Nico Hülkenberg und Sergio Perez fahren nun im dritten Jahr im selben Team, seit drei Jahren treiben sie sich gegenseitig an. Es ist nicht nur dem Auto zu verdanken, dass Force India von 2013 zu 2014 das Punktekonto von 77 auf 155 Punkte quasi verdoppelte. Auch die Qualität der beiden Piloten trug entscheidend zum Aufschwung des Teams bei.

Dabei konnten die Voraussetzungen Anfang der Saison 2014 unterschiedlicher nicht sein. Nico Hülkenberg kam als etablierter Formel-1-Fahrer von Sauber. Seinen Teamkollegen Esteban Gutierrez demontierte er im direkten Duell mit 51:6 Punkten, zweimal fuhr er im schon damals eher schwächelnden Sauber in die Top fünf. Perez dagegen hatte seine starke Zeit bei Sauber schon 2012 erlebt und folgte dem Ruf des Traditionsteams McLaren. Dort aber geriet seine Karriere ins Stocken, er fand nie seine Form und wurde am Jahresende von Ron Dennis wieder vor die Tür gesetzt. Kurios: Hülkenberg im Sauber und Perez im McLaren trennten am Ende nur zwei Punkte - zugunsten Hülkenbergs.

Sergio Perez erlebte bei McLaren ein SeuchenjahrFoto: Sutton

Duell auf Augenhöhe

Seither begegnen sich die beiden im selben Fahrzeug und liefern sich eines der engsten Teamduelle in der Formel 1. Am Ende der Saison trennte die beiden stets nur eine Position. 2014 hatte Hülkenberg mit 37 Punkten die Nase vorne, im vergangenen Jahr hatte Perez mit 20 Punkten die Oberhand. Aktuell ist der Mexikaner wieder 20 Punkte voraus, statt auf den Plätzen neun und zehn liegen sie derzeit aber sogar auf den Rängen acht und neun.

Doch einen großen Unterschied gibt es zwischen Perez und Hülkenberg. Während der Deutsche noch immer auf sein erstes Podium in der Formel 1 wartet, kommt Perez bereits auf satte sieben Podestplätze. Kurios: Keines davon gelang ihm mit McLaren. Dreimal fuhr er im Sauber auf das Podium, bislang viermal gelang es ihm mit Force India. Zuletzt fuhr Perez in Baku auf Rang drei, während Nico Hülkenberg nur der neunte Platz blieb. Auf die Podestplätze seines Teamkollegen angesprochen, meinte Hülkenberg: "Es ist ein Ansporn. Die guten Nachrichten sind, dass das Auto extrem gut ist, aber ich weiß, dass wir das auch können."

Doch um in der Formel 1 Erfolg zu haben, benötigt man neben fahrerischem Können auch das gewisse Quäntchen Glück. Und damit wurde Hülkenberg in den letzten Monaten nicht unbedingt überschüttet. Beispiel Monaco: Im Qualifying fuhr der 29-Jährige auf Startplatz fünf, Sergio Perez dagegen wurde nur Siebter. Aber die Strategie warf Hülkenberg zurück. Er wurde früher an die Box geholt, was unter Teamkollegen üblich ist. Allerdings kam er mitten im Verkehr wieder auf die Strecke und verlor viel Zeit. Perez dagegen blieb länger draußen und kam schließlich vor der gesamten Meute wieder auf die Piste. Endergebnis: Platz drei für Perez, Rang sechs für Hülkenberg.

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In Österreich ging Hülkenberg dann sogar von Platz zwei ins Rennen, doch ein unfahrbares Auto warf ihn früh im Rennen zurück, später musste er mit Bremsproblemen aufgeben. Zuletzt in Singapur dann erneutes Pech für den Deutschen. Von Platz acht aus erwischte er einen tollen Start, der aber schließlich in einer Kollision mit Carlos Sainz endete. "Bei einem schlechten Start wäre ich weitergefahren, das ist wirklich Ironie des Schicksals", hielt er danach kopfschüttelnd fest. Sergio Perez, der von fast ganz hinten gestartet war, fuhr dank toller Strategie wieder in die Punkte.

Es scheint Hülkenberg wie ein Fluch zu verfolgen. Teils beste Ausgangslagen kann er nicht in ein entsprechendes Ergebnis ummünzen, Perez dagegen fährt dank der Strategie regelmäßig in die Punkte und lässt sich auch durch schlechte Startplätze nicht aus der Ruhe bringen. "Ich bin so glücklich über die Performance. Das Rennen gehört mit Sicherheit zu den besten meiner gesamten Karriere", strahlte Perez nach seiner Aufholjagd zuletzt in Singapur.

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Dass am Ende nur Resultate zählen, bewiesen auch die anhaltenden Gerüchte um Sergio Perez und seinen Arbeitgeber 2017. Renault, Williams, gar Ferrari wurden als mögliche Kandidaten genannt. Und Hülkenberg? Er hat zwar bereits einen fixen Vertrag mit Force India. Doch wenn es zuletzt um die großen Teams ging, wurde sein Name dennoch ausgespart. Der Blick auf die Zahlen ist entscheidend. Und da ist die Sache recht eindeutig. Hülkenberg ist keinesfalls langsamer als Perez. Das ist ein Fakt, das beweisen die Qualifying-Ergebnisse. Im Rennen dagegen fehlt ihm das Glück, aber vielleicht auch der Killerinstinkt. Wenn Perez eine Chance sieht, ergreift er sie. Auch das ist ein Zeichen von Qualität.