragon PR-Termin Zu spät gekommen (19 Min.) 500 Euro Geldstrafe
Lopez Dragon PR-Termin Zu spät gekommen (19 Min.) 500 Euro Geldstrafe
HWA Renntag Parc Ferme Regelung missachtet 5000 Euro Geldstrafe

"Ich denke, dass es gut ist, unterschiedliche Dinge im Motorsport zu erleben statt nur im Rennauto zu sitzen", sagte Verstappen. "Hier zu sein und das mal zu machen, war eine konstruktive Sache für mich."

Für Verstappen bedeutete die Formel E mehr oder weniger Neuland. Sein Fazit nach der Ableistung der Sozialstunden: "Ich habe die Formel E natürlich ein wenig im Fernsehen verfolgt, aber ich war noch nie zuvor im Fahrerlager gewesen. Ich habe den Tag sehr genossen. Zunächst einmal war es ein sehr spannendes Rennen. Die Meisterschaft wächst und es gibt hier viele Hersteller. Ich denke also, dass es eine coole Serie ist."

Verstappen und die weiteren Zuschauer erlebten ein dramatisches Rennen, das der frühere Formel-1-Fahrer Jerome D'Ambrosio für den indischen Rennstall Mahindra gewann. Der Teamkollege von Debütant Pascal Wehrlein (fiel von Startplatz 7 nach früher Kollision mit Audi-Pilot Lucas di Grassi aus) profitierte dabei von einem teaminternen Crash der BMW-Piloten Antonio Felix da Costa und Alex Sims, die das Rennen lange Zeit angeführt hatten.

Wo und wie Verstappen den zweiten Tag seiner aufgebrummten Sozialstunden ableisten muss, steht noch nicht fest. Der 21-Jährige hatte sich die Bestrafung beim Formel-1-Rennen in Interlagos eingehandelt, nachdem er erst im Rennen und später beim Wiegen mit Esteban Ocon aneinandergeraten war und es dabei sogar zu Handgreiflichkeiten seitens Verstappens kam.

Formel E Marrakesch 2019: Rennen Highlights und Zusammenfassung: (04:57 Min.)