Wo viel Licht, da auch viel Schatten. In der Formel 1 gibt es nicht nur strahlende Sieger, sondern auch viele tragische Helden, die selten bis nie in den Genuss großer Erfolge kommen, da sie zumeist von Pleiten, Pech und Pannen begleitet werden. Motorsport-Magazin.com nimmt unter die Lupe, welche Piloten, die im Laufe ihre Karriere mindestens 20 Grands Prix bestritten, die höchste Ausfallquote aufweisen.

Die 10 Piloten mit der höchsten Ausfallquote

Name Erster GP Letzter GP Starts Ausfälle Quote
Teo Fabi SMR 1982 AUS 1987 64 49 76,56%
Piercarlo Ghinzani BEL 1981 AUS 1989 76 58 76,32%
Jean-Pierre Jabouille FRA 1975 ESP 1981 49 37 75,51%
Bertrand Gachot FRA 1989 AUS 1995 47 34 72,34%
Ivan Capelli EUR 1985 RSA 1993 93 67 72,04%
Andrea de Cesaris CAN 1980 EUR 1994 208 148 71,15%
David Brabham MON 1990 AUS 1994 24 17 70,83%
Arturo Merzario GBR 1972 USA 1979 57 40 70,18%
Andrea Montermini BRA 1995 FRA 1996 20 14 70,00%
Jan Magnussen PAC 1995 CAN 1998 25 17 68,00%

Teo Fabi, Ausfallquote 76,56%

Teo Fabi sah 1982 kein einziges Mal das ZielFoto: Sutton

Obwohl Teo Fabi in nicht einmal einem Viertel seiner Rennen das Ziel sah, würden sich viele Piloten über seine Erfolgsbilanz freuen. Fabi, der den Großteil seiner Formel-1-Karriere bei Toleman respektive dessen Nachfolge-Team Benetton verbrachte, schaffte immerhin zwei Mal als Dritter den Sprung auf das Podium und belegte 1987 den respektablen neunten Platz im Gesamtklassement. Seine schlimmste Saison erlebte der Italiener 1982, als er kein einziges Mal das Ziel sah, da er entweder ausschied oder die Qualifikation für den Grand Prix gar nicht erst schaffte.

Piercarlo Ghinzani, Ausfallquote 76,32%

Piercarlo Ghinzani hielt die Streckenposten auf TrabFoto: Sutton

Piercarlo Ghinzani stand während seiner von 1981 bis 1989 dauernden Formel-1-Karriere zumeist beim Hinterbänklerrennstall Osella unter Vertrag. Der Italiener trat zwar zu 76 Rennen an, punktete jedoch nur einmal - beim Großen Preis von Dallas 1984 als Fünfter. Die letzten anderthalb Jahre des Mannes aus der Lombardei in der Formel 1 glichen einem Alptraum: Nach dem Deutschland GP 1988 fiel Ghinzani sechs Mal aus, scheiterte vier Mal in der Qualifikation und blieb 13 Mal bereits in der Vorqualifikation hängen.

Jean-Pierre Jabouille, Ausfallquote 75,51%

Der Renault-Turbo brachte Jean-Pierre Jabouille zum verweifelnFoto: Sutton

Beim Blick auf Jean-Pierre Jabouilles Karriere stechen zunächst nicht die 37 Ausfälle des Franzosen ins Auge, sondern seine beiden Siege, die er 1979 in Frankreich und im Jahr darauf in Österreich feierte. Verantwortlich für die unzähligen Ausfälle Jabouilles war der launische Renault-Turbo-Motor, der gleichermaßen leistungsstark wie anfällig für Defekte war. So kam es, dass der Franzose neben seinen Siegen nur ein einziges weiteres Mal punktete, nämlich als Vierter beim US GP 1978.

Bertrand Gachot, Ausfallquote 72,34%

Betrand Gachot und Taki Inoue kamen sich 1995 in Monaco zu naheFoto: Sutton

Bertrand Gachot stand zwischen 1989 und 1995 bei den unterschiedlichsten Hinterbänklerteams unter Vertrag, sodass seine Bilanz von 37 gescheiterten Versuchen in der Qualifikation nicht verwundert. Schaffte der Italiener den Sprung in die Startaufstellung, musste er zumeist vorzeitig Feierabend machen, wie etwa in der Saison 1994, als er für den unterfinanzierten Pacific-Rennstall nie die Zielflagge sah. Sein bestes Jahr erlebte Gachot 1991 in Diensten von Jordan, als er vier seiner insgesamt fünf WM-Punkte sammelte. Da der Franzose in besagter Saison wegen einer Attacke mit Reizgas auf einen Londoner Taxifahrer eine zweimonatige Gefängnisstrafe verbüßen musste, verlor er sein Cockpit an einen gewissen Michael Schumacher.

