Mercedes steht vier Rennen vor dem Saisonende erneuter als Konstrukteurs-Weltmeister der Formel 1 fest. Die Silberpfeile besiegelten beim Großen Preis von Japan den dritten Titel in Serie und unterstrichen damit einmal mehr, dass sie seit dem Beginn der Hybrid-Ära das Maß der Dinge in der Königsklasse sind.

"Es ist mir eine große Ehre, heute hunderte Teammitglieder aus Brackley, Brixworth und Stuttgart zu vertreten, die uns zum dreimaligen Weltmeister gemacht haben. Das gilt von der Werkstatt des Teams bis zum Vorstandsraum bei Mercedes-Benz. Es ist eine Geschichte voller Leidenschaft, Engagement und unglaublicher Menschen, die über ihre Grenzen hinausgewachsen sind, um zu gewinnen. Und das ist ihnen nicht nur einmal gelungen", erklärte Motorsportchef Toto Wolff stolz.

"Sie haben sich selbst erneut motiviert, um sich von Jahr zu Jahr zu steigern. Dies ist ihr Moment. Der Moment für all die Helden im Hintergrund, die den Kern dessen bilden, was dieses Team zu etwas Besonderem macht. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, durch die Flure unserer Werke zu laufen und jeden Tag ihre Gesichter zu sehen", so der Österreicher weiter. "Wenn ich wie Niki eine Kappe tragen würde, müsste ich sie vor ihnen ziehen."

Konstrukteurs-WM seit 1958

Ferrari gewann mit Michael Schumacher sechs Mal den TitelFoto: Sutton

Für Mercedes ist es der insgesamt dritte Titel der Teamgeschichte. Zwar dominierten die Silberpfeile die Formel 1 auch Mitte der 50er-Jahre mit Legenden wie Juan Manuel Fangio und Stirling Moss am Steuer, als sie ebenfalls schon mit einem Werksteam am Start waren, da die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft aber erst 1958 eingeführt wurde, als sich die Stuttgarter wieder aus der Formel 1 zurückgezogen hatten, gab es dafür aber noch keinen Titel.

Das mit Abstand erfolgreichste Team seit 1958 ist Ferrari. Die Scuderia sicherte sich 16 Mal die Konstrukteurs-Krone, gefolgt von Williams mit neun und McLaren mit acht Titeln. Ferrari ist auch jenes Team, das die meisten Titel in Serie sein Eigen nennen darf. Zu Michael Schumachers Glanzzeiten ging der Pokal zwischen 1999 und 2004 sechs Mal ohne Unterbrechung nach Maranello.

Titel Konstrukteur Jahr
16 Ferrari 1961, 1964, 1975–1977, 1979, 1982, 1983, 1999–2004, 2007, 2008
9 Williams 1980, 1981, 1986, 1987, 1992–1994, 1996, 1997
8 McLaren 1974, 1984, 1985, 1988–1991, 1998
7 Lotus 1963, 1965, 1968, 1970, 1972, 1973, 1978
4 Red Bull 2010–2013
3 Mercedes 2014 - 2016
2 Cooper 1959, 1960
2 Brabham 1966, 1967
2 Renault 2005, 2006
1 Vanwall 1958
1 BRM 1962
1 Matra 1969
1 Tyrrell 1971
1 Benetton 1995
1 Brawn 2009

Triste Gegenwart für Traditionsteams

Der letzte Williams-Titel stammt aus dem Jahr 1997Foto: Sutton

So ruhmreich die Vergangenheit ist, so trist sieht jedoch die Gegenwart aus. Das gilt nicht nur für Ferrari, sondern auch für McLaren und Williams, die beiden weiteren großen Traditionsrennställe der Formel 1. Ferrari gewann den letzten Konstrukteurs-Titel 2008, bei McLaren (1998) und Williams (1997) muss man sogar noch ein Jahrzehnt weiter zurückblicken.

Seit Ferraris letztem Titel gab es eine völlige Neuordnung des Kräfteverhältnisses in der Formel 1, das zu Ungunsten der alteingesessenen Teams ausfiel. Nach dem überraschenden Titel von Brawn GP 2009, sicherte sich das erst 2005 gegründete Red Bull Racing vier Mal die Weltmeisterschaft, ehe mit dem Umbruch im technischen Reglement 2014 schließlich Mercedes dominant auf den Plan trat.

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Red Bull gewann den Titel vier MalFoto: Sutton

2017 wird abermals am Regelwerk geschraubt, doch die Wahrscheinlichkeit, dass die einstige Größen an die Spitze der Formel 1 zurückkehren, ist eher gering. Erneut dürften Mercedes und Red Bull jene Teams sein, die es zu schlagen gilt; Ferrari, McLaren und Williams sind hingegen wohl zumindest vorerst nicht zu den absoluten Favoriten zu zählen.

Damit hat das Trio anderen einst erfolgreichen Teams dennoch etwas ganz Entscheidendes voraus: Rennställe wie Lotus, Tyrrell oder Brabham, die ebenfalls den Konstrukteurs-Titel gewannen, sind schon lange von der Bildfläche verschwunden und existieren nur noch in den Formel-1-Geschichtsbüchern. Das wird auf Ferrari, McLaren und Williams so schnell nicht zutreffen.