Lahme Formel 1 wegen der Hybrid-Motoren? Von wegen! In Bahrain zeigte Lewis Hamilton eindrucksvoll, wozu die F1-Boliden der Neuzeit in der Lage sind. Der Mercedes-Pilot stellte im Qualifying einen neuen Rekord auf, fuhr die schnellste Pole-Runde in der Geschichte des Bahrain International Circuit. Im Q3 benötigte er für seine Fabelrunde - nach vorangegangenem Verbremser - nur 1:29.493 Minuten. Bislang hielt Fernando Alonso diesen Rekord. Der Spanier brauchte 2005 im V10-angetriebenen Renault 1:29.848 Minuten.

Damals leisteten die V10-Monster deutlich über 900 PS. Alonso setzte seine Rekordzeit im Qualifying am Samstag, als die Fahrer noch mit leeren Tanks fahren durften. Erst im zweiten Qualifying am Sonntag mussten sie mit dem für das Rennen vorgesehenen Sprit an Bord ihre Quali-Runden drehen. "Das ist aber schwer zu vergleichen", fand Kimi Räikkönen. "Das ist lange Zeit her und hängt von so vielen verschiedenen Dingen ab." Dennoch: In Sachen Speed nehmen sich V6-Turbo und V10-Sauger nicht mehr viel. Die aktuelle Power Unit von Mercedes soll rund 930 PS leisten.

Die Pole-Runden in Bahrain seit 2004

Jahr Fahrer Team Auto Motor Zeit
2004 M. Schumacher Ferrari F2004 Ferrari 3.0 V10 1'30.139
2005 Alonso Renault R25 Renault 3.0 V10 1'29.848
2006 M. Schumacher Ferrari 248 F1 Ferrari 2.4 V8 1'31.431
2007 Massa Ferrari 248 F1 Ferrari 2.4 V8 1'32.652
2008 Kubica BMW Sauber F1.08 BMW 2.4 V8 1'33.096
2009 Trulli Toyota TF109 Toyota 2.4 V8 1'33.431
2012 Vettel Red Bull RB8 Renault 2.4 V8 1'32.422
2013 Rosberg Mercedes F1 W04 Mercedes 2.4 V8 1'32.330
2014 Rosberg Mercedes F1 W05 Hybrid Mercedes 1.6 V6T 1'33.185
2015 Hamilton Mercedes F1 W06 Hybrid Mercedes 1.6 V6T 1'32.571
2016 Hamilton Mercedes F1 W07 Hybrid Mercedes 1.6 V6T 1'29.493

Ultimativen Rekord gebrochen

Hamilton setzte sogar noch einen drauf und drehte die schnellste Runde, die jemals im Rahmen eines Rennwochenendes in Bahrain erzielt worden war. 2005 war Mark Webber im 4. Training noch schneller unterwegs als der spätere Pole-Setter Alonso. Im Williams FW27 mit einem 3-Liter-V10 benötigte der Australier 1:29.527 Minuten für seinen schnellsten Run - Hamilton war an diesem Samstag immerhin 34 Tausendstel schneller.

"Ich habe es geliebt", sagte Hamilton auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bezüglich des Fahrgefühls im Mercedes-Silberpfeil. Dabei galt der Brite nicht unbedingt als größter Fan der Hybrid-Ära, schwärmte stattdessen lieber von den dicken Motoren aus vergangenen Zeiten. Nun sagte Hamilton aber: "Ich habe nie gesagt, dass ich es nicht genieße, dieses Auto zu fahren. Es gibt Dinge in der Formel 1, die besser sein können. Aber eine einzelne schnelle Runde zu fahren ist super!"

3 Sekunden schneller als 2015

Über den Winter haben die F1-Autos nochmals an Leistung zugelegt. Das wurde bereits beim Saisonauftakt in Australien deutlich, als die Fahrer mit extrem schnellen Rundenzeiten beeindruckten. Gleiches Bild in Bahrain: Hamiltons Pole-Runde war rund 3 Sekunden schneller als die Zeit, mit der er sich 2015 ebenfalls den ersten Startplatz geschnappt hatte. Allerdings stand den Piloten im vergangenen Jahr nur die weiche Reifenmischung zur Verfügung. Dieses Mal kam die superweiche und damit schnellere Variante zum Einsatz.

"Die Reifen scheinen an diesem Wochenende etwas mehr Grip zu liefern. Vielleicht ist das ein kleiner Fortschritt im Vergleich zum vergangenen Jahr", sagte Hamilton nach seiner 51. Pole in der Formel 1. "Aber insgesamt sind die Autos besser geworden, ob bei der Power oder auch der Downforce." Die Verbesserung um drei Sekunden machte Hamilton zur einen Hälfte an der Performance der Reifen und zur anderen an der gestiegenen Leistung des Autos fest.

Hamilton entgeht Strafe

Hamilton musste allerdings eine Weile um seine Pole in Bahrain zittern. Nach dem Qualifying wurde er zur Rennleitung gebeten, weil er sein Auto nach dem Ende in der Boxengasse rückwärts gefahren hatte. Laut Artikel 28.3 des Sportlichen Reglements darf ein Auto jedoch zu keiner Zeit in der Boxengasse selber rückwärts gefahren werden. Am Ende kam Hamilton mit einem blauen Auge und lediglich einer Verwarnung davon.

Mercedes konnte belegen, dass Hamilton keine klare Anweisung eines Offiziellen erhalten hatte, wo er sein Auto genau in der Pitlane abzustellen hatte. Hamilton zum kuriosen Zwischenfall: "Normalerweise steht da jemand, der dir sagt, wohin es geht. Aber der, der da war, hat nicht geschaut. Ich dachte, ich hätte an die Spitze einer Gruppe gemusst wie immer - wir haben für gewöhnlich eine Art 1-2-3-Anordnung. Also bin ich nach vorne, aber da war niemand. Ich war dann in dem Fotobereich ganz am Ende. Ich war drin, also habe ich da einfach zurückgesetzt und gestoppt."