Kracher zum Auftakt des Bahrain-Wochenendes: Fernando Alonso darf nicht am Rennen teilnehmen. Nach seinem heftigen Unfall vor zwei Wochen beim Australien GP in Melbourne musste sich der McLaren-Pilot einem eingehenden Medizin-Check in Bahrain unterziehen.

Erst nach 90 Minuten durfte Fernando Alonso das Medical Center wieder verlassen. Grund für das Startverbot sind Aufnahmen vom Brustbereich Alonsos. "Es wurden zwei CT-Aufnahmen von seiner Brust verglichen und es wurde entschlossen, dass der Heilungsprozess nicht weit genug fortgeschritten ist, um ihn ohne Sicherheitsbedenken starten zu lassen", heißt es in einer Mitteilung der FIA.

Der ausgebootete Alonso musste sich aber trotzdem bei der FIA-Pressekonferenz stellen. "Hier herzukommen, und es nicht einmal versuchen zu dürfen, ist traurig", so der Spanier. Der zweimalige Weltmeister hat aber Verständnis für die Entscheidung der Ärzte: "Ich hatte Schmerzen in der Pause, aber ich war bereit, im Auto diesen Schmerz irgendwie auszuhalten - der Schmerz ist aushaltbar. Ich wollte fahren. Aber die Ärzte haben ein Risiko darin gesehen, und das kann ich verstehen".

Alonso erleidet leichten Pneumothorax

"Nach dem Unfall war ich okay, ich hatte nur ein wenig Schmerzen am Knie", erinnert sich Alonso. "Am Montag hatte ich etwas Schmerzen in der Brust, aber nichts Schlimmes. Als ich dann nach Spanien zurückkam, hatte ich etwas mehr Schmerzen. Auf den CT-Aufnahmen konnte man einen leichten Pneumothorax feststellen."

Zusätzlich zur leichten Verletzung der Lunge hat sich Alonso auch mehrere Rippen gebrochen. Und genau diese Rippenverletzungen könnten die Lunge beim Fahren weiter verletzten, quasi durchstechen.

Die Ärzte ordneten eine weitere Untersuchung für den China GP in zwei Wochen an. Zeigt sich bis dahin keine klare Verbesserung, darf Alonso auch in Shanghai nicht an den Start gehen. "Es ist nicht zu 100 Prozent sicher", meint Alonso selbst. "Wir müssen den nächsten Test abwarten. An erster Stelle steht die Sicherheit und dann die Performance."

Der Spanier wird den Bahrain GP trotz des Startverbots vor Ort verfolgen und erhofft sich dadurch neue Einblicke, gerade was die veränderten Regeln bezüglich Qualifying und Funk betrifft. "Vielleicht kann das für mich bei den nächsten Rennen nützlich sein, wenn ich wieder im Auto bin."

Für Fernando Alonso ist der Bahrain GP 2016 bereits das zweite Rennen innerhalb eines guten Jahres, das er gesundheitsbedingt verpasst. Nach seinem mysteriösen Unfall bei den Wintertests in Barcelona 2015 verpasste er den Saisonauftakt in Australien. Damals ersetzte ihn Kevin Magnussen.

Besorgt ist der Routinier ob des Umstands, schon wieder pausieren zu müssen, nicht. "Ich bin seit 16 Jahren in der Formel 1 und es gab immer wieder Unfälle, aber ich habe nie ein Rennen verpasst, und jetzt gleich zwei. Deshalb sieht es ein bisschen anders aus, aber ich denke nicht, dass da mehr dahintersteckt", gibt sich Alonso betont locker.

GP2-Champ Vandoorne ersetzt Alonso

In Bahrain wird Alonso von Stoffel Vandoorne vertreten. Der amtierende GP2-Champion ersetzt in diesem Jahr Kevin Magnussen als Ersatzpiloten bei McLaren und kommt somit zu seinem GP-Debüt. Vandoorne geht in diesem Jahr außerdem in der japanischen Super Formula an den Start. "Ich bin auf dem Weg nach Bahrain. Etwas früher als erwartet, aber ich freue mich so sehr darauf. Ich werde mein Bestes für das Team geben", postete der Belgier auf seinem offiziellen Twitter-Kanal.

Rückendeckung erhält Vandoorne von Magnussen, der ihn aus gemeinsamen McLaren-Junior-Zeiten bestens kennt. "Er ist gut genug für die Formel 1, deshalb wird er ein gutes Rennen fahren, da bin ich mir sicher", betont der nunmehrige Renault-Pilot. "Ich weiß, dass er es verdient, hier zu sein, und freue mich, dass er die Chance bekommt."

Magnussen erwartet nicht, dass Vandoorne viele Anlaufschwierigkeiten haben wird, und kann sich sogar vorstellen, dass der Belgier bei seinem Debüt auf einem Level mit Jenson Button fahren wird. "Sie haben einen guten Simulator", geht Magnussen davon aus, dass sein ehemaliger Stallgefährte von McLaren optimal vorbereitet wurde.

Button selbst traut Vandoorne bei seiner Premiere einiges zu. "Er kennt das Team gut, hat viel Erfahrung mit dem Team und ist hier vergangenes Jahr mit der GP2 gefahren", sagt der Brite. "Er wird hoffentlich schnell lernen, sodass wir auf sein Feedback vertrauen können. Wir brauchen beide Autos."

Alonso pro Halo

Durch den Alonso-Unfall entfachte auch die Diskussion über den zusätzlichen Cockpitschutz Halo neu. Kritiker meinen, ein Aufbau über dem Cockpit hätte den Unfall verschlimmert, das Auto hätte durch den Aufsatz abgelenkt werden, Alonso hätte außerdem nicht so problemlos aus dem überschlagenen Boliden aussteigen können. Der Spanier aber sieht das anders: "Ich hätte bei meinem Unfall Halo sehr gerne gehabt. Meine einzige Sorge während des Unfalls war, dass etwas meinen Kopf trifft."