Zwei volle Saisons betritt Kazuki Nakajima in der Formel 1 für Williams, doch richtig erfolgreich verlief es für ihn nicht. Nach einer punktelosen Saison 2009 musste er der Formel 1 den Rücken kehren. Seine Rückkehr auf die internationale Motorsportbühne erfolgte 2012 als Werksfahrer für Toyota in der World Endurance Championship. Nach zwei Jahren im Le-Mans-Prototypen kann er die beiden Welten miteinander vergleichen. Mit der Formel 1 geht er gegenüber Motorsport-Magazin.com hart ins Gericht: "Technisch sind die Sportwagen viel interessanter."

Während in der Formel 1 das Regelwerk immer engmaschiger wird, wird in Le Mans genau der umgekehrte Weg beschritten: Nahezu jedes Motorenkonzept ist ab der kommenden Saison erlaubt. Beim Hybridsystem fahren die Le-Mans-Prototypen bereits Kreise um die Formel 1: Während das KERS auf 82 PS für 6,7 Sekunden limitiert war, leistete das System im Toyota TS030 Hybrid bereits 300 PS; ein Wert, den die Formel 1 nicht einmal mit dem neuen ERS erreichen wird. Und es geht weiter: 2014 werden die Hybridsysteme der LMP1 je nach Hybrid-Klasse 4 bis 16 Mal so viel Energie speichern dürfen wie noch in diesem Jahr.

"Als ich in der Formel 1 gewesen bin, war die Motorenentwicklung bereits eingefroren und die Reifen kamen bereits von einem Hersteller. Das war langweilig. Es gab kaum mehr Entwicklung außer am Chassis und bei der Aerodynamik. Hier haben wir viel mehr Vielfalt, etwa Turbodiesel gegen Benziner." Dem gegenüber steht das fahrerische Niveau: "Natürlich sind die besten Fahrer der Welt immer noch dort, aber ich denke, wir haben einen guten Wettbewerb hier. Es ist nur ein bisschen merkwürdig, meinen früheren Teamkollegen Andre Lotterer bei Audi fahren zu sehen."

Fahrstil: Formel 1 spannender, Sportwagen schwieriger

Nakajimas Abstecher in die Formel 1 war von mäßigem Erfolg gekröntFoto: Sutton

Mit dem Duisburger fuhr er 2010 in der Formel Nippon für TOM´S. Lotterer holte den Titel, Nakajima wurde Zweiter, außerdem fuhren sie gemeinsam in der SuperGT, in der Nakajima bis heute antritt. Das Teamkollegen-Verhältnis ist im Sportwagensport ein ganz anderes als in der Formel 1: "Der große Unterschied ist, dass wir uns das Auto mit dem Teamkollegen teilen. In der Formel 1 ist der Teamkollege dein erster Gegner, hier kann ich relaxt sein und mich auf den Job konzentrieren." Mit seinem früheren GP2-Teamkollegen Nicolas Lapierre teilt er sich bei Toyota ein Auto.

Was das Fahren an sich angeht, hat der Formel-1-Bolide für Nakajima noch immer die Nase vorn: "Ein Formel-1-Auto ist leichter und schneller, das ist aus fahrerischer Sicht natürlich spannender. Aber einen Sportwagen zu fahren, ist eine größere Herausforderung. Es ist sehr schnell, aber schwerer, und die Aerodynamik ist sehr am Limit." Die größere Herausforderung liegt vor allem darin, das höhere Gewicht aus gleicher Geschwindigkeit abzubremsen. Auf den Geraden erreichen Formel-1- und LMP1-Fahrzeuge etwa denselben Topspeed.

Hinzu kommt, dass man als Fahrer in einem geschlossenen Sportwagen weniger sieht und sich durch den Verkehr arbeiten muss, so der 28-Jährige. "Man muss sich dran gewöhnen, Erfahrung kann einen großen Unterschied machen. Zum Glück konnte ich das vorher bereits in der SuperGT üben. Ich habe eine Menge dazugelernt." Insgesamt sei er bei den Sportwagen glücklich und wolle lange bleiben, schloss er ab.