Das Warten hat ein Ende. Die Formel 1 kehrt aus dem Winterschlaf zurück. Motorsport-Magazin.com gibt einen kompakten Überblick über die Chancen der Teams.

Müssen Lewis Hamilton und Nico Rosberg ihre Rückspiegel im Auge behalten?Foto: Sutton

Mercedes in Australien: Die Favoritenrolle annehmen

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Mercedes 2 2 2 3 89 636
Lewis Hamilton 2 4 1 5 92 626
Nico Rosberg 1 0 2 3 64 318
  • Neue Teile: S-Schacht, größere Airbox, kleinere Seitenkäsen
  • Ziele: Doppelsieg
  • Wolff: "Wir erwarten in diesem Jahr härtere Konkurrenz als jemals zuvor."

Mercedes präsentierte sich bei den Wintertestfahrten bärenstark und die gebetsmühlenartigen Warnungen sind wahrscheinlich mehr Tiefstapelei denn echte Ehrfurcht vor den roten Herausforderern aus Maranello. Hinter geschlossenen Türen werden die Teamoberen die Zielsetzung für den Australien GP mit Sicherheit verkündet haben. Diese kann eigentlich nur lauten, dass der Doppelsieg von 2015 wiederholt werden muss, trotz der aufstrebenden Konkurrenz.

Ferrari bläst zum Angriff auf Reihe einsFoto: Ferrari

Ferrari in Australien: Angriff auf Silber

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Ferrari 7 6 8 21 272,5 1989
Sebastian Vettel 1 3 0 4 73 451
Kimi Räikkönen 2 1 5 5 68 509
  • Neue Teile: Stupsnase, Druck- statt Zugstreben an der Aufhängung, Size-Zero-Konzept
  • Ziele: Keine Zielvorgabe
  • Marchionne: "Die erste Startreihe muss her!"

Rot bläst zum Angriff. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen wollen den silbernen Riegel schon zu Beginn der Saison 2016 knacken und die Mercedes-Vorherrschaft zumindest ankratzen. Zwar hat das Team keine offizielle Zielvorgabe für das Rennen in Melbourne gemacht, doch FIAT-Boss Marchionne fand für das Qualifying deutliche Worte: "Die erste Startreihe muss her!"

Bleibt Williams der König des Mittelfelds?Foto: Sutton

Williams in Australien: Anschluss halten

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Team 5 6 7 17 166 1740
Felipe Massa 0 0 1 1 48 16
Valtteri Bottas 0 0 0 0 10 0
  • Gelöste Probleme: Kurvengeschwindigkeiten im Vergleich zum Vorjahr konnten erhöht werden
  • Neue Teile: Die gekürzte Nase soll spätestens in Bahrain zum Einsatz kommen
  • Ziele: Keine Zielvorgabe
  • Bottas: "Wegen der Zuverlässigkeit mache ich mir überhaupt keine Sorgen."

Die Testfahrten in Barcelona verliefen auffällig unauffällig. Die Achillesversen des FW37 waren im vergangenen Jahr besonders die Kurvengeschwindigkeit und die Traktion. Sowohl aerodynamisch als auch kinematisch gingen die Ingenieure dieses Problem an. Das erste Feedback der Fahrer war positiv, denn der Williams FW38 soll spürbar besser sein. Deshalb sollte ein Platz im vorderen Mittelfeld schon fast Pflicht sein. An den Branchenriesen Mercedes und Ferrari gibt es wohl kein Vorbeikommen.

Red Bull will zurück an die SpitzeFoto: Sutton

Red Bull in Australien: Talsohle durchschritten

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Team 1 3 1 3 106 461
Daniel Ricciardo 0 0 0 0 10 0
Daniil Kvyat 0 0 0 0 2 0
  • Ziele: Punkteränge
  • Horner: "Absolut keine Ahnung bis wir die ersten drei Rennen hinter uns haben, denn natürlich ist Melbourne eine Ausnahmeerscheinung."

