Am Donnerstagabend hat die DTM ihre zweiten offiziellen Testfahrten vor der Saison 2021 abgeschlossen. Die besten Rundenzeiten wurden am Ende der drei Testtage am Lausitzring gefahren. Nach sechs Sessions lag Maxi Götz im HRT-Mercedes-AMG mit 1:42.744 Minuten an der Spitze des Klassements. Er absolvierte insgesamt 236 Runden. Nur DTM-Neuling Dev Gore (Rosberg-Audi) war mit 237 Runden fleißiger. Am Vormittag verbuchte Arjun Maini die Bestzeit (GetSpeed-Mercedes-AMG) überraschend mit 1:43.108 Minuten für sich.

"Es ist ein gutes Gefühl, drei Mal vorne zu sein", sagte Götz zum Abschluss der Testfahrten. "Aber die BoP ist noch nicht final. Da wird noch viel passieren. Als Team sind wir gut aufgestellt und haben alles aussortiert. Jetzt geht es noch ans Feintuning, an die kleinen Dinge, die wir ändern müssen. Wir sind mit den Tagen hier am Lausitzring zufrieden. Wir haben alles erreicht, was wir erreichen wollten."

Die Verfolgerplätze hinter dem DTM-Rückkehrer nahmen Alexander Albon und Liam Lawson (beide AF-Corse-Ferrari) ein. Albon, ehemaligee Formel-1-Fahrer von Red Bull, sagte am Donnerstagabend: "Der Test war insgesamt sehr erfolgreich. Wir haben ein paar gute Schritte gemacht. Je mehr Zeit wir im Auto verbringen, desto mehr holen wir aus ihm heraus. Es waren drei gute Tage, auch im Hinblick auf das Wetter. Wir konnten unter verschiedenen Bedingungen testen, was sehr nützlich war. Ich denke, wir sind so gut für das erste Rennen vorbereitet, wie wir nur sein können."

DTM, 2021: Gerhard Berger blickt voraus auf neue Saison: (01:34 Min.)

Auf Platz neun war Kelvin van der Linde der beste Audi-Fahrer. Der zweifache GT-Masters-Champion und R8-Verteran steht in diesem Jahr vor seinem DTM-Debüt. "Es war ein positiver Tag. Endlich sind wir in einen Flow gekommen, wo ich mit meinem Ingenieur gut zusammenarbeite Ich freue mich auf Monza. Es könnte gut werden", berichtete der Südafrikaner.

Flörsch unterbietet "Wunderrunde"

Seine Abt-Teamkollegin Sophia Flörsch steigerte sich in allen Sessions. In ihrer drittletzten Runde fuhr sie mit 1:44.420 Minuten ihre persönliche Bestzeit, mit der sie sich gegenüber ihrer "Wunderrunde" beim ersten BoP-Test noch einmal um 0,138 Sekunden steigerte. Nachdem sie in der zweiten Session am Donnerstag zunächst gebrauchte Reifen nutzte, wurde danach wie am Vormittag weiter am Setup ihres GT3-Sportwagens gearbeitet. "Ich bin einen Longrun auf den härteren S9M- und einen zweiten gegen Ende der Session mit dem Medium-Slick S8M gefahren", sagte sie im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Flörsch bestritt den zweiten offiziellen DTM-Test erstmals mit dem flammenneuen Audi des ABT-Teams. Ihr mit dem Space-Drive-System ausgestatteter R8 LMS GT3 war Anfang April auf dem Hockenheimring noch ein Auto von Schaeffler Paravan. Am Donnerstagvormittag musste die Lenkung neu justiert werden. Außerdem wurden Abstimmungsarbeiten (unter anderem niedrigere Fahrzeughöhe, verschiedene Luftdrücke) vorgenommen.

"Ich lerne immer mehr, wie sich ein GT3-Sportwagen fährt. Dabei hilft mir vor allem mein Team und wegen Space-Drive natürlich auch Schaeffler Paravan. Die drei Tage haben mich wieder ein Stück nach vorne gebracht. Ich bin näher an der Konkurrenz als noch beim ersten Test in Hockenheim, obwohl ich persönlich den Lausitzring wegen seiner vielen Bodenwellen und Kurven nicht mag. Für mich ist das eine "alte" Rennstrecke, die ich schon aus meiner Formel-4-Zeit kenne", erklärte die Münchnerin Motorsport-Magazin.com.

