Gian Carlo Minardi, ehemaliger Teambesitzer, kann den aktuellen Wirbel um die Formel 1 nicht nachvollziehen. Er räumt zwar ein, dass möglicherweise zu viele Neuerungen zu schnell zusammengefügt wurden. Aber er rechnet schon bald wieder mit zufriedenen Mienen bei Aktiven und Fans. "Im Laufe der nächsten GPs wird sich das, was jetzt als Langeweile definiert wird, in spannende Rennen verwandeln", sagte er auf seiner Homepage.

Dass die Boliden mit ihren V6-Motoren leiser klingen, sieht Minardi im Geiste der Zeit, in der Lärmbelästigungen und Energieeinsparungen zentrale Themen sind. "Sind wir wirklich sicher, dass das Problem das Grollen der V6-Turbos ist?", fragte er. Als wahren Verlust der Formel 1 sieht er die Strafen. "Die Entscheidungen, die gegen Magnussen und Ricciardo getroffen wurden, machen mir Angst und haben dem Umfeld der Formel 1 Schaden zugefügt", kritisierte er.

"Wenn man diesen Weg beibehält, dann werden die möglichen Duelle, die Teil der DNA der Rennen waren, zur Geschichte dieses Sports beigetragen und die Fans dazu gebracht haben, sich in die Serie zu verlieben, gestrichen", verdeutlichte der Italiener. "Mit den aktuellen Parametern wären legendäre Duelle wie Villeneuve gegen Arnoux 1979 in Dijon oder Piquet gegen Senna in Ungarn unvorstellbar."

Dass McLaren-Pilot Kevin Magnussen Kimi Räikkönens Hinterreifen beim Start in Malaysia mit seinem Frontflügel touchierte und somit aufschlitzte, sieht Minardi als einen normalen Rennunfall, auch wenn er die Sicherheitsbedenken verstehen kann. Besonders ärgert ihn jedoch die doppelte Bestrafung von Daniel Ricciardo wegen der unsicheren Freigabe beim Boxenstopp. Der Australier war nicht nur mit einer zehn Sekunden Stop & Go-Strafe belegt worden, sondern wird zudem in Bahrain um zehn Plätze nach hinten versetzt.

"Eigentlich traf ihn keine Schuld", verdeutlichte er. "Das Team hat sofort gesehen, dass das Rad nicht richtig gesichert war und er wurde daher, bevor er wieder auf die Strecke ging, angehalten und zurückgebracht. Was für einen Schaden hat er angerichtet?"

In einer anderen Situation hätte Minardi dagegen anders als die Stewards gehandelt, denen er mangelnde Objektivität unterstellt. "Es gab keine Entscheidung gegen Vettels Verhalten, der Nico Rosberg eingequetscht hat: Das war eigentlich eine Gefahrensituation", zeigte er auf. Sein Lösungsvorschlag: Die FIA sollte eine Besetzung von Stewards auswählen, die für alle Rennen gleich bleibt. "Auf diese Weise werden unangenehme Episoden - in denen das Ergebnis eines Rennens mit uneinheitlichen Entscheidungen bestimmt wird - schnell vermieden", argumentierte er.