Wiederholt sich die Geschichte etwa in der DTM? Der lange Zeit völlig abgeschriebene Champion Maximilian Götz hat sich klammheimlich zurückgemeldet und jetzt in Spa-Francorchamps seinen ersten Podestplatz in der Saison 2022 erobert. Was kaum jemand auf dem Radar hatte: Der Winward-Mercedes-Pilot punktete nach einem schwierigen Start ins Jahr schon zum sechsten Mal in Folge!

Mit nun 70 Punkten auf dem Konto - 40 weniger als Spitzenreiter Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) - muss auch Götz zum erweiterten Kreis der Titelanwärter gezählt werden. Wer erinnert sich noch: Beim viel diskutierten Saisonfinale 2021 auf dem Norisring gewann der 36-Jährige am Ende ziemlich überraschend die DTM-Meisterschaft...

Im vergangenen Jahr brachte sich Götz mit enormer Konstanz in die Position, um den Titel kämpfen zu können. Die ließ er zu Beginn dieser Saison und nach dem Wechsel von HRT zu Winward-Mercedes zunächst vermissen. Zur Sommerpause nach dem Norisring-Event belegte Götz mit nur 29 Punkten den abgeschlagenen 16. Platz in der DTM-Gesamtwertung.

Drei Rennen später sieht die Angelegenheit ganz anders aus: In beiden Nürburgring-Rennen vor zwei Wochen (Platz 4 und 5) und mit P3 am Samstag in Spa sammelte der amtierende Champion dicke Punkte am Stück: 41 im Verlauf der drei Rennen, um genau zu sein. Nur Spa-Sieger Dennis Olsen (47 Punkte, Gesamtplatz 4) und Kelvin van der Linde (43 Punkte, Gesamtplatz 7) waren in diesem Zeitraum erfolgreicher.

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DTM-Meister Götz: "Gelernt, dass man nie aufgeben soll"

"Wir haben zuletzt starke Leistungen gezeigt, und das ist der Schlüssel", sagte Götz nach dem Samstagsrennen auf dem belgischen Grand-Prix-Kurs. "Letztes Jahr habe ich gelernt, dass man nie aufgeben soll. Man sollte den Champion nie abschreiben. Wir haben noch fünf Rennen vor uns, und da kann alles passieren. Jetzt bin ich zumindest mal einstellig (Gesamtplatz 9) im Meisterschaftskampf. Die letzten Rennen liefen echt gut."

Beim Sturm aufs Podium profitierte der von P4 gestartete Götz auch vom Pech seines Winward-Teamkollegen Lucas Auer, der lange Zeit hinter Rennsieger Olsen den zweiten Platz belegte. Der Österreicher fiel in der Schlussphase wegen eines Reifenschadens aus und musste sich mit nur einem Meisterschafts-Punkt aus dem Qualifying zufriedengeben. Götz: "Es tut mir leid für Lucas. Ein Doppel-Podium wäre auch für das Team ein schönes Geschenk gewesen. Aber das ist Teil des Rennsports."

Auer: Reifenschaden wegen Engel/Ineichen-Kollision?

Mit 86 Punkten und Gesamtplatz fünf bleibt Auer der bestplatzierte aller Mercedes-AMG-Fahrer im Starterfeld. Big Points wechseln sich beim Neffen von DTM-Boss Gerhard Berger in schöner Regelmäßigkeit mit Nullrunden ab. Zweitbester AMG-Fahrer ist Luca Stolz aus dem HRT-Team, der sich mit seinem Sieg auf dem Nürburgring nach vorne katapultiert hat und mit 73 Punkten den achten Platz in der Tabelle belegt.

Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing, zu Motorsport-Magazin.com: "Wir sind uns ziemlich sicher, dass Lucas ein Karbon-Teil überfahren hat, das von der Kollision zwischen Maro (Engel) und Rolf Ineichen auf der Strecke liegengeblieben ist." Schon zuvor hatte Auer wegen eines problematischen Boxenstopps gut vier Sekunden Zeit auf den Führenden Dennis Olsen verloren.

Später gelang es auch Götz nicht, den schnellen Porsche-Fahrer mit seinem Boxer-Motor entscheidend anzugreifen. Beim Zieleinlauf nach 23 Runden auf dem 7,004 Kilometer langen Kurs fehlten nur 0,8 Sekunden. Götz über die letzten Runden, in denen Regen auf Teilen der Strecke eine zusätzliche Herausforderung darstellte: "Es ging darum, die Bremspunkte richtig zu treffen und zu überleben. Dennis (Olsen) war meine Referenz. Ich hatte auf eine Attacke und vielleicht einen kleinen Fehler gehofft, aber er ist sehr erfahren und es ist nichts mehr passiert."

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Götz über Winward: Nie das Vertrauen zueinander verloren

Mit Auer und Götz hat das von Teamchef Christian Hohenadel geführte Team nun zwei Eisen im Feuer. Eine Luxus-Situation, die noch für Spannung sorgen könnte. Innerhalb der Mannschaft fällt nur David Schumacher ab. Der DTM- und GT3-Neueinsteiger wartet weiter auf seinen ersten Punkt. In Spa scheiterte er mit Platz elf nach seinem besten Qualifying-Ergebnis - Platz sieben, aber 5-Platz-Strafe wegen der Nürburgring-Kollision mit Rene Rast - denkbar knapp.

Götz zur Dynamik innerhalb des Teams: "Wir haben die Köpfe zusammengesteckt und nie das Vertrauen ineinander verloren. Und wir haben einen Vorteil, denn mit drei Autos haben wir die Möglichkeit, unterschiedliche Setups zu testen. Das hat uns geholfen. Vor zwei Wochen haben wir am Red Bull Ring im Regen getestet, vielleicht hat das heute auch ein bisschen geholfen."