Nico Hülkenberg steht beim Formel-1-Rennen in Singapur kurz davor, einen neuen F1-Rekord aufzustellen. Allerdings einen Negativ-Rekord: Beendet der Renault-Pilot den Grand Prix nicht auf einem Podiumsrang, so übertrumpft Hülkenberg Landsmann Adrian Sutil in der Statistik der meisten gefahrenen F1-Rennen ohne je auf dem Podium gestanden zu sein. Aktuell rangieren die beiden Deutschen noch mit je 128 GP ohne Podest-Besuch gemeinsam an der Spitze dieser Wertung.

Ein Thema, dem sich Nico Hülkenberg in Singapur sofort in seiner Medienrunde stellen muss. Wie konnte es nur so weit kommen für den neben den F1-Weltmeistern Lewis Hamilton und Nico Rosberg einzigen Piloten, der gleich in seinem Debütjahr den GP2-Titel gewinnen konnte?

Negativ-Rekord? Hülkenberg mit kuriosem Konter in Singapur

Doch wäre Nico Hülkenberg nicht Nico Hülkenberg, hätte er sich nicht den perfekten Konter überlegt. Der Emmericher wusste offenbar ganz genau, welche Fragen ihm am Medientag in Singapur blühen würden - oder war einfach nur spontan super schlagfertig.

"Ich habe es schon früher mal gesagt: Ich musste eine lange Zeit und echt sehr hart dafür arbeiten, um Adrian jetzt diesen Titel wegzuschnappen und jetzt selbst der Rekordhalter zu sein. Ich beende dieses Wochenende die Sutil-Ära, ab jetzt ist Hülkenberg-Ära! Darauf freue ich mich sehr", sagt Chef-Sarkast Hülkenberg in Singapur. Die Lacher der Kollegen sind ihm sicher.

Und überhaupt? Warum soll die ganze Nummer eigentlich ein Negativ-Rekord sein? "Es ist auch eine Leistung ohne Leistung so lange in der Formel 1 zu sein oder? Sein wir doch mal ehrlich! Keine Leistung und immer noch da!", so Hülkenberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Noch dazu habe er ja mindestens zwei, drei dritte Plätze freiwillig hergegeben, um Sutil den Rekord abzujagen, scherzt Hülkenberg.

Top Ten: F1-Fahrer mit meisten GP ohne Podium

Fahrer GP ohne Podium
Nico Hülkenberg 128
Adrian Sutil 128
Pierluigi Martini 119
Philippe Alliot 109
Pedro Diniz 98
Ukyo Katayama 95
Jonathan Palmer 83
Marc Surer 82
Vitantonio Liuzzi 80
Piercarlo Ghinzani 75

Wo zum Beispiel? Hülkenberg: "Wenn ich schnell zurückdenke: Vielleicht war das Letzte vergangenes Jahr in Monaco. Und dann kommt mir noch Brasilien 2012 sofort in den Kopf." Doch holt sich Hülkenberg den alleinigen Rekord überhaupt? Was, wenn in Singapur plötzlich der Knoten platzt, der Renault-Pilot das Podium erklimmt?

Renault-Podium in Singapur? Unrealistisch

Bei normalem Renngeschehen völlig unwahrscheinlich, winkt Hülkenberg ab. "Das Ziel dieses Wochenende ist, das viertbeste und -schnellste Team zu sein und das bestmögliche Ergebnis zu holen. Wenn alle ins Ziel kommen, dann ist Siebter das Beste, was wir erreichen können. Die Top-3-Teams sind in der Ferne verschwunden", erteilt Hülkenberg jedem Gedanken an ein Podium eine klare Absage.

Was für den Renault-Mann jedoch überhaupt kein Grund für schlechte Laune ist: "Dahinter können wir um alles kämpfen. Einfach wird das aber nicht. McLaren wird dieses Wochenende sicher stark sein und uns einen großen Wettkampf liefern. Wir müssen schon einen guten Job machen. Aber ich fühle mich mit unserem Paket hier sehr positiv", sagt Hülkenberg.

Das gelte übrigens auch global, sprich mit Blick auf den Trend und die Entwicklung beim Werksteam von Renault. Dabei sah es zuletzt in Monza extrem schlecht aus für Renault. Das sei allerdings auch die einzige Strecke gewesen, die Renault habe fürchten müssen. "Bei allem, was jetzt kommt, bin ich da relativ entspannt", sagt Hülkenberg. Das Ziel, in der Konstrukteurswertung Platz fünf zu erreichen, gelte noch immer. "Es gibt da natürlich viele unberechenbare Faktoren, aber rein von der Performance her glaube ich, dass es noch drin ist", sagt Hülkenberg.

Hülkenberg schwärmt: Bei Renault geht's aufwärts

Aktuell liegt Renault auf Platz acht, 21 Zähler fehlen auf den angestrebten fünften Rang (Williams). Von ungefähr kommt Hülkenbergs Optimismus jedoch nicht. Er spüre wie bei Renault Schritt für Schritt alles voranschreite. Man spüre einfach den Unterschied, für ein Werksteam zu fahren. "Man merkt es einfach in Enstone und Viry, wie zusätzlich gebaut wird, modernisiert und neue Leute eingestellt werden. Es wird einfach Gas gegeben, da merkt man einfach die Power und Macht von so einem Konzern", berichtet Hülkenberg.

"Ich denke der Fortschritt hat die Erwartungen bisher übertroffen, um ehrlich zu sein. Das ist sehr gut, ich bin richtig happy damit. Es ist großartig für das Team, einen so guten Job zu machen. Ich hätte gedacht, dass der Fortschritt da etwas langsamer vonstattengeht", lobt Hülkenberg. Am Ende der Fahnenstange sei Renault für diese Saison noch immer nicht angekommen. "Es kommt noch viel", verspricht Hülkenbeg. "Ich war zwei Tage in der Fabrik letzte Woche. Echt ermutigend zu sehen, was dort passiert. Auch die Leute, die kommen - jeder pusht hart. Es herrscht dort eine gute Atmosphäre dort, gute Vibes. Alles geht in die richtige Richtung", sagt Hülkenberg.

Carlos Sainz als neuer Renault-Kollege? Das sagt Hülkenberg

Das gilt offenbar auch für den Fahrermarkt. Gerüchten zufolge könnte Carlos Sainz schon in Malaysia zu Renault wechseln. Doch offiziell ist der Transfer von Toro Rosso zu den Franzosen selbst für 2018 noch nicht. Entsprechend möchte sich Hülkenberg noch nicht zum potentiell neuen Teamkollegen aus Spanien äußern. Er sei einfach froh, gerade selbst nicht mit dem Thema Fahrermarkt beschäftigt zu sein.

Nur Eines wundert Hülkenberg angesichts der Fortschritte bei Renault nicht: Das grundlegende Interesse anderer Fahrer. "Wenn wir weiter so voranschreiten und uns verbessern, werden wir immer mehr Interesse hervorrufen", sagt Hülkenberg. Hoffentlich muss sich der 'Hülk' angesichts der mangelnden Leistungen nicht selbst bald Sorgen um sein Cockpit machen …

Eine Historie-Story, wo Hülkenberg große Chancen auf ein Podium liegengelassen hat, lesen Sie am Sonntag auf Motorsport-Magazin.com.