Mit altbekanntem Motorenpartner, allerdings unter neuem Namen. So startet Red Bull Racing in die Saison 2016. Nachdem die scheinbar endlose Posse mit Motorenlieferant Renault vor Jahreswechsel beendet wurde, präsentierten die Österreicher mit TAG Heuer einen neuen Namensgeber für die französischen Aggregate. Bei Red Bull gibt man sich im Vorfeld der Saison zurückhaltend. Ein Punkteregen ist für das Ex-Weltmeisterteam in Melbourne nicht zu erwarten.

Force India will durch Kontinuität glänzenFoto: Sutton

Force India in Australien: Mittelfeldplatz behaupten

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Force India 0 0 0 0 38 58
Nico Hülkenberg 0 0 0 0 14 0
Sergio Perez 0 0 0 0 6 0
  • Neue Teile: Das Auto ist mehr eine Evolution als Revolution, gleiche Motorenspezifikation wie Mercedes
  • Perez: "Wir bringen zwar keine neuen Updates, aber ich hoffe auf Schritte bei der Autobalance."

Der Beobachter muss beim neuen VJM09 schon genau hinschauen, um Unterschiede zum Vorjahresmodell zu erspähen. Darauf ist das Team besonders stolz. Force India will mit der soliden Basis, mit der man im Sommer 2015 souverän in die Punkte fuhr, einen weiteren Schritt in der WM machen. Insgeheim schielen Nico Hülkenberg und Sergio Perez auf den vierten Rang in der Konstrukteurs-WM. In Melbourne müssen sich beide allerdings gehörig strecken, um unter den Besten mitzumischen und eine Überraschung zu landen.

Renault hofft auf den AufwärtstrendFoto: Sutton

Renault in Australien: Mit beiden Autos ankommen

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Renault 2 1 1 2 90 567
Jolyon Palmer 0 0 0 0 0 0
Kevin Magnussen 0 0 0 1 18 0
  • Gelöste Probleme: Lotus-Übernahme im Winter, neue Teamstruktur
  • Ziele: Keine Zielvorgabe
  • Magnussen: "Wenn wir Australien mit Punkten verlassen, sind wir glücklich"

Aus Lotus wird Renault. Die Franzosen sind mit einem Werksengagement zurück in der Formel 1. Mit großen Sprüngen ist aufgrund der holprigen Vorbereitung und der ausufernden Personalrochade hinter den Kulissen nicht zurechnen. Zumal das schwächelnde Renault-Aggregat schon in der vergangenen Saison für reichlich Stirnrunzeln sorgte. In Melbourne dürften Punkte folglich utopisch bleiben.

Toro Rosso sitzt Red Bull im NackenFoto: Sutton

Toro Rosso in Australien: Jungspunde auf der Lauer

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Team 0 0 0 0 19 0
Carlos Sainz 0 0 0 0 2 0
Max Verstappen 0 0 0 0 0 0
  • Gelöste Probleme: Zuverlässigkeit konnte erhöht werden
  • Neue Teile: Ferrari Power-Unit statt Renault-Aggregat
  • Ziele: Punkteränge
  • Sainz: "Ich denke die Chance auf ein Podium ist gering. Unter normalen Bedingungen wird es vermutlich sogar unmöglich sein."

Bei Toro Rosso herrscht Uneinigkeit zwischen Teamchef Franz Tost und seinen Piloten. Der Macher Tost hofft in diesem Jahr - dank Ferrari-Power - sogar den Sprung auf das Podium. Seine Schützlinge üben sich hingegen in Zurückhaltung. Weder Max Verstappen noch Carlos Sainz Jr. sehen sich auf dem Stockerl. Die gewonnene Zuverlässigkeit könnte den Red-Bull-Junioren allerdings bei turbolenten Rennen in die Karten spielen.

Sauber geht erneut mit Felipe Nasr und Marcus Ericsson in die SaisonFoto: Sutton

Sauber in Australien: Jungespunde auf der Lauer

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Sauber 0 0 0 0 35 0
Felipe Nasr 0 0 0 0 10 0
Marcus Ericsson 0 0 0 0 4 0
  • Neue Teile: Neues Aerodynamikkonzept, kompakteres Auto, Gewichstverlust
  • Ziele: Mittelfeldplatz behaupten
  • Ericsson: "Ich denke es ist ein sehr enges Mittelfeld und wir sind mittendrin, da bin ich recht sicher."