Ivan Capelli, Ausfallquote 72,04%

Ivan Capelli musste mit Leyton House viele Ausfälle hinnehmenFoto: Sutton

Ivan Capelli verbrachte weite Teile seine Formel-1-Laufbahn bei March beziehungsweise Leyton House. Während das Team 1988 noch konkurrenzfähig war und der Italiener zwei Podiumsplätze erzielte sowie den starken siebten Rang in der Gesamtwertung belegte, gelang es in weiterer Folge nicht mehr, einen wettbewerbsfähigen Wagen zu bauen. 1989 musste Capelli 14 Ausfälle in 16 Saisonrennen hinnehmen und auch im Jahr darauf lief es kaum besser, wenngleich er in Frankreich sensationell den zweiten Platz belegte. 1992 machte der Italiener einen Abstecher zu Ferrari, doch auch in Diensten der Scuderia, die das gesamte Jahr sieglos blieb, sollte es keine Höhenflüge geben: Capelli schied zehn Mal aus und erreichte als bestes Ergebnis Platz fünf.

Andrea de Cesaris, Ausfallquote 71,15%

Andrea de Cesaris fiel häufiger als jeder andere Pilot ausFoto: Sutton

Seinen Spitznamen "Andrea de Crasheris" trug der Italiener wahrlich nicht zu Unrecht. De Cesaris trat zu 208 Rennen an und musste die unglaubliche Anzahl von 148 Ausfällen verkraften. 1987 schied er in 14 von 16 Rennen aus, darüber hinaus suchte ihn der Defektteufel auch elf Mal schon vor dem Erlöschen der Ampeln heim. Trotz seines enormen Pechs schaffte der Italiener fünf Mal den Sprung auf das Podium, ein Sieg blieb ihm jedoch verwehrt. Kurios: De Cesaris wurde beim Belgien GP 1987 als Dritter gewertet, obwohl ihm auf der letzten Runde der Sprit ausging.

David Brabham, Ausfallquote 70,83%

David Brabham blieb auch mit dem familieneigenen Team ohne PunkteFoto: Sutton

Der jüngste Sohn des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Sir Jack Brabham konnte an die Erfolge seines Vaters bei weitem nicht anknüpfen. 1990 versuchte sich der Australier zum ersten Mal in der Königsklasse und trat für das familieneigene Team an, die Bilanz fiel mit lediglich einer Zielankunft, sieben Ausfällen sowie sechs gescheiterten Qualifikationen allerdings äußerst mager aus. Nach einem Abstecher in die Sportwagenszene versuchte sich Brabham 1994 erneut in der Formel 1 und startete für das unterfinanzierte Simtek-Team. Zehn Ausfällen standen sechs Zielankünfte gegenüber, Zählbares gab es allerdings abermals nicht. Damit hatte Brabham das Kapitel Formel 1 endgültig abgehakt und konzentrierte sich auf seine Sportwagenkarriere, was sich angesichts von drei Siegen in Le Mans als goldrichtige Entscheidung erwies.

Arturo Merzario, Ausfallquote 70,18%

Arturo Merzario erlitt beim Spanien GP 1974 einen schweren Unfall, den jedoch alle Beteiligten unbeschadet überstandenFoto: Sutton

Die Formel-1-Karriere des Italieners begann nicht übermäßig erfolgreich, aber auch nicht katastrophal. Zu Beginn der 70er-Jahre fuhr Arturo Merzario in Diensten von Ferrari beziehungsweise Frank Williams Racing Cars regelmäßig in die Punkteränge, wenngleich ihm der Sprung auf das Podium verwehrt blieb. Danach folgten zahlreiche Teamwechsel, die keine Erfolge nach sich zogen. Von 1977 bis 1979 ging der Italiener sogar mit seinem eigenen Rennstall an den Start, sah in den letzten beiden Jahren seiner Formel-1-Laufbahn aber kein einziges Mal das Ziel, da er mit seinem selbst konstruierten Wagen entweder an der Qualifikation scheiterte oder vorzeitig ausfiel.

Andrea Montermini, Ausfallquote 70,00%

Nach einem Unfall im Training konnte Andrea Montermini nicht am Spanien GP 1994 teilnehmenFoto: Sutton

Es ist kein Zufall, dass mit Andrea Montermini ein sechster Italiener in der Liste der Ausfallkönige aufscheint. Als die Formel 1 am Ende der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre von zahlreichen auf äußerst tönernen Füßen stehenden Teams überschwemmt wurde, hatten auch Piloten von der Apenninhalbinsel Hochkonjunktur. 1994 versuchte sich Montermini an einem Rennwochenende bei Simtek, 1995 probierte er es bei Pacific und 1996 stand er in Diensten von Forti. Die Ergebnisse unterschieden sich jedoch kaum. Wenn der Italiener die Qualifikation überstand und auch noch das Ziel sah, was immerhin sechs Mal der Fall war, verfehlte er die Punkteränge.

