Kimi Räikkönen platzierte seinen Namen zum Abschluss der ersten Testwoche in Barcelona am Donnerstag ganz oben auf dem Zeiten-Tableau. Nach Dienstag konnte der gesundheitlich angeschlagene Ferrari-Pilot damit zum zweiten Mal in dieser Woche die Bestzeit markieren. Generell ist der Weltmeister von 2007 mit der ersten Testwoche seines Teams rundum zufrieden, denn zumindest auf dem Papier sah es ganz danach aus, als ob die Scuderia mit dem SF70H den Weltmeistern von Mercedes Paroli bieten könnte.

Mit einer Zeit von 1:20.872 Minuten markierte Räikkönen am Donnerstag seine persönlich schnellste Runde der ersten Testwoche. Auf Valtteri Bottas absolute Bestzeit von Mittwoch fehlte ihm damit zwar noch über eine Sekunde, doch Teamkollege Vettel war mit lediglich zwei Zehnteln schon näher an den Silberpfeilen. "Für uns war bisher normales Testen angesagt und es lief ziemlich geschmeidig, ohne Probleme. Es lief alles mehr oder weniger wie geplant", resümiert der Finne, der gesundheitlich leicht angeschlagen ins Cockpit steigen musste. "Ich war nicht zu 100 % fit, doch es ist wie es ist", gab er sich gewohnt abgeklärt.

Mit insgesamt 468 Runden war Ferrari nach Mercedes mit 558 das zweitfleißigste Team auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Bis auf einen Schönheitsfehler, als Vettel am Mittwochabend ausrollte, lief der SF70H wie ein Uhrwerk. Nicht gerade selbstverständlich angesichts der im vergangenen Jahr regelmäßigen Unzulänglichkeiten bei der Zuverlässigkeit der Boliden aus Maranello. "Wenn wir es mit dem Vorjahr vergleichen, lief es viel besser. Natürlich möchte man hier und da immer noch mehr erledigen, aber es sind halt nur vier Tage", so Räikkönen, der mit Prognosen dennoch vorsichtig ist: "Wo wir am Ende des Jahres stehen werden, wissen wir nicht. Aber bis jetzt ist es gut."

Fazit der ersten F1-Testwoche in Barcelona: (05:24 Min.)

Stimmung bei Ferrari war nie schlecht

Während Bottas seine Bestzeit auf Ultrasoft aufstellte, war Vettel auf der schnellsten Ferrari-Runder der Woche mit der Soft-Mischung unterwegs. Die vermeintliche Schlagdistanz zur silbernen Konkurrenz schien sich in den vergangenen Tagen positiv auf die Stimmung bei den Roten auszuwirken, wie an einem äußerst gut aufgelegten Vettel sichtbar wurde. Räikkönen beteuert jedoch, dass der Haussegen in Italien nie schief hing. "Es war die ganze Zeit positiv und wir arbeiten gut zusammen", versichert er.

Laut ihm habe der Druck der Öffentlichkeit in der vergangenen Saison für eine falsche Außendarstellung des Teams gesorgt. "Die Leute versuchen einfach immer, ein negatives Gefühl zu kreieren. Aber das Team hat sich seit dem letzten Jahr nicht wirklich verändert", gibt er die unveränderte Personalstruktur bei seinem Arbeitgeber zu bedenken.

2017 macht mehr Spaß

Die erste Begegnung mit den Boliden der 2017er Generation ließ bei Räikkönen, der mit seinem Formel-1-Debüt im Jahr 2001 neben Fernando Alonso der dienstälteste Pilot im aktuellen Fahrerfeld ist, einen guten Eindruck. "Es war schon ein Unterschied wegen der großen Regeländerungen. Es gibt mehr Grip und die Autos sind deshalb schneller", so der 37-Jährige, der sich an die alten Zeiten erinnert fühlte: "Sie sind anders, aber mehr wie sie früher waren. Ich mag sie, das ist gut."

Eine Aussage, die sich mehr oder weniger genau mit Vettels Fazit vom Vortag deckt. "Wir können mit diesen Regeln schneller fahren, das macht Spaß. Mehr oder weniger so wie vor 10 Jahren", so der viermalige Weltmeister, der sich an sein Formel-1-Debüt 2007 erinnert fühlte - dem Jahr, als Räikkönen für Ferrari den bis dato letzten WM-Titel erringen konnte.

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Besser als die Mule Cars

Dieser durfte, genau wie Vettel, vergangenes Jahr bereits bei den Pirelli-Tests erste Erfahrungen mit der neuen Reifengeneration sammeln. Doch mit dem Einsatzfahrzeug für die neue Saison war es auch für ihn nochmal ein ganz anderes Gefühl: "Wir hatten ja einige Tests mit den Mule Cars, wodurch wir eine Idee hatten, wie es sein würde. Aber mit diesen Autos jetzt haben wir natürlich viel mehr Downforce", erklärt Räikkönen.

Angesichts der rapide gesunkenen Rundenzeiten und einiger Fahreraussagen steht bereits die ganze Woche über die große Frage im Raum, ob der Fortschritt eher von den Pirelli-Pneus oder von der effizienteren Aerodynamik der Autos herrührt. Während Hamilton den Schwerpunkt klar auf der Aerodynamik-Seite sah, konnte Räikkönen konnte sich nicht festlegen: "Ich denke, es ist eine Kombination aus den Reifen, den Autos und den Regeländerungen an sich. Es ist alles zusammen, was die Rundenzeit verbessert."