Als in der 179. Runde des diesjährigen Indianapolis 500 der Honda-Motor im Heck der Startnummer 29 den Geist aufgab, herrschte vielerorts Fassungslosigkeit. Indy-Rookie Fernando Alonso war wenige Runden vor Schluss des legendären Rennens mittendrin im Kampf um den Sieg, doch genau wie in der Formel 1 ließ ihn die Technik im Stich. Angesichts seiner beeindruckenden Debüt-Vorstellung wurde ihm beim Siegerbankett in der Woche nach dem Rennen trotzdem der Titel des 'Rookie of the Year' verliehen. Obendrein gab es einen unerwartet großen Scheck. Neben allerlei Danksagungen versprach der F1-Star bei seiner Rede außerdem, dass er seine Rechnung mit dem Indy 500 eines Tages auf jeden Fall begleichen will.

Fernando Alonso staunte nicht schlecht, als ihm die Veranstalter des Indy 500 einen Scheck in Höhe von 305.805 US-Dollar überreichten. Schließlich hatte er nicht einmal die Zielflagge gesehen und wurde in der Endabrechnung lediglich als 24. gewertet. "Wahnsinn. Das muss ich den Jungs in der Formel 1 erzählen. Das ist wirklich eine gut Sache, die ihr hier habt. Da werden bald viele F1-Fahrer kommen", konnte sich der zweimalige F1-Weltmeister einen Scherz nicht verkneifen.

Für Rennsieger Takuma Sato gab es an diesem Abend den größten Scheck. Satte 2.458.129 US-Dollar strich er für seinen ersten Triumph beim Indy 500 ein. "Ich habe mir etwas geholt, was ich 2012 hier liegengelassen habe", so der Japaner, der vor fünf Jahren in der letzten Runde im Kampf um den Sieg gegen Dario Franchitti in der Mauer gelandet war - und dabei neben den Siegerehren auch das fette Preisgeld wegschmiss.

Obendrauf gab es für Sato noch eine Chevrolet Corvette Grand Sport sowie den obligatorischen 'Champions Ring'. "Vielen Dank euch allen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier so viele Freunde habe. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich hier heute einen dicken Scheck in der Hand halte", scherzte auch Sato, dessen Gesicht nun traditionell auf der legendären Borg-Warner Trophy verewigt wird.

Alonso ließ es sich bei seiner Rede nicht nehmen, seinem Andretti-Autosport-Teamkollegen zum Triumph zu gratulieren: "Taku, herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Du bist mein Lieblings-Japaner in der IndyCar. Aber beim nächsten Mal will ich deinen Motor." Insgesamt wurden, verteilt auf die 33 Starter, unglaubliche 13.188.369 US-Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet.

Übersicht: Preisgelder Indy 500 2017

Platz Fahrer Motor Preisgeld in US-Dollar
1 Takuma Sato Honda 2.458.129
2 Helio Castroneves Chevrolet 770.629
3 Ed Jones Honda 535.629
4 Max Chilton Honda 484.129
5 Tony Kanaan Honda 438.129
6 Juan Pablo Montoya Chevrolet 255.805
7 Alexander Rossi Honda 420.629
8 Marco Andretti Honda 384.629
9 Gabby Chavez Chevrolet 235.305
10 Carlos Munoz Chevrolet 364.129
11 Ed Carpenter Chevrolet 395.129
12 Graham Rahal Honda 361.129
13 Mikhail Aleshin Honda 355.629
14 Simon Pagenaud Chevrolet 349.129
15 Sebastian Saavedra Chevrolet 210.305
16 JR Hildebrand Chevrolet 345.129
17 Pippa Mann Honda 200.305
18 Spencer Pigot Chevrolet 200.305
19 Josef Newgarden Chevrolet 334.129
20 James Davison Honda 355.129
21 Oriol Servia Honda 200.305
22 James Hinchcliffe Honda 349.129
23 Will Power Chevrolet 388.129
24 Fernando Alonso Honda 305.805
25 Charlie Kimball Honda 339.129
26 Zach Veach Chevrolet 200.805
27 Ryan Hunter-Reay Honda 351629
28 Sage Karam Chevrolet 202.805
29 Buddy Lazier Chevrolet 200.305
30 Conor Daly Chevrolet 344.129
31 Jack Harvey Honda 205.805
32 Scott Dixon Honda 446.629
33 Jay Howard Honda 200.305

