Vieles ist ungewiss vor dem Auftakt zur Formel-1-Saison 2015, doch eines ist ziemlich sicher: Der Weg zum Sieg führt nur über Top-Favorit Mercedes. Die Silberpfeile hinterließen bei den vergangenen Testfahrten den besten Eindruck und kaum jemand glaubt, dass die Konkurrenz dem übermächtigen Weltmeister-Team bereits gewachsen ist. Nach der Erfolgs-Ära von Red Bull bahnt sich nun eine neue Dominanz an - schadet das dem Ruf der Formel 1 und des Sports, der oftmals von Abwechslung lebt?

Für Toto Wolff war die Angelegenheit kurz vor dem ersten Rennen in Australien klar. "Wir alle Drei (Wolff, Rosberg, Hamilton;d.Red.) werden dafür bezahlt, einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz herauszuarbeiten, das schnellste Auto zu haben und so schnell wie möglich zu fahren", sagte der Mercedes-Motorsportchef. Deshalb gebe es keinen Grund, im Sinne des Sports zurückzustecken und Gas herauszunehmen. Wolff: "Natürlich sind wir verantwortlich für die Formel 1. Aber ich wünschte, dass wir dieses Problem hätten. Es ist nicht realistisch, dass wir eine Sekunde Vorsprung haben und die Rennen einfach nach Hause fahren. Das wird nicht passieren."

Nico Rosberg macht kein Geheimnis aus der Favoriten-RolleFoto: Sutton

Das beste Team der Formel 1

Nach der meisterlichen Saison 2014 jagen alle Mercedes. Der Anspruch der Silberpfeile muss nun lauten, den hohen Erwartungen gerecht zu werden und den Status der Nummer 1 beizubehalten. Das Team geht jedenfalls mit breiter Brust ins neue Jahr. "Man kann sagen, dass wir als Team zurzeit die Besten in der Formel 1 sind", brachte es Nico Rosberg auf den Punkt. "Wir sind das Team, das es zu schlagen gilt." Dennoch dürfe die Konkurrenz nicht außer Acht gelassen werden, mahnte der Vize-Weltmeister. Die Testfahrten haben zumindest gezeigt, dass das Verfolgerfeld enger zusammengerückt ist.

"Wir behalten die Konkurrenz genau im Auge", versicherte Rosberg. "Wir wissen, dass sie stark sind. Die anderen Teams haben Vollgas gegeben und Riesenfortschritte gemacht." Vor allem Ferrari steht unter genauer Beobachtung, nachdem die Scuderia zu den positiven Überraschungen der Winter-Testfahrten zählte. Allerdings dürfte der Rückstand auf Mercedes immer noch zu groß sein, um dem Team ernsthaft gefährlich zu werden. Experten vermuten einen Abstand von 0,6 bis 0,8 Sekunden pro Runde. "Ferrari sah stark aus", räumte Lewis Hamilton ein. "Es wird interessant zu sehen, wie sie sich an diesem Wochenende schlagen."

Lewis Hamilton in Melbourne schon voll in AktionFoto: Sutton

Ferrari im Blick

Teamchef Wolff ging in der Ferrari-Frage etwas mehr ins Detail als sein Fahrer: "Wir haben gesehen, dass Ferrari einen Fortschritt gemacht hat. Wenn man sich die Daten ansieht, erkennt man, dass sie auf dem Punkt sind - vorbehaltlich der Einschränkung, wie viel Benzin sie an Bord hatten. Dann haben wir da noch die üblichen Verdächtigen. Williams sah gut aus. Auch Red Bull kann man nicht abschreiben, obwohl sie bei den Tests nicht wirklich geglänzt haben."

In der Tat wirkt Red Bull in diesem Jahr wie eine Wundertüte. Die Testfahrten verliefen zumindest wesentlich besser als in der vergangenen Saison. 2014 konnte nur Daniel Ricciardo den Silberpfeilen Siege streitig machen - ob das Team aus Milton Keynes auch dieses Jahr wieder eine Chance hat? "Wir rechnen mit Ferrari, Williams und Red Bull", sagte Rosberg. "Red Bull ist ein bisschen ungewiss. Bei Williams wissen wir eher, wo sie stehen." Auch McLaren wollte Rosberg nicht abschreiben trotz der katastrophalen Testbilanz - hier sei die Lage allerdings völlig ungewiss.