BMW-Fahrer verpassen dritten Testtag

Marco Wittmann belegte in der kulmunierten Zeitenliste aller Tage die 15. Position. Er ließ wie Timo Glock den letzten Testtag aus, da ihre Teams Walkenhorst und ROWE am Mittwochabend zum Nürburgring aufbrachen, wo am kommenden Wochenende das 24h-Qualifikationsrennen auf der Nordschleife über die Bühne geht. Wittmann sah im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com noch Verbesserungsbedarf: "Es ist generell so, dass wir uns mit dem BMW M6 GT3 schwertun. Sieht man nur auf die Rundenzeiten, war die Konkurrenz zum Teil deutlich schneller. Ich habe aber Vertrauen in die ITR und AVL, die wissen, was zu tun ist. Deshalb habe ich mich auch in Hockenheim über die Aufregung einiger Wettbewerber gewundert - und das beim allerersten Test. Diesbezüglich bin ich momentan doch sehr entspannt.

Der BMW-Werksfahrer blickt mit gemischten Gefühlen zurück auf den Test: "Wir sind mit dem Lausitz-Test zufrieden, weil wir unser Programm trotz nur zwei Testtagen durchziehen und dabei auch viele Runden drehen konnten. Ich muss mich aber noch mehr an den M6 gewöhnen, weswegen die vorzeitige Abreise sicher nicht von Vorteil ist. Aber das müssen wir wie auch das ROWE-Team so hinnehmen."

Nach zwei Testtagen resümierte sein Markenkollege Timo Glock: "Ich habe momentan noch einige Fragezeichen, was das Auto und die Reifen (in der Lausitz kam der Medium-Slick S8M zum Einsatz, d. Red.). angeht. Wir haben noch nicht gefunden, wie ich mich im Auto zu 100 Prozent wohl fühle. ABS-Bremsen und Traktionskontrolle sind für mich komplett neue Themen, da muss ich noch lernen, damit umzugehen. Der BMW M6 GT3 ist ein bisschen anders zu fahren, und darauf muss ich mich noch einstellen. Da habe ich noch ein paar Baustellen. Mal schauen, wie wir das in den Griff bekommen."

Mercedes mit Top-Speed-Nachteil

Der letzte gemeinsame Test des DTM-Teilnehmerfeldes vor dem Saisonstart in Monza (18. bis 20. Juni) besitzt nur eine begrenzte Aussagekraft. DTM-Rekord-Champion Bernd Schneider und AMG-Markenbotschafter, sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Ich denke, es ist noch nicht zu 100 Prozent zu sehen, wer wirklich schnell ist. Götz und HRT ist eine Top-Kombination, aber die Chance haben bei uns alle Teams und Fahrer."

Im Kampf um die Höchstgeschwindigkeiten hatten die Mercedes-Fahrer Nachteile im Vergleich mit ihren Konkurrenten. Die Auswertung der letzten Session zeigt, dass Kelvin van der Linde die Topspeed-Liste mit 257 km/h vor seinen ebenbürtigen Audi-Kollegen anführt. Dahinter folgten die beiden Ferrari-Piloten sowie das Mercedes-Sextett mit einem Rückstand von bis zu zehn km/h!

Topspeeds der Session am Donnerstagnachmittag

Position Fahrer Team Geschwindigkeit
1. Kelvin van der Linde ABT Audi 257,69
2. Dev Gore Rosberg-Audi 257,69
3. Sophia Flörsch ABT-Audi 257,08
4. Liam Lawson Red-Bull-AF-Corse-Ferrari 257,08
5. Alex Alon AlphaTauri-AF-Corse-Ferrari 254,64
6. Arjun Maini GetSpeed-Mercedes-AMG 251,07
7. Vincent Abril HRT-Mercedes-AMG 251,07
8. Daniel Juncadella GRuppeM-Mercedes-AMG 249,90
9. Maximilian Götz HRT-Mercedes-AMG 249,32
10. Lucas Auer WINWARD-Mercedes-AMG 247,60
11. Philip Ellis WINWARD-Mercedes-AMG 247,03

