Die Formel-1-Testfahrten für die Saison 2018 schlossen am Freitag in Barcelona mit dem gewohnten Bild: Ferrari blieb mit Kimi Räikkönen an der Spitze, Mercedes und Red Bull verkniffen sich die Attacken auf die absolute Bestzeit. McLarens Technik-Albtraum ging auch am letzten Tag weiter. Am Ende sorgte Alonso für eine Überraschung.

Die Bedingungen waren beim finalen Kräftemessen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya besser als je zuvor bei diesen Wintertestfahrten. Außentemperaturen von über 20 Grad Celsius sowie Asphalttemperaturen um die 30 Grad sorgten für perfekte Voraussetzungen, um ein letztes Mal auf Zeitenjagd zu gehen.

Ferrari bleibt an der Spitze: Späte McLaren-Attacke von Fernando Alonso

Das Ergebnis: Kimi Räikkönen spulte für Ferrari ein ähnliches Programm wie Sebastian Vettel am Donnerstag ab. Folglich zeigte der Iceman zur Mittagszeit seine Qualifying-Runs auf Hypersoft. An deren Ende stand eine persönliche Bestzeit von 1:17.221 Minuten, die nur vier Hundertstel langsamer als der Rekord des Teamkollegen war.

Mercedes und Red Bull verkniffen sich abermals die Attacken auf Ferraris Fabelzeiten. Lewis Hamilton verbrachte den Vormittag mit Longruns auf Medium und übergab dann an Bottas, der ebenfalls Pirellis härtere Mischungen, darunter den blauen Hard-Reifen, auf der Distanz unter die Lupe nahm. Bei Red Bull war Ricciardo nur auf Supersoft unterwegs. Auch hier lag das Augenmerk nicht auf schnellen Runden.

Die Attacke aus dem Hinterhalt lieferte dafür McLaren. Nachdem bedingt durch einen Turbo-Schaden abermals ein Motorwechsel notwendig war, brannte Fernando Alonso in der letzten Stunde ein Feuerwerk an Qualifying-Runs ab. Mit 1:17.784 fuhr er die drittschnellste Zeit der gesamten Tests und platzierte McLaren so als zweite Kraft hinter der Scuderia - zumindest was die Rundenzeiten angeht.

Kurzzeitig sah es sogar nach einem Rekord von Alonso auf den Hypersoft-Reifen aus. Seine unfassbare Runde von 1:16.720 versetzte die Konkurrenz kurzzeitig ins Staunen, war am Ende jedoch nur ein Bluff. Alonso fuhr, wie er und so viele andere es in Barcelona taten, im letzten Sektor die alte Streckenvariante - die Zeit wurde dementsprechend für ungültig erklärt.

Formel 1, Testfahrten 2018: Das Ergebnis vom letzten Testtag

Pos. Fahrer Team Zeit Abstände Runden Reifen
1 Räikkönen Ferrari 1:17.221 157 Hypersoft
2 Alonso McLaren 1:17.784 +0.563 93 Hypersoft
3 Sainz Renault 1:18.092 +0.871 45 Hypersoft
4 Ricciardo Red Bull 1:18.327 +1.106 92 Supersoft
5 Grosjean Haas 1:18.412 +1.191 181 Ultrasoft
6 Bottas Mercedes 1:18.825 +1.604 104 Medium
7 Hartley Toro Rosso 1:18.949 +1.728 156 Hypersoft
8 Ocon Force India 1:18.967 +1.746 163 Hypersoft
9 Leclerc Sauber 1:19.118 +1.897 75 Hypersoft
10 Sirotkin Williams 1:19.189 +1.968 105 Soft
11 Hamilton Mercedes 1:19.464 +2.243 97 Supersoft
12 Stroll Williams 1:19.954 +2.733 27 Soft

Ebenfalls eine solide Leistung lieferte Renault ab. Die Franzosen verloren mit Getriebeproblemen sogar noch mehr Zeit als McLaren. Sainz fuhr am Ende mit 1:18.092 auf dem Hypersoft eine Zeit, mit der er auf unter eine Zehntel an Ricciardos Red-Bull-Bestzeit vom Montag herankam.

