Vor knapp einem Monat gab BMW das DTM-Aus von Bruno Spengler bekannt. Noch immer hat der Meister von 2012, der den Autobauer aus München fortan in der US-amerikanischen IMSA-Rennserie vertreten wird, an der Entscheidung zu knabbern.

Rückblickend könne er diesen Schritt nicht richtig verstehen, sagte Spengler zu Beginn dieses Jahres bei Radio-Canada Sports. Und weiter: "Mir wurde die Entscheidung von BMW lange nach dem letzten Rennen mitgeteilt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin vom Stuhl gefallen, war geschockt. Gleichzeitig auch enttäuscht, überrascht und frustriert, nicht weitermachen zu können. Das habe ich sie auch wissen lassen."

Neben Spengler wird auch Joel Eriksson nach zwei Jahren in der kommenden Saison nicht mehr für BMW in der Tourenwagenserie antreten. Mit DTM-Rückkehrer Lucas Auer steht bereits ein Nachfolger fest.

Kommt jetzt noch Kubica?

Das zweite noch zu besetzende Cockpit könnte an Robert Kubica gehen, der sich bei Testfahrten in Jerez bereits mit dem BMW M4 vertraut gemacht hat. Sein Vertrag mit Williams lief bis zum 31. Dezember 2019, zuletzt kehrte er als Formel-1-Testfahrer für Alfa Romeo ins schweizerische Hinwil zurück. BMW hat die Verpflichtung des Polen offiziell noch nicht bekanntgegeben.

Ob BMW angesichts dieser prominenten Namen zügig freie Plätze benötigte und Spengler vor die DTM-Tür setzte? "Das kann ich nicht beantworten, weil ich es nicht weiß", sagte der 36-Jährige. "Von außen betrachtet könnte es aber danach aussehen. Wie es mit Robert Kubica weitergeht, ist mir nicht bekannt."

Spengler: Man darf sich nie sicher sein

Der für ihn bis heute überraschende Tourenwagen-Rauswurf habe Spengler gezeigt, dass man sich seiner Position nie zu sicher sein dürfe: "Was mir passiert ist und obwohl ich ein Teil der BMW-Familie bin, zeigt, dass man sich nie zu 100 Prozent sicher sein darf. Man muss immer aufpassen und sich Türen offenhalten."

Die Entscheidung habe ihn vor allem nach dem Ausgang der Saison 2019 überrascht. Spengler schloss die Gesamtwertung als Neunter und drittbester BMW-Fahrer nach Marco Wittmann und Philipp Eng ab. Im vergangenen Jahr gelangen ihm ein Sieg auf dem Norisring, ein zweiter Platz auf dem Nürburgring sowie zwei Starts aus der ersten Reihe.

Spengler: Frust wegen Fans

"Ich bin auch frustriert, dass ich mich nicht von den DTM-Fans verabschieden konnte, die mich in all den Jahren unterstützt haben", sagte Spengler, der 15 Jahre lang für Mercedes und BMW in der Serie antrat. "Ich überlege, wie ich mich bei ihnen bedanken kann. Wenn ich zumindest in Hockenheim gewusst hätte, dass das mein letztes Rennen sein würde..."

Möglicherweise bietet sich die Gelegenheit eines angemessenen Abschiedes in der Saison 2020. BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt kündigte an, Spengler die Möglichkeit geben zu wollen, sich von seinen Fans in der DTM zu verabschieden. So hatte es 2018 Audi mit dem Gastauftritt von Mattias Ekström beim Saisonauftakt in Hockenheim gehalten.

Schwieriges IMSA-Debüt

Trotz des derzeitigen Frusts will Spengler zuversichtlich in die weitere Zukunft mit BMW und die neue Herausforderung mit dem ihm relativ unbekannten BMW M8 GTE blicken. Der IMSA-Rennkalender umfasst zwölf Rennen, mit den 24 Stunden von Daytona wartet vom 25. bis 26. Januar bereits das Highlight.

Spengler teilt sich beim Florida-Klassiker den Wagen mit DTM-Pilot Philipp Eng, Connor De Philippi und Colton Herta. Bei den weiteren Rennen kommt De Philippi als Teamkollege zum Einsatz. "Ich fahre auf Strecken, die ich nicht kenne", blickte Spengler voraus. "Das wird nicht einfach, weil ich gegen Fahrer antrete, die sie in- und auswendig kennen und große Erfahrung haben. Das könnte im ersten Jahr etwas kompliziert werden."

Bruno Spenglers DTM-Karriere (2005-2019)

Jahr Team Platzierung Erfolge
2005 Mercedes Persson Motorsport P16 --
2006 Mercedes-HWA Vize-Meister 4 Siege, 5 Podien, 2 Poles
2007 Mercedes-HWA Vize-Meister 1 Sieg, 4 Podien, 3 Poles
2008 Mercedes-HWA P5 2 Podien, 1 Pole
2009 Mercedes-HWA P4 3 Podien, 1 Pole
2010 Mercedes-HWA P3 2 Siege, 8 Podien
2011 Mercedes-HWA P3 2 Siege, 5 Podien, 4 Poles
2012 BMW Team Schnitzer Meister 4 Siege, 6 Podien, 3 Poles
2013 BMW Team Schnitzer P3 1 Sieg, 3 Podien, 2 Poles
2014 BMW Team Schnitzer P11 2 Podien
2015 BMW Team MTEK P5 6 Podiums, 1 Pole
2016 BMW Team MTEK P15 1 Podium
2017 BMW Team RBM P13 1 Sieg, 3 Podien, 1 Pole
2018 BMW Team RBM P12 1 Podium
2019 BMW Team RMG P9 1 Sieg, 2 Podien