Jan Magnussen, Ausfallquote 68,00%

Jan Magnussen war nicht so erfolgreich wie sein Sohn KevinFoto: Sutton

Der Vater von Kevin Magnussen debütierte 1995 für McLaren, wo er Mika Häkkinen vertrat. Zwei Jahre später war der Däne wieder in der Formel 1 anzutreffen und startete für Stewart Grand Prix, das Team des dreifachen Weltmeisters Jackie Stewart. Magnussen schied in 12 von 17 Rennen aus und blieb ohne Punkte, dennoch sprach ihm Stewart das Vertrauen für 1998 aus. Da sich jedoch keine besseren Ergebnisse einstellten, wurde der Däne nach dem siebten Saisonrennen abgelöst und durch Jos Verstappen ersetzt. Ironischerweise gelang es Magnussen in seinem 25. und letzten Grand Prix als Sechster zum ersten Mal anzuschreiben.

Die Ausfallstatistik der 2014 gestarteten Piloten

Name Erster GP Letzter GP Starts Ausfälle Quote
Andre Lotterer BEL 2014 BEL 2014 1 1 100,00%
Adrian Sutil AUS 2007 ABU 2014 128 44 34,38%
Romain Grosjean EUR 2009 ABU 2014 64 22 34,38%
Marcus Ericsson AUS 2014 RUS 2014 16 5 31,25%
Pastor Maldonado AUS 2011 ABU 2014 76 23 30,26%
Kamui Kobayashi BRA 2009 ABU 2014 75 22 29,33%
Esteban Gutierrez AUS 2013 ABU 2014 38 10 26,32%
Daniil Kvyat AUS 2014 ABU 2014 19 5 26,32%
Jean-Eric Vergne AUS 2012 ABU 2014 58 15 25,86%
Kimi Räikkönen AUS 2001 ABU 2014 212 51 24,06%
Jenson Button AUS 2000 ABU 2014 266 63 23,68%
Jules Bianchi AUS 2013 ABU 2014 34 7 20,59%
Sergio Perez AUS 2011 ABU 2014 74 15 20,27%
Nico Rosberg BAH 2006 ABU 2014 166 29 17,47%
Sebastian Vettel USA 2007 ABU 2014 139 24 17,27%
Felipe Massa AUS 2002 ABU 2014 210 34 16,19%
Fernando Alonso AUS 2001 ABU 2014 235 37 15,74%
Lewis Hamilton AUS 2007 ABU 2014 148 22 14,86%
Daniel Ricciardo GBR 2011 ABU 2014 69 10 14,49%
Nico Hülkenberg BAH 2010 ABU 2014 76 11 14,47%
Valtteri Bottas AUS 2013 ABU 2014 38 3 7,89%
Kevin Magnussen AUS 2014 ABU 2014 19 1 5,26%
Max Chilton AUS 2013 ABU 2014 35 3 8,57%
Will Stevens ABU 2014 ABU 2014 1 1 0,00%

Wie sehr sich die Formel 1 in den vergangenen zwei Jahrzehnten weiterentwickelt hat, wird bei einem Blick auf die Ausfallquoten jener Fahrer offensichtlich, die 2014 am Start waren. Abgesehen von Andre Lotterer, der nur ein Rennen bestritt, kommt kein Pilot während seiner gesamten Karriere auf eine Quote von mehr als 35%, was verdeutlicht, wie viel zuverlässiger die Boliden mittlerweile sind.

Max Chilton schied in seiner zweiten F1-Saison zum ersten Mal ausFoto: Sutton

Dies betrifft nicht nur die Spitzenteams, sondern auch die kleinen Rennställe können mittlerweile mit Standfestigkeit punkten. Das beste Beispiel dafür ist Max Chilton, dessen Marussia zwar langsam, aber zuverlässig war. Der Brite schied in seiner Rookie-Saison kein einziges Mal aus und auch 2014 musste er lediglich drei Mal vorzeitig abstellen.

Zum Vergleich: Michael Schumacher fiel in 307 Rennen 68 Mal aus (22,15%), Alain Prost musste in 199 Rennen 59 Mal die Segel streichen (29,65%) und Ayrton Senna schied bei 161 Grand-Prix-Start 61 Mal aus (37,89%). Niki Lauda musste hingegen in 46,78% seiner Rennen aufgeben (171 Starts/80 Ausfälle).