Mercedes wie ein Uhrwerk, McLaren macht verlorene Zeit gut

Die Rundentabelle: Am letzten Testtag nutzten die Teams - oder zumindest die, denen die Technik oder ihre Fahrer keinen Strich durch die Rechnung machten - die perfekten Bedingungen in Barcelona nochmal in vollen Zügen aus. Spitzenreiter in Sachen Produktivität war mit 201 Runden Mercedes. Die Silbernen durchbrachen außerdem die 1000-Runden-Schallmauer bei diesen Wintertests.

Dahinter reihte sich Haas mit 181 Runden ein, die Romain Grosjean im Gegensatz zu den Silberpfeilen im Alleingang abspulte. Force India und Toro Rosso sorgten mit 163 respektive 156 Umläufen für zwei weitere solide Darbietungen von Mittelfeld-Teams. Ferraris Einzelkämpfer Räikkönen kam auf 157 Runden.

Das neue Dream-Team: Toro Rosso und Honda: (04:34 Min.)

Williams kam mit Sirotkin und Stroll, für den Kubica am Nachmittag Platz machte, auf 132 Runden. Relativ dürftig fiel das Pensum von Red Bull aus: Daniel Ricciardo kam auf lediglich 92 Runden. Da hatte sogar das gebeutelte McLaren-Team mehr zu bieten. Alonso kam nach einem arbeitsreichen Nachmittag auf 93 Runden.

Die Schlusslichter bildeten Sauber und Renault. Der Abflug von Leclerc und der Getriebeschaden bei Sainz ließen nicht mehr als 75 beziehungsweise 45 Runden zu. Bei Renault verzichtete man angesichts dessen auch auf den Schichtwechsel zum Nachmittag. Für Nico Hülkenberg waren die Testfahrten damit vorzeitig beendet.

Formel 1, Testfahrten 2018: Das kombinierte Ergebnis aus Barcelona

Pos. Fahrer Team Zeit Abstände
1 S.Vettel Ferrari 1:17.182
2 K.Räikkönen Ferrari 1:17.221 +0.039
3 F.Alonso McLaren 1:17.784 +0.602
4 D.Ricciardo Red Bull 1:18.047 +0.865
5 C.Sainz Renault 1:18.092 +0.910
6 K.Magnussen Haas 1:18.360 +1.178
7 P.Gasly Toro Rosso 1:18.363 +1.181
8 L.Hamilton Mercedes 1:18.400 +1.218
9 R.Grosjean Haas 1:18.412 +1.230
10 V.Bottas Mercedes 1:18.560 +1.378
11 N.Hülkenberg Renault 1:18.675 +1.493
12 S.Vandoorne McLaren 1:18.855 +1.673
13 B.Hartley Toro Rosso 1:18.949 +1.767
14 E.Ocon Force India 1:18.967 +1.785
15 C.Leclerc Sauber 1:19.118 +1.936
16 S.Sirotkin Williams 1:19.189 +2.007
17 M.Ericsson Sauber 1:19.244 +2.062
18 R.Kubica Williams 1:19.629 +2.447
19 S.Perez Force India 1:19.634 +2.452
20 M.Verstappen Red Bull 1:19.842 +2.660
21 L.Stroll Williams 1:19.954 +2.772

McLaren und Sauber sorgen wieder für rote Flaggen

Die Zwischenfälle: Nach einem ruhigen Donnerstag sorgte McLaren am Morgen für die obligatorische rote Flagge. Schon nach einer Stunde rollte Fernando Alonso aus. Der Defekt glich einer Kopie des Vorfalls am Mittwoch. Der Spanier stellte seinen MCL33 in haargenau demselben Notausgang vor Turn 7 ab. Der Grund war ein anderer.

Soll vorgestern noch ein Öl-Leck das Auto lahmgelegt haben, war es dieses Mal ein Turbo-Defekt. Der allerdings ging, genau wie der Schaden am Mittwoch, auf die Kappe von McLaren. Die Briten sprachen Motorenpartner Renault auch in diesem Fall von jeglicher Schuld frei. Wenige Minuten später grüßte abermals das Murmeltier.

Dieses Mal in Form eines im Kiesbett gestrandeten Saubers. Charles Leclerc war in Turn 12 abgeflogen. Der Einschlag war nur leicht, die Beschädigungen überschaubar. Dennoch musste die Session für Bergungsarbeiten unterbrochen werden. "Ich habe etwas zu hart gepusht, mich gedreht und die Mauer ein bisschen berührt. Das ist zu diesem Zeitpunkt des Tages etwas dumm, aber ich werde daraus lernen", so der Monegasse.