Sochi sah am Freitag Rot. Ferrari dominierte die Trainings zum Großen Preis von Russland nach Belieben und sackte in Person von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen beide Bestzeiten ein. In der zweiten Session lag Vettel (Streckenrekord!) stattliche sieben Zehntel vor Valtteri Bottas, dem ersten Mercedes-Piloten. Auch bei den Volltanktests gab Ferrari ein gutes Bild ab, war allerdings nicht dermaßen überlegen, wie über eine Runde.

Mit den Ultrasoft-Reifen liegen von Vettel und Bottas ausgedehnte Longruns vor, die ein durchaus interessantes Bild zeichnen. Betrachtet man die durchschnittlichen Zeiten, lagen beide Piloten mit einer Zeit von 1:38.9 auf demselben Niveau. Allerdings bauten Vettels Reifen sukzessive ab, wohingegen, Bottas wiederholt langsamere Runden einstreute, um im folgenden Umlauf deutlich schneller zu fahren.

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Die beste Runde des Finnen - 1:38.073 - kam sogar erst im 17. und letzten Umlauf seines Longruns zustande, was einmal mehr zeigt, wie gering der Reifenverschleiß in Sochi wegen des glatten Asphalts ist. Aufgrund dessen rechnet Pirelli am Sonntag mit einem klassischen Ein-Stopp-Rennen, das nach dem Start auf Ultrasoft einen Wechsel auf die superweiche Mischung vorsieht.

Den längsten Supersoft-Longrun der Spitzenpiloten absolvierte Kimi Räikkönen, war mit einer Durchschnittszeit von 1:39.8 jedoch deutlich langsamer als Vettel (1:38.0) und Hamilton (1:38.7). Vergleichbar sind Räikkönens Werte allerdings nicht wirklich, denn während der Ferrari-Pilot zuerst den Supersoft-Longrun absolvierte und erst zum Ende der Session auf Ultrasoft wechselte, wählten Vettel und Hamilton die umgekehrte Vorgehensweise.

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Dementsprechend schwerer war Räikkönens Wagen auf Supersoft, wohingegen er dann, als weniger Sprit im Tank war, mit Ultrasoft sogar unter der Marke von 1:37 blieb. Ein schöner Erfolg auf dem Papier, aber nicht wirklich aussagekräftig. Insofern sind in erster Linie die Zeiten von Vettel und Hamilton (Supersoft) beziehungsweise Vettel und Bottas (Ultrasoft) in Relation zu stellen, die Ferrari leicht im Vorteil sehen und einmal mehr unterstreichen, dass die Scuderia 2017 ein echter Gegner für Mercedes ist.

Mercedes sieht Ferrari vorn

"Das Auto hat sich ganz gut angefühlt, aber ich glaube, wir können uns noch ein bisschen steigern. Ich habe heute ein bisschen gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen", übte sich Vettel dennoch im Understatement und verwies darauf, dass man die Zeiten am Freitag nicht blindlings für bare Münze nehmen darf. "Letztes Jahr haben viele Williams nach dem Freitag für die schnellsten gehalten, wenn ich mich richtig erinnere, und es hat sich herausgestellt, dass es Mercedes war. Du kannst auch manchmal in die Irre geleitet werden."

Auf Seiten von Mercedes wähnt man indessen die Scuderia in der Favoritenrolle. "Bei der Fahrzeugbalance scheint der Ferrari auf Longruns sehr, sehr schnell zu sein. Jetzt müssen wir daran arbeiten, wie wir unsere Pace verbessern können", fordert Lewis Hamilton. Dem schließt sich Technikdirektor James Allison an. "Wir haben noch etwas Arbeit vor uns, um gleichauf mit Ferrari zu sein."

Red Bull abgeschlagen

Keinen guten Eindruck hinterließ Red Bull. Zum einen, weil Max Verstappen im zweiten Training mit einem Benzindruckproblem früh Feierabend machen musste, aber auch zeitenmäßig konnten die Bullen nicht annährend mit Mercedes und Ferrari mithalten. Daniel Ricciardos einziger vernünftiger Longrun lag rund zwei Sekunden über dem Niveau der Konkurrenz - eine mittelgroße Welt, die für das Rennen nichts Positives verheißt.

"Wir können definitiv noch Verbesserungen machen, aber zumindest was das Qualifying betrifft, sind wir weiterhin hinter Mercedes und Ferrari", meint Ricciardo. "Ich denke, das Bild der Top-Teams wird sich nicht so sehr ändern, und ich würde sagen, dass Ferrari nach dem heute gezeigten am besten aussieht."