Felipe Nasr beendete den Großen Preis von Australien im vergangenen Jahr auf Platz fünf, Teamkollege Marcus Ericsson fuhr auf Rang acht ebenfalls in die Punkte. Dieses Traumergebnis aus dem Vorjahr wird nur schwer zu wiederholen sein. Das Mittelfeld scheint in diesem Jahr noch dichter beisammen und die Truppe aus Hinwil muss sich strecken, um Anschluss halten zu können. Ansonsten droht der Absturz auf die hinteren Plätze.

Kommt McLaren-Honda 2016 richtig in Fahrt?Foto: Sutton

McLaren in Australien: Das Desaster vergessen machen

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
McLaren 11 10 8 26 294 3010
Jenson Button 3 2 1 4 88 795
Fernando Alonso 1 0 1 5 105 323
  • Ungelöste Probleme: Geplanter Umbau nach Wintertests gescheitert, kein Setup
  • Neue Teile: Mehr Platz für die Honda Power-Unit im Size-Zero-Konzept
  • Ziele: Keine Zielvorgabe
  • Boullier: "Wir haben es nicht geschafft, die finale Konfiguration sowie die Setup-Arbeiten für das erste Rennen abzuschließen."

Die Zielvorgabe müsste bei McLaren-Honda eigentlich lauten das katastrophale Vorjahresergebnis vergessen zu machen. Aufgrund der neuerlichen Probleme rund um ein Update schwant den Verantwortlichen und Fahreren allerdings böses. Jenson Button und Fernando Alonso dürften in der diesjährigen Auflage des Australien GP nicht so chancenlos sein, wie es Button noch im vergangenen Jahr war. Dennoch sind Punkte für das Team aus Woking nur Träumereien.

Manor will mit Pascal Wehrlein ins Mittelfeld vorrückenFoto: Sutton

Manor in Australien: Rote Laterne abgeben

Das beste Ergebnis des damals noch unter dem Namen Marussia antretenden britischen Teams stammt aus der Saison 2014, als Max Chilton den 13. Platz belegte. Im Vorjahr war Manor beim Saisonauftakt in Australien zwar vor Ort, konnte wegen Softwareproblemen aber nicht am Rennen teilnehmen.

  • Neue Teile: MRT05 ein komplett neues Auto, Mercedes Power-Unit
  • Ziele: Anschluss an das Mittelfeld herstellen
  • Wehrlein: "Ich werde mein Bestes geben und das ist alles, was ich tun kann."

Manor reist mit Rückenwind zum Saisonauftakt nach Melbourne. Die Mercedes Power-Unit im Heck des MRT05 zeigte bereits bei den Wintertests, dass das Auto wenig mit dem Vorgängermodell zu tun hat. Mit Pascal Wehrlein hat man zudem einen aufstrebenden Rookie im Cockpit sitzen. Punkte beim Rennen in Melbourne sind trotz des guten Grundgefühls im Team fernab jeglicher Realität.

Das Haas F1 Team wird in Melbourne eine Wundertüte seinFoto: Sutton

Haas in Australien: Auftakt für die Cowboys

Siege Poles Schn. Runden Podium Punkte km geführt
Team 0 0- 0 0 0 0
Romain Grosjean 0 0 0 0 1 0
Esteban Gutierrez 0 0 0 0 0 0
  • Ziele: Beide Autos ins Ziel bringen
  • Steiner: "Unser Ziel lautet, beide Autos im Ziel zu haben, um zu zeigen, dass wir kämpfen und stolz auf das sein können, was wir tun."

Nun wird es für die Haas-Truppe ernst. Nach den Wintertests mit zwei Gesichtern ist jetzt die spannende Frage, wie sich die Amerikaner unter Wettkampfbedingungen schlagen. Die Zielvorgaben und Erwartungen innerhalb des Teams gehen weit auseinander. Punkte sind dennoch nicht gänzlich unrealistisch.