Alonso: Komme wieder

Bei seiner Ansprache ließ Alonso sein gesamtes Indy-Abenteuer noch einmal Revue passieren. Auch die wohl brennendste Frage, ob er sich der Herausforderung ein zweites Mal stellen will, versuchte er zu beantworten. "Das Rennen hat mit mir definitiv einen neuen Fan. Was ich garantieren kann, ist, dass ich in der Zukunft wiederkommen werde", so der 35-Jährige, der nur dank der Unterstützung seines Arbeitgebers McLaren Honda den Seitensprung in die USA unternehmen konnte. Genau solch einer Konstellation bedarf es noch einmal, um dieses Projekt in absehbarer Zeit zu wiederholen.

"Wir müssen in der richtigen Position sein", erklärte Alonso. "Wenn ich jetzt sage, dass ich nicht wiederkomme, könnte es sein, dass ich nächstes Jahr vielleicht doch hier bin. Mit dem gleichen Team, dem gleichen Motor und dem Paket, mit dem wir arbeiten können." Der Spanier ist sich ohne Frage der Tatsache bewusst, dass eine Wiederholung des Indy-Ausfluges nicht mit jedem Arbeitgeber möglich ist: "Wenn ich ja sage und sich die Umstände ändern, habe ich vielleicht nicht die Möglichkeit, dieses Rennen zu fahren."

Der Hintergrund dieser Aussage scheint klar: Alonsos Vertrag mit McLaren läuft zum Jahresende aus und sein Primärziel ist, wie stets von ihm betont, immer noch ein dritter WM-Titel in der Königsklasse. Sollte sich ihm bei einem Top-Team wie Mercedes oder Ferrari für 2018 die Chance auf ein siegfähiges Cockpit bieten, wird er seinen nächsten Angriff auf das Indy 500 sicherlich ohne lange überlegen zu müssen aufschieben. Indy-Rückkehr ja, "nur vielleicht nicht nächstes Jahr."

Fernando Alonso strich für seinen 24. Platz beim Indy 500 über 300.000 US-Dollar einFoto: IndyCar

Ein Privileg und eine Ehre

Wie sehr Alonso seinen Ausflug über den großen Teich genoss, war ihm in den Wochen des Indy 500 stets anzumerken. Die Enttäuschung über den verpassten Sieg konnte er zwar nicht ganz verbergen, doch zu bereuen gab es für ihn trotzdem nichts. "Es war ein Privileg und eine Ehre, bei diesem legendären Rennen mitzufahren. Es waren unfassbare und intensive Wochen und ich habe jede Sekunde davon genossen", erklärte er.

Abgesehen vom verfehlten Ziel wertete er das Projekt sowohl für sich persönlich als auch für seine McLaren-Mannschaft als vollen Erfolg: "Ich war immer der Ansicht, dass sich Grand-Prix-Piloten auch in anderen Rennserien beweisen sollten. Das war einer der Gründe, weshalb ich hierhergekommen bin. Es war aber auch ein Ziel, zwei unterschiedliche Motorsportwelten miteinander zu verbinden - und ich glaube, das haben wir geschafft."

Zu guter Letzt vergaß Alonso natürlich auch nicht, denjenigen seine Dankbarkeit auszusprechen, die ihm all dies ermöglichten. "Danke an McLaren Honda und Andretti, die mir diese großartige Chance gegeben haben. Jeder bei Andretti Autosport hat dafür gesorgt, dass ich mich wie zuhause fühlte. Ich kann sagen, dass ich hier eine neue Familie gefunden habe - was für ein Team", so Alonso, der sein Einsatzfahrzeug als Bestandteil des Vertrages mit nach Hause nehmen durfte: "Ich kann es kaum erwarten, mein Papaya-orangenes Auto in meinem Museum in Spanien zu haben."