Schneider zufrieden mit "neuer" DTM

Schneider bestätigte Motorsport-Magazin.com, "dass die Top-Speed-Unterschiede bei der Erstellung der Balance of Performance eine Rolle spielen werden". Es sollen Gespräche mit Audi und AVL, dem für die BoP-Berechnung zuständigen technischen Dienstleister, stattfinden. Schneider hofft auf eine Angleichung bis zum Saisonstart in Monza. "Schließlich wollen wir alle eine spannende und gute Show bieten", erklärte der gebürtige Saarländer. Insgesamt zeigte sich der 56-Jährige zufrieden mit der neuen Ausrichtung der traditionsreichen Rennserie: "Ich bin sehr happy, wie sich die DTM präsentiert."

Einige Teams werden bis zum ersten DTM-Rennen in 44 Tagen ihren GT3-Sportwagen private Testtage abhalten. Nach Informationen von Motorsport-Magazin wird sich unter anderem Sophia Flörsch in Hockenheim (Schaeffler Paravan) und Monza (ABT-Team) vorbereiten. Auch Mücke Motorsport plant mit Gary Paffett einen privaten Test.

Tag 3: Ergebnisse des offiziellen ITR-Tests auf dem Lausitzring

Pos Fahrer Team Zeit
1. Maximilian Götz HRT-Mercedes-AMG 1:42.744 61
2. Liam Lawson Red-Bull-AF-Corse-Ferrari 1:42.840 75
3. Alex Albon AlphaTauri-AF-Corse-Ferrari 1:43.070 73
4. Philip Ellis WINWARD-Mercedes-AMG 1:43.108 57
5. Arjun Maini GetSpeed-Mercedes-AMG 1:43.118 59
6. Lucas Auer WINWARD-Mercedes-AMG 1:43.180 58
7. Vincent Abril HRT-Mercedes-AMG 1:43.353 47
8. Daniel Juncadella GuppeM-Mercedes-AMG 1:43.428 65
9. Kelvin van der Linde ABT-Audi 1:43.552 82
10. Sophia Flörsch ABT-Audi 1:44.420 77
11. Dev Gore Rosberg-Audi 1:45.087 82

Kumulierte Ergebnisse des offiziellen ITR-Tests auf dem Lausitzring

Position Fahrer Team Runden Tag 1 Tag 2 Tag 3
1. Maximilian Götz HRT-Mercedes-AMG 236 1:43.840 1:43.311 1:42.744
2. Liam Lawson Red Bull-AF-Corse-Ferrari 149 1:43.651 1:42.840
3. Alex Albon AlphaTauri-AF-Corse-Ferrari 206 1:44.446 1:43.651 1:43.070
4. Philip Ellis WINWARD-Mercedes-AMG 169 1:44.179 1:43.660 1:43.108
5. Arjun Maini GetSpeed-Mercedes-AMG 230 1:44.408 1:43.816 1:43.118
6. Lucas Auer WINWARD-Mercedes-AMG 166 1:44.323 1:43.667 1:43.180
7. Vincent Abril HRT-Mercedes-AMG 218 1:45.202 1:43.779 1:43.353
8. Daniel Juncadella GruppeM-Mercedes-AMG 182 1:44.160 1:44.178 1:43.428
9. Kelvin Van der Linde ABT-Audi 108 1:44.696 1:43.552
10. Mike Rockenfeller ABT-Audi 161 1:46.319 1:43.952
11. Nico Müller Rosberg-Audi 150 1:44.984 1:44.000
12. Gary Paffett Mücke-Mercedes-AMG 154 1:44.971 1:44.098
13. Sophia Flörsch ABT-Audi 214 1:45.847 1:45.164 1:44.420
14. Nick Cassidy AlphaTauri-AF-Corse-Ferrari 92 1:44.523
15. Marco Wittmann Walkenhorst-BMW 146 1:45.116 1:44.820
16. Dev Gore Rosberg-Audi 237 1:47.399 1:44.857 1:45.087
17. Timo Glock ROWE-BMW 108 1:46.